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Hello Kitty muss sterben

Hello Kitty muss sterben

Titel: Hello Kitty muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Choi
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Bakterien.
    »Nein danke, Mom. Ich gehe ins Bett.«
    »Okay.«
    Sie fragte noch nicht einmal, wo ich gewesen war oder ob ich betrunken sei. Katies Tod hatte sie wohl davon überzeugt, dass sie mir meinen Spaß lassen sollte.
    Denn die arme Katie hatte ihn nicht gehabt. Sie wurde verheiratet und umgebracht.
    Kein Spaß.
    Zu schade, dass Katie nicht hier gelebt hatte und unseren Waschsalon benutzte. Ich hätte ihr und Peter einen großen Gefallen tun können. Ich hätte ihr mit einem Spitzenunterhöschen oder einem kirschfarbenen Lippenstiftfleck das Leben retten können.
    Doch dank ihr würde ich ein paar Tage in Los Angeles verbringen können.
    »Denk dran, Peter mit keinem Sterbenswörtchen zu erwähnen, Fiona«, wies mich mein Vater im Flugzeug an.
    Ach was. Als müsste er mir wirklich sagen, dass ich bei Katies Beerdigung nicht über Peter reden sollte. Das war ja wohl keine Frage.
    »Und red nicht mit Peters Familie«, sagte meine Mutter.
    »Peters Familie wird dort sein?«
    »Ja, sie sind gestern von Hongkong hergeflogen.«
    Um bei ihrem Sohn zu sein, während er wegen Mordes an seiner Frau vor Gericht stand.
    »Wird Peter dort sein, Mom?«
    »Ich glaube nicht. Ich glaube, die Polizei hat ihn noch in Gewahrsam.«
    Oh.
    »Fiona, hast du einen deiner schönen Anzüge dabei?«
    »Nein, Mom. Ich habe einen billigen Rock und eine Bluse dabei.« Falls wir mein Outfit abfackeln mussten, damit der Tod nicht mit uns nach Hause kam.
    »Hast du Schuhe dabei?«
    »Ja.«
    »Und Strümpfe?«
    »Ja.«
    »Braves Mädchen.«
    Mein Vater schwieg, bis das Flugzeug landete. Als wir aus dem Flugzeug stiegen, drehte er sich zu mir um. Er sah aus, als sei ihm gerade etwas in den Sinn gekommen.
    »Ach übrigens, Fiona.«
    »Ja?«
    »Vergiss nicht, Lippenstift zu tragen.«

KAPITEL 23
    Katie lag in einem glänzenden Sarg und sah wie eine magersüchtige Geisha in einem purpurfarbenen Kleid von Zac Posen aus.
    Sie hätte es toll gefunden, wie sie aussah. Dessen war ich mir ganz sicher. Der Leichenbestatter hatte ganze Arbeit mit ihrem blässlichen Make-up geleistet. Der heilige Petrus würde sie nicht tadeln können, weil sie zu dunkel oder zu dick war, wenn sie am Himmelstor ankam. Wäre sie auch nur einen Hauch weißer oder dünner, würde er ein Skelett in einer Kabuki-Maske begrüßen.
    Tante Lydia ersparte uns das Grauen einer herkömmlichen chinesischen Bestattung, damit sie offen um ihre Tochter trauern konnte. Gott segne die Frau. Ich würde meine Kleidung nicht verbrennen müssen.
    Doch die Art, wie Katie umgekommen war, ruinierte in meinen Augen jegliche positive Energie ihrer typisch amerikanischen Beerdigung. Statt des üblichen Kummers und der Zufriedenheit lag Wut in der stark parfümierten Luft des Bestattungsinstituts. Hass und Groll sickerten aus den Poren von Katies und Peters Familien.
    »Sieh sie nicht an«, flüsterte mein Vater.
    »Tu ich nicht.«
    »Sprich nicht mit ihnen.«
    »Sie sehen uns noch nicht einmal an, Dad.«
    »Dann sieh sie auch nicht an.«
    »Tu ich nicht. Ich sehe meine Schuhe an.«
    »Geh und setz dich neben Tante Lydia, während ich mich mit deinem Onkel unterhalte.«
    Ich wollte nicht neben Tante Lydia sitzen, die weinte und in der es vor negativer Energie nur so schäumte, aber ich tat es trotzdem.
    »Mein Beileid, Tante Lydia.«
    »Danke, Fiona. Du bist so ein braves Mädchen.«
    Mhm. Natürlich bin ich das.
    Also saß ich dort neben meiner Tante vor Katies Sarg, bis im Wartezimmer nebenan ein Streit ausbrach. Tante Lydia sprang auf und beteiligte sich daran.
    »Euer Sohn hat meine Tochter umgebracht!«
    »Nein, hat er nicht. Es war ein Unfall.«
    »Es war kein Unfall! Er hat sie gestoßen!«
    »Sie ist ungeschickt gewesen. Sie ist über ihre eigenen Füße gestolpert. Es ist nicht seine Schuld.«
    »Selbstverständlich ist es seine Schuld!«
    »Sie war eine schreckliche Ehefrau!«
    »Was? Sie hat ihn wunderbar behandelt. Und er hat sie ermordet!«
    »Wenn sie so großartig war, hätten sie sich nicht gestritten und sie wäre noch am Leben!«
    Ich stand auf und schlenderte in das Wartezimmer, um einen Blick zu riskieren. Mein Onkel ruderte mit den Armen und bedrohte jemanden, der in einer Ecke kauerte. Mein Vater hielt ihn zurück. Eine Frau beschützte den anderen Mann vor meinem Onkel.
    »Fiona, geh ins andere Zimmer zurück.«
    Hai, Daddy.
    Doch ich tat es nicht.
    Ich wanderte umher und erkundete die anderen Räumlichkeiten des Bestattungsinstituts, nachdem ich den Streit hinter mir gelassen

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