Hello Kitty muss sterben
nicht genug Geld für zwei Leute, also ist sie allein gereist.«
Okay.
»Und was hast du zu Hause gemacht, Peter?«
»Reparaturen am Haus, auf sie gewartet.«
Himmelherrgott.
Dann musste Peter noch mit Katies Wutanfällen fertig werden und den endlosen Forderungen ihrer Mutter, was das Haus betraf, Fahrten hierhin und dorthin und wieder zurück, Einkäufe. Er wurde zum designierten Laufburschen, Chauffeur, Koch, Heimwerker. Und nun wollte er Vater werden.
Doch Katie hegte kein Interesse an Mutterschaft. Sie wollte andere Dinge.
Kein Wunder, dass der arme Kerl rauswollte.
»Mom, Katie behandelt ihn wie den letzten Dreck. Sie ist eine Tyrannin.«
»Sie hat ihre Launen, ich weiß.«
»Und jetzt will sie, dass er an sich herumschnippeln lässt.«
Meine Mutter sagte einen Moment lang nichts. Sie dachte nach und warf schließlich frustriert die Hände empor.
»Weißt du was, vergiss es! Hör nicht weiter auf die dummen Ideen deines Vaters, Fiona.«
»Was?«
»Heiraten und all das. Geh und leb dein Leben. Kauf dir noch ein paar Dior-Schuhe, küss Pepito, hab ein tolles Leben.«
Hai, Mom.
»Es ist es nicht wert. Sieh dir Katie an. Die jungen Leute von heute! Ein braves chinesisches Mädchen, das von seinem Ehemann verlangt, er solle sich in seinem Alter unfähig machen lassen, Kinder zu zeugen. Du hast recht, Fiona. Sie will sich von ihm scheiden lassen.«
»Scheidung ist besser, als kopflos in einem Straßengraben zu enden, Mom.«
»Sag so etwas nicht.«
»Es stimmt. Sag Katie, sie soll sich einen guten Anwalt nehmen.«
Doch letztlich war es Peter, der einen Anwalt brauchte.
Etwa einen Monat später verhaftete das Los Angeles Police Department Peter, nachdem meine Tante Katie mit gebrochenem Genick am Fuß der Treppe vorgefunden hatte. Das Pärchen hatte sich im ersten Stock gestritten. Über das Kinderkriegen. Über das Nicht-Kinderkriegen.
Die Nachbarn hörten sie. Meine Tante hörte sie. Das Nächste, was jeder wusste, war, dass Katie die Treppe hinunterstürzte. Peter behauptete, sie sei über ihr Nachthemd gestolpert. Meine Tante sagte, er habe sie gestoßen.
Also verhaftete das LAPD ihn wegen Mordes.
Willkommen in Amerika. Peter würde bleiben. Und er brauchte noch nicht einmal eine Greencard.
Was Katie betraf, die bekam eine Gratisreise ins Leichenschauhaus. Denn das geschieht mit Hello Kittys, die sich nicht an die Spielregeln halten. Wenn man nicht tut, was die Eltern einem sagen, wird man aus dem Haus geschickt. Wenn man keine Kinder kriegt, wenn der eigene Ehemann Kinder haben will, endet man mit einem gebrochenen Genick.
Und Katies CPA-Examen in Unternehmensrechnung und ihre Sammlung an Designerschuhen halfen ihr einen Scheißdreck dabei, den Sturz die Treppe hinunter zu verhindern.
Katies Tod ließ mich an Don denken. Wie ich mir ein ähnliches Schicksal erspart hatte. Er oder ich. Es hätte keinen anderen Weg gegeben, es sei denn, ich wollte meiner Cousine in den Räumlichkeiten des ärztlichen Leichenbeschauers Gesellschaft leisten. Kein guter Ort. Dort bekommt man keine Fünfzehn-Dollar-Bellinis serviert.
»Siehst du, Dad? Katie hätte sich einfach von ihm scheiden lassen sollen. Das wäre besser als ein gebrochenes Genick gewesen.«
»Du hast recht gehabt.«
»Was?«
»Du hast bezüglich Peter recht gehabt. Arme Katie.«
»Siehst du? Hör auf, mich mit einem Peter verkuppeln zu wollen. Ich mag mein Genick so, wie es ist.«
Ich dachte schon, mein Vater würde mich wegen meiner Bemerkung tadeln, doch dem war nicht so. Stattdessen lachte er.
»Ich auch, Fiona.«
Und ich erst.
KAPITEL 22
Seans Wagen roch eigenartig. Nicht nach toten Eichhörn chen, aber nach Pfirsichgärten, Kiefernzapfen, Vanille- Minze, Meeresbrise, Zitrusgemisch. Ein olfaktorischer Regenbogen an Raumsprays.
Doch nicht einmal die gemeinsamen Anstrengungen von Oust, Lysol und Febreze konnten die billigen Parfums überdecken, die Seans jüngst verstorbene Fahrgäste getragen hatten.
»Freundchen, such dir einen Duft aus und bleib dabei«, sagte ich ihm.
»Was?«
»Dein Auto. Es riecht nach Vanille-Zitrus-Meeresbrise.«
»Das ist gut.«
Solange es nicht nach toten Eichhörnchen oder toten Nutten roch, war es Sean egal. Weil er es sowieso nicht riechen konnte.
Sean gabelte mittlerweile zahlreiche Prostituierte in seinem schicken Mercedes auf. Nach einem Blick auf seinen Wagen und auf ihn ergaben sie sich freiwillig in ihr Schicksal. Es wurde zu einfach.
Ich hoffte, er würde seinen neuen Zeitvertreib
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