Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
galant ignorieren. Die Frauen und festen Freundinnen der Angels ließen sich so etwas nicht gefallen. Sie unternehmen nichts gegen die Mamas, grenzen sich aber strikt von ihnen ab. Eine der Oaklander old Ladys , ein hübsches, dunkelhaariges Mädchen namens Jean, hält Mamas für traurige Gestalten, geborene Verliererinnen. »Frauen wie Mama Beverly tun mir einfach nur Leid«, sagt sie. »Die glauben, sie müssten herumhuren und alles Mögliche anstellen, bloß damit sie bei den Angels sein dürfen. Aber es gibt viele Frauen, die so sind. Einmal, auf einer Party in Richmond, kam ein Mädchen herein, das keiner je gesehen hatte, und fing an, Nacktfotos von sich herumzuzeigen. Dann ging sie mit einem halben Dutzend von den Jungs auf ein Zimmer. Mann, du müsstest mal sehen, wie die Mädchen angelaufen kommen, wenn die Angels auf einem Run sind – und das nur, weil sie die Angels sind. Wenn irgendwelche Mädchen behaupten, sie wären von den Angels vergewaltigt worden, dann sind die höchstwahrscheinlich selber angekommen und haben darum gebeten.«
    Das klingt ein wenig grob. Mädels, die den Hell’s Angels hinterherlaufen, leiden ausnahmslos an einer gewissen Notgeilheit, und einige sind geistesgestörte Schlampen, aber nur wenige nehmen gern eine Gruppenvergewaltigung in Kauf. Das ist ein äußerst unangenehmes Erlebnis – was die Angels stillschweigend eingestehen, indem sie es als Form der Bestrafung auffassen. Eine Frau, die einen Outlaw verpfeift oder ihn wegen des falschen Mannes verlässt, kann damit rechnen, »rangenommen« zu werden, wie sie sagen. Ein paar Jungs sammeln sie eines Abends ein und bringen sie zu einem Haus, wo
die anderen schon herumhocken. Das ist eine eindeutig festgelegte Zeremonie, wie bei der Läuterung einer Hexe; die Frau wird ausgezogen, auf den Boden gelegt, festgehalten und dann vom Ranghöchsten bestiegen. Die Bestrafung erfolgt an einem Ort, an dem alle zusehen können, auch die Mamas und old Ladys , aber die meisten Angel-Frauen meiden diese Vorführungen. Und auch nicht alle Angels stehen auf so etwas. Diese Bestrafung erfolgt normalerweise durch den geschädigten Angel und eine Hand voll weiterer, die Gefallen an dieser Form der Züchtigung finden. Jedes Chapter verfügt über einige Gangbang-Enthusiasten; es sind normalerweise die Niederträchtigsten der ganzen Bande – nicht die Härtesten, sondern diejenigen, die Tag und Nacht, in jeder beliebigen Situation zu unberechenbarer Feindseligkeit neigen.
    Viele Monate nach meiner ersten Begegnung mit den Angels, als sie es schon selbstverständlich fanden, mich dabeizuhaben, erlebte ich auf einer Party eine Szene mit, bei der ich mich auch heute noch nicht entscheiden kann, ob es sich dabei nun um eine Sexorgie unter Freunden oder um eine hemmungslose Gruppenvergewaltigung handelte. Es war keine Angel-Party, sondern sie waren irgendwo eingeladen und kamen dann mit etwa zwanzig Mann, und es wurde eine Sause, die zwei Tage lang andauerte. Einige Outlaws fanden recht bald ein Mädel, die Ex-Frau eines anderen Gastes, die bereit war, in einem kleinen Gebäude abseits des Haupthauses das Tier mit den zwei Rücken zu spielen. Und das tat sie dann auch, und auch gerne, mit den drei dazu ausgewählten Männern. Doch die Sache mit der »neuen Mama« sprach sich schnell herum, und bald stand rund um sie her eine große Zuschauerschar – trank, lachte und machte mit, wenn sich eine freie Stelle bot.
    Ich habe aus dieser Nacht noch einen zerknüllten Notizzettel; nicht alles, was darauf geschrieben steht, ist noch entzifferbar, aber einiges davon liest sich so: »Hübsche Frau, um die 25, liegt auf Dielenboden, immer zwei oder drei über ihr, einer kniet zwischen ihren Schenkeln, einer sitzt auf ihrem Gesicht, ein Dritter hält ihre Füße; Zähne, Zungen und Schamhaar; schummriges Licht in einer Holzhütte, Schweiß und Sperma schimmern auf ihren Schenkeln und auf ihrem Bauch, ein rotweißes Kleid, bis über ihre Brust hochgeschoben; Männer stehen da und gröhlen, die Hosen ausgezogen, warten darauf, dass sie auch mal oder noch mal drankommen; die Frau bewegt sich ruckweise und stöhnt, wehrt sich nicht, klammert sich fest, wirkt betrunken, weiß nicht, wie ihr geschieht ...«
    Es war kein sonderlich erotischer Anblick. Damals hatte ich den Eindruck, es handele sich um eine Vergeltungstat. Es herrschte eine schroffe, jähzornige, fast hysterische Stimmung im Raum. Die meisten Männer schoben nur eine Nummer und sahen dann entweder

Weitere Kostenlose Bücher