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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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zeigen, dass wir Brüder sind«.
    Es ist eine ziemlich nervtötende Art, begrüßt zu werden. Als ich die Angels schon etliche Monate kannte, ging ich eines Abends in San Francisco ins Hyde In und stellte mich zu einer Gruppe von ihnen an den Tresen. Ich suchte gerade in meiner Tasche nach Geld für ein Bier, da wurde ich fast umgerammt von einem herbeistürmenden Menschen, der mich umarmte, ehe ich sehen konnte, wer es war. Mir wurde schwarz vor Augen, und im ersten Moment dachte ich, sie hätten mich schließlich doch angegriffen, und nun sei alles vorbei. Dann spürte ich den haarigen Kuss und hörte das Gelächter. Ronnie, der Sekretär des Oakland-Chapters, schien gekränkt, dass ich
ihn nicht ebenfalls umarmt und den Kuss von Herzen erwidert hatte. Das war ein schwerer gesellschaftlicher Fauxpas und für die Angels ein weiterer Beweis dafür, dass ich nicht eben der Hellste war. Sie fanden, dass ich zu langsam lernte, ein Grenzfall war mit nur wenig Potenzial. Meine erste Dummheit hatte darin bestanden, dass ich mir einen Britenbock besorgt hatte, eine Beleidigung, die ich nur teilweise dadurch wieder wettgemacht hatte, dass ich ihn mit hohem Tempo zu Schrott gefahren und mir dabei auch den Kopf blutig geschlagen hatte. Dieser Unfall verhalf mir zu einer Art Minimalstatus, der währte, bis ich das mit dem Kuss verpatzte. Anschließend behandelten sie mich dann mit einer gewissen milden Gleichgültigkeit, als wäre ich der kleine Bruder von irgendwem und litte an einer unheilbaren Krankheit – »Lasst den armen Trottel doch mitmachen; das ist weiß Gott das Mindeste, was wir für ihn tun können.« 39
    Den Mann von der Los Angeles Times behandelten sie genauso, aber er wurde anscheinend das Gefühl nicht los, dass sich jeden Moment irgendjemand von hinten anschleichen und ihm mit einem Wagenheber den Schädel einschlagen würde. Es war eine ausgesprochen lustige Szene. Ich hoffte, Cohen würde etwas sagen wie »Präsident Barger, nehme ich an?« Aber dazu war er zu nervös. Er hatte mit der Polizei gesprochen und hatte den ganzen Kopf voller Gräuelgeschichten; wahrscheinlich formulierte er in eben diesem Moment im Geiste den Artikel, den ein anderer über sein Ableben verfassen würde. »... der Reporter wehrte sich, aber es nützte nichts. Die von Drogen in den Wahnsinn getriebenen Motorradfahrer hackten ihn schnell in vier Stücke, die sie dann an einen Bratspieß
steckten. Ihre orgiastischen Schreie tönten über das Wasser. Er hinterlässt ...«
    Eigenartigerweise bekam Cohen in Bass Lake eines der längsten und aufrichtigsten Interviews, das Barger je gegeben hat. Der Ober-Angel war an diesem Morgen bester Laune. Die Sonne wärmte ihn, seine Leute waren in Sicherheit, und was auch immer er sich im Laufe der Nacht eingepfiffen hatte, hatte ihm offensichtlich gut getan. Cohens Verhalten war alles andere als feindselig. Die meisten Reporter behandeln die Outlaws entweder von oben herab oder stellen ihnen so scharfe und rechthaberische Fragen, dass sie sich ihre Antworten eigentlich auch gleich aus dem Lynch-Bericht hätten besorgen können. Eines Abends erlebte ich in Oakland mit, wie ein Mann von einer Zeitung aus der östlichen Bay Area beide Fehler gleichzeitig beging. Er kam ins El Adobe und fragte sofort, ob er Marihuana kaufen könne. Noch ehe man entscheiden konnte, ob er einfach nur ein Arschloch oder ein Drogenfahnder war, zog er etwas eigenes Gras aus der Tasche und bot es den anderen an. Das funktionierte auch nicht, hätte aber eventuell das Eis zum Schmelzen gebracht, wenn er sich selbst einen Joint gedreht hätte. Dann wollte er alle auf ein Bier einladen und redete dabei die ganze Zeit Bebop-Jargon. Die Angels ließen ihn eine Weile gewähren, aber nach einigen Bieren fing er an, Fragen über Hitler, Gruppenvergewaltigungen und Sodomie zu stellen. Schließlich sagte Sonny ihm, er habe dreißig Sekunden Zeit, sich zu verpissen, und falls er sich jemals wieder dort blicken lassen würde, bekäme er eine Kettenpeitsche um die Ohren geknallt.
    Ein anderer Journalist wurde abserviert, weil er sich allzu einfühlsam gab. »Der Typ hat was Unheimliches an sich«, sagte mir Barger. »Entweder ist er ein Bulle, oder er ist verrückt. Und wenn er keins von beidem ist, benutzt
er uns für irgendwas, das wir nicht durchschauen.« Das erwies sich als zutreffend. Sein Verhältnis zu den Angels wurde zusehends angespannter, und als ich das letzte Mal mit ihm sprach, erzählte er mir, jetzt seien sie hinter

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