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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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kommt, könnte darauf hindeuten, dass der Staat nur Verfahren anstrengt, die er auch mit Sicherheit gewinnt. Dennoch enden in Kalifornien nur sieben von zehn Vergewaltigungsverfahren
mit einer Verurteilung, wohingegen dieses Verhältnis bei allen anderen Schwerverbrechen bei acht von zehn liegt.
    Die Vergewaltigungs-Manie ist ein derart vielschichtiges Phänomen, dass man wohl nur mit einem Dekret des Präsidenten etwas dagegen wird ausrichten können. Eine hochrangig besetzte Kommission wird die Angelegenheit ergründen müssen – und dazu am besten gleich noch das als Logrolling bekannte Phänomen, bei dem sich unsere politischen Parteien unablässig gegenseitig in die Hände arbeiten, sowie das Fettsteißsyndrom. Währenddessen wird man die Hell’s Angels auch weiterhin mit schöner Regelmäßigkeit wegen des Verdachts der Vergewaltigung festnehmen. Man hält das mittlerweile für eine ihrer Spezialitäten – vor allem die Gruppenvergewaltigung, die schmerzvollste und erniedrigendste Form von sexuellem Übergriff. Doch obwohl die meisten Mitglieder schon irgendwann einmal wegen des Verdachts der Vergewaltigung verhaftet wurden, wurden im Laufe von fünfzehn Jahren nicht einmal ein halbes Dutzend von ihnen deswegen rechtskräftig verurteilt. Die Outlaws beharren darauf, dass sie niemals vergewaltigen, aber die Polizei behauptet, sie täten es ständig. Es sei schwierig, eine Verurteilung zu erzielen, sagt die Polizei, denn den meisten Frauen widerstrebe es, auszusagen, und die wenigen, die dazu bereit seien, würden es sich meist anders überlegen, nachdem die Angels – oder einige ihrer Mamas  – gedroht haben, ihnen das Gesicht zu zerschneiden oder sie von dem gesamten Club »rannehmen« zu lassen.
    Im Juli 1966 wurden in Sonoma County vier Angels vor Gericht gestellt, die man beschuldigte – auf einer Party der Hell’s Angels –, ein neunzehnjähriges Mannequin
aus San Francisco vergewaltigt zu haben. Insgesamt wurden in der Sache neunzehn Angels angeklagt, doch dann grenzte der Staatsanwalt die Klage auf vier von ihnen ein – Terry, Tiny, Mouldy Marvin und Magoo Two 38 –, und zog ohne auch nur den leisesten Zweifel vor Gericht, dass er vier Verurteilungen erreichen würde. Zwei Wochen später, nachdem drei Verteidiger der Angels das Opfer ins Kreuzverhör genommen hatten, entschieden die Geschworenen  – elf Frauen und ein Mann – auf Freispruch. Sie brauchten keine zwei Stunden, um zu diesem einstimmigen Urteil zu gelangen.
     
    An den Geschichten über die Einschüchterungen ist einiges dran, aber es ist bei weitem nicht die alleinige Erklärung dafür, warum die Angels so oft angeklagt und so selten verurteilt werden. Das Problem liegt eher darin, dass es ziemlich schwierig ist, anhand der tatsächlichen Ereignisse zu definieren, was genau eine Vergewaltigung ist. Wenn eine Frau von der Straße gezerrt und zum Geschlechtsverkehr gezwungen wird, dann ist das ganz klar eine Vergewaltigung. Aber die Angels behaupten, so etwas passiere nie.
    »Wieso das Risiko eingehen, wegen einer Vergewaltigung für fünfzig Jahre hinter Gitter zu wandern?«, sagte mal einer. »Mann, eine Vergewaltigung – eine richtige Vergewaltigung – macht doch sowieso keinen Spaß, und wir kriegen wirklich genug Weiber, auch wenn wir einfach nur irgendwo rumstehen. Jesses, ich hab’s schon erlebt, dass mir Frauen an einer roten Ampel einen Antrag gemacht haben, die haben mir in Kneipen schon den Hosenschlitz aufgemacht, ohne vorher auch nur Hallo zu sagen,
und wenn zufällig gerade mal nichts läuft, klingele ich rum und finde raus, wer spitz ist.«
    »Klar, wir lassen nichts anbrennen«, sagte ein anderer. »Aber ich habe noch nie erlebt, dass ein Mädel was von Vergewaltigung erzählt hat, ehe dann alles vorbei war und sie Zeit hatte, darüber nachzudenken. Machen wir uns doch nichts vor: ’ne Menge Frauen stehen nicht drauf, es immer nur mit einem Typ zu treiben, da geht ihnen keiner bei ab. Das Dumme ist bloß, dass die Mädels manchmal eher aufhören wollen als wir, oder während eine auf der Ladefläche von ’nem Pickup fünfzehn Kerle durchzieht, klaut ihr irgendwer ein paar Dollar aus der Handtasche – und dann flippt sie aus und hetzt uns die Bullerei auf den Hals. Oder bei uns wird ’ne Razzia gemacht, und da liegt sie dann nackt mitten in einem Haufen Hell’s Angels, und dann ist sie mit einem Mal vergewaltigt worden. Was sollen wir da sagen? Bei so was werden wir automatisch eingebuchtet. Aber

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