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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Wasser herum. Manche Mädels trugen BH und Schlüpfer, andere rollten die Beine ihrer Torerohosen auf, so hoch es ging, und einige wenige schwammen in Herren-T-Shirts. Es sah aus wie der jährliche Betriebsausflug der Nachtschicht der Kupfermine Never Sweat in Butte, Montana.
    Die Angels schwammen nicht viel. Es passt nicht zu ihrem
Stil, und nur wenige können es überhaupt. »Scheiße, ich würde untergehen wie ein Stein, wenn ich da rausgehen würde«, sagte einer. »Ich könnte bestimmt schwimmen lernen, wenn ich wollte, aber was soll der Scheiß? Öfter als ein Mal im Jahr mach ich das doch sowieso nicht.«
    Nach einigem gockelhaften Getue schwamm schließlich einer der muskulösen Strandtypen graziös über die Bucht, um die Fragen über die Boote zu beantworten, welche die Angels hinübergebrüllt hatten. Sie wollten alles über die Motoren erfahren, die so groß aussahen, dass die Outlaws nicht verstanden, warum sie die Bootskörper, an denen sie befestigt waren, nicht zum Sinken brachten. Einer war ein 400-PS-Oldsmobile-V8 mit Kompressor. Das war die einzige gemeinsame Sprache, die die beiden Gruppen hatten, aber es funktionierte. Nach einer halben Stunde Fachsimpelei und einigen gemeinsam gezischten Bieren lud einer der Bootsjungs einige Angels zu einer Spritztour ein. Sie kamen aufgekratzt lachend zurück. »Mann, der ist mit dem Teil quer über den See einen Wheelie gefahren«, sagte einer. »Ich konnte es nicht fassen. Das Ding ist echt ’ne Wucht!«
    Der einzige andere Zwischenfall bei diesem Run ereignete sich am Sonntagabend, kurz bevor der Bier-Supermarkt um zehn schloss. Die Angels, die den ganzen Tag dort verbracht hatten, waren sturzbetrunken, als es Zeit wurde, aufzubrechen, bestanden aber auf einem standesgemäßen Abgang. Wenn sie in einer Gruppe von irgendwo aufbrechen, sei es nun betrunken oder nüchtern, brausen sie jedes Mal davon wie ein Schwarm Düsenjäger, der von einer Startbahn abhebt – einer nach dem anderen, in schneller Folge und mit ohrenbetäubendem Lärm. Die Grundidee dabei ist, dass sie weniger Gefahr laufen, miteinander
zu kollidieren, wie wenn sie einzeln starten, aber die Angels haben dieses Ritual zu einer Inszenierung voller Dramatik weiterentwickelt. Die Reihenfolge der Starts spielt dabei keine Rolle; nur Stil und Rhythmus sind entscheidend. Sie justieren ihre Vergaser genau so, dass die Motoren beim ersten Tritt anspringen. Ein Outlaw, dessen Bock nicht auf Anhieb wie ein Blitz davonschießt, empfindet das regelrecht als Stigma. Es hat die gleiche Wirkung, wie wenn im Gefecht eine Waffe Ladehemmung hat oder ein Schauspieler einen entscheidenden Satz verpatzt: »Sein oder Nichtsein ... sprach der Rabe.«
    Folgendermaßen lief es vor dem Supermarkt. Eine Menschenmenge hatte sich an der Zufahrtsstraße eingefunden, um das große Finale mitzuerleben. Ein Fotograf lief wie angestochen hin und her und blitzte alle paar Sekunden. Die Angels aber waren mittlerweile zu betrunken, um noch irgendetwas zu reißen. Einige ließen ihren Motor absaufen und sprangen dann wüst fluchend immer wieder auf den Kickstarter. Andere rasten zu mehreren gleichzeitig los oder fuhren mit wildem Geschrei in die Menschenmenge hinein. Viele trugen Sixpacks, was das Lenken zusätzlich erschwerte. Die beim ersten Versuch ihren Motor hatten absaufen lassen, versuchten das wieder gutzumachen, indem sie auf dem Hinterrad davonbrausten, ihre Motoren gnadenlos aufheulen ließen, um ordentlich Dampf zu machen, ehe sie dann die Kupplung abrupt kommen ließen. Buck, ein riesiger Joker, rammte einen Streifenwagen, noch ehe er aus dem ersten Gang heraus war, und wurde schnurstracks ins Gefängnis gesteckt, wo er die nächsten dreißig Tage verbrachte. Frip aus Oakland kam von der Straße ab und flog gegen einen Baum, brach sich dabei das Fußgelenk und blockierte auf der schmalen Uferstraße den Verkehr.
    Eine große Menschenmenge strömte zusammen, alle wollten helfen. Der einzige Polizist vor Ort war ein Deputy des Sheriffs von Madera County in einem Gefangenentransporter, aber der behauptete, keine Befugnisse zu haben, und weigerte sich, einen privaten Krankenwagen zu rufen, bis jemand schriftlich versicherte, dass er die Rechnung übernehmen werde. Das entlockte der Menge höhnische Bemerkungen und Proteste. Der Fotograf verlor den Kopf und fing an, den Deputy zu beschimpfen. Einer der vier oder fünf anwesenden Angels brauste in Richtung Willow Cove los. Schließlich erklärte sich der Fotograf

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