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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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es könnte Schwierigkeiten geben«, stand weiter in dem Artikel, »denn die Bande drohte, bis zum 16. Juli in Bass Lake zu bleiben oder an diesem Tag mit Verstärkung wiederzukommen.« Die Behörden des Countys standen vor der Wahl, die Verfügung außer Kraft zu setzen oder Bass Lake erneut zum Schauplatz eines Runs zu machen – und Barger sagte, man werde auf jeden Fall wiederkommen und sich vor Gericht vertreten lassen.
Wie nicht anders zu erwarten, wurde die Verfügung fallen gelassen. Sie war von Anfang an Murks gewesen, und nicht einmal die Polizisten, die sie durchsetzen sollten, hatten verstanden, was sie im Einzelnen bedeutete. Der letzte Pressekommentar zur Bass-Lake-Geschichte erschien im Examiner unter der kleinen Überschrift EIN SIEG FÜR DIE HELL’S ANGELS. Darin stand, dass man die Verfügung auf Ersuchen des Bezirksstaatsanwalts hin habe fallen lassen – eben des Mannes, der sie zwei Wochen zuvor ausgeheckt hatte.
    Rückblickend waren sich alle einig, dass sowohl die Presse als auch die Polizei fabelhafte Arbeit geleistet hatten. Es hatte eine massive Publicity, eine massive Polizeipräsenz und ein massives Biergelage gegeben, das all ihre Vorkehrungen gerechtfertigt hatte. In einer Galaxie landesweiter Ausschreitungen und Krawalle war Bass Lake ein Stern des Friedens. Dafür gab es unterschiedliche Erklärungen, einige mit recht ominösen Untertönen. Eine stammte von einem Polizeibeamten, der das Ausbleiben von Gewalttaten auf den Umstand zurückführte, »dass fast so viele Beamte vor Ort waren wie Motorradfahrer«. Er schätzte die in Bass Lake anwesenden Einsatzkräfte auf über hundert Mann, und sie alle hätten viele Überstunden geleistet. 40
    Die Angels hatten eine eigene Erklärung dafür. Sie taten den Gedanken, die Polizei habe sie dank ihrer großen Zahl im Griff behalten, als lächerlich ab. Nein, im Gegenteil: Durch ihre große Zahl hätten sie sowohl die Bullen als auch die Bürger gezwungen, sie in Ruhe zu lassen. Beide Seiten behaupteten, die Demonstration ihrer Macht habe verhindert, dass es zu Schlimmerem kam, und in gewissem Maße hatten beide damit Recht. Aber ich glaube, die wahre Erklärung dafür ist etwas komplizierter.
    Die eigenartige Ambivalenz der Öffentlichkeit gegenüber den Outlaws hielt die Konfrontation von Bass Lake das ganze Wochenende über in einer prekären Balance. Das verwirrte die Angels beinahe ebenso sehr wie die Polizei. Bei ihrer Ankunft sahen sie sich einer geschlossenen Front öffentlicher Empörung gegenüber – und dann, ohne recht zu begreifen warum, wurden sie zur Hauptattraktion des Wochenendes, zum orgiastischen Beweis dafür, dass Bass Lake immer noch wusste, wie man anständig Unabhängigkeitstag feiert. Die drohende Gewalt wurde in dramatische Spannung umgewandelt und ließ die Atmosphäre knistern. Die Stimmung des Publikums war euphorisch, gar erotisch aufgeladen. Es kam zu Zwischenfällen, aber nur zu wenigen – und als dann alles vorbei war, wurde das schwerste Vergehen des Wochenendes einem Fotografen aus Los Angeles zur Last gelegt.
    In jedem Fall war dieses Wochenende ein großer moralischer Sieg für das freie Unternehmertum. Es ist schwer zu sagen, was passiert wäre, wenn die Outlaws nirgends Bier bekommen hätten, aber der mondgesichtige Mann in dem Touristen-Supermarkt war der Visionär, der dafür sorgte, dass sich das Blatt wendete. Nach dem ersten Einkauf waren die Angels überall gern gesehen oder wenigstens
geduldet, bloß in Williams’ Laden nicht – den später dann auch die Bürgerwehr verließ, als klar wurde, dass sich der Schwerpunkt des Geschehens auf die andere Seeseite verlagert hatte. Der arme Williams war am Schluss der Dumme; er hatte sich tapfer gewehrt, hatte aufopfernden Heldenmut bewiesen – und als die Angels am Montagabend dann endlich fort waren, hatte er sich die freie Zeit verdient, hinaus ans Seeufer zu gehen und stolz und versonnen wie Gatsby zu den grünen Neonlichtern der Lokale am jenseitigen Ufer hinüberzusehen, wo die anderen nun saßen und ihr Geld zählten.

DIE DROGEN-KABBALA UND EINE WAND AUS FEUER

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    Wenn die anfangen zu trinken und zu kiffen und diese Pillen zu schlucken, dann ist wirklich alles möglich. Sie werden rasend, wie die Tiere, und reißen dich in Stücke, mit Ketten, Messern, Bierdosenöffnern, allem, was sie gerade in die Finger kriegen. – Polizist, Fontana
    Motorrad-Outlaws wurden beschuldigt, ein Drogennetz zu betreiben, ein finsteres Gewebe aus Dealern und

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