Hell's Angels (German Edition)
Im El Adobe gingen die Dinge wieder ihren gewohnten Gang – die vertraute bierselige Langeweile, das schräge Geplärr aus der Jukebox, vorfahrende und wieder wegfahrende Bikes, das Klacken der Kugeln auf dem Billardtisch und das wüste, sich ewig wiederholende Geschwätz von Leuten, die so viel Zeit miteinander verbrachten, dass gegen die Fadheit nur noch half, sich die Birne zuzudröhnen. Sonny ging wie meistens früh, und als er auf dem Parkplatz auf seine schwarze Sportster stieg, fielen mir die Dragons wieder ein, und ich fragte ihn, warum sie mit den Angels anscheinend
auf so freundlichem Fuß stünden. »Wir sind mit denen nicht befreundet«, antwortete er, »und solange ich Präsident bin, wird sich daran auch nichts ändern. Aber die sind anders als die meisten Nigger. Die sind eher wie wir.«
Ich sah die Dragons nie wieder im El Adobe, und andere Schwarze, die dort auftauchten, wurden anders empfangen. Eines Abends Ende August kam eine Gruppe von vier Mann herein. Sie waren alle in den Zwanzigern, trugen Sportsakkos, aber keine Krawatten, und einer war so groß, dass er am Eingang den Kopf einziehen musste. Er maß fast 2,15 Meter und wog hundertzwanzig bis hundertdreißig Kilo. Der Laden war voll, denn es war Wochenende, aber die vier Schwarzen fanden noch eine freie Stelle am Tresen, und der Große begann sich augenscheinlich freundlich mit Don Mohr zu unterhalten, dem Fotografen, der gerade zum Ehren-Angel ernannt worden war. Die übrigen Angels ignorierten die Neuankömmlinge, aber gut eine halbe Stunde später fingen Mohr und der schwarze Goliath an, einander anzuschnauzen. Worum es bei ihrem Streit wirklich ging, kam nie heraus. Mohr erzählte später nur, er habe dem »großen Nigger« im Laufe ihres Gesprächs zwei Bier spendiert. »Dann hat er sich noch eins bestellt«, erklärte Mohr, »und ich habe ihm nur gesagt, das könne er aber schön selber bezahlen. Und mehr brauchte es nicht, Mann. Der hat schon Stunk gesucht, als er hier reingekommen ist. Als ich ihm gesagt habe, dass er sein Bier selber bezahlen soll, nachdem ich für die ersten beiden Runden geblecht hatte, hat er angefangen, sarkastische Bemerkungen zu machen – und da habe ich dann gesagt, gehen wir doch besser nach draußen.«
Die beiden hatten auf dem Parkplatz schon die Fäuste
gehoben, als die anderen Angels mitbekamen, dass eine Prügelei begann, aber als der erste Schlag traf, war der Kampfplatz von Zuschauern umringt. Mohr ging ohne irgendwelche Präliminarien auf seinen hühnenhaften Gegner los, sprang vor und verpasste dem Schwarzen einen Schlag an den Kopf – und damit war der Kampf entschieden.
Der Schwarze schlug blindlings um sich, als sich die anderen auf ihn stürzten. Die Schläge trafen ihn gleichzeitig in der Magengrube, in der Nierengegend und am Kopf. Einer seiner Freunde wollte ihm noch helfen, lief aber gegen Tinys Unterarm und wurde dabei bewusstlos geschlagen. Die beiden anderen waren so vernünftig zu fliehen. Das Monster taumelte kurz zurück und stürzte dann, immer noch um sich schlagend, los, ehe es schließlich mit einem Schlag von der Seite zu Boden gestreckt wurde. Drei Outlaws versuchten ihn festzuhalten, aber er sprang wieder hoch und kämpfte sich den Weg in die Kneipe frei. Er wirkte nicht direkt angeschlagen, blutete aber aus mehreren kleinen Schnittwunden und hatte nach so vielen Schlägen aus allen möglichen Richtungen Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Er ging noch einmal zu Boden, stand aber schnell wieder auf und lehnte sich dann an die Jukebox. Bis dahin war er ein sich bewegendes und sich wehrendes Ziel gewesen, und nur wenigen Outlaws war es gelungen, einen Volltreffer zu landen. Jetzt aber hatten sie ihn in die Enge getrieben. Fünf Sekunden lang geschah nichts. Der Schwarze suchte verzweifelt nach einer Lücke, durch die er hätte entfliehen können, und er suchte immer noch danach, als ihn Terry mit einem gekonnten Schlag und voller Wucht am linken Auge erwischte. Er stürzte rücklings auf die Jukebox, deren Glashülle unter ihm barst, und sank dann zu Boden.
Für einen Moment schien er erledigt, doch als dann Stiefeltritte auf seinen Brustkorb einprasselten, zerrte er an einem der Angreifer, bis dieser das Gleichgewicht verlor, und kam wieder auf die Beine. Doch noch während er sich wieder aufrichtete, erwischte ihn Andy, einer der schwächsten und schweigsamsten Angels, mit einem heftigen Fausthieb, mit dem er einem normalen Mann den Schädel eingeschlagen hätte, am
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