Hell's Angels (German Edition)
ein paar Jungs, gebe ihnen ein paar Dollar für ihre Hilfe und fahre mit denen den Typ mal besuchen. Das zieht immer. Zusammentreten musste ich noch keinen.«
Es gibt noch andere mit festem Einkommen, aber die meisten Angels arbeiten nur sporadisch und verrichten Tätigkeiten, die in naher Zukunft von Maschinen übernommen werden. Es ist schon schwierig genug, einen Job als ungelernter Arbeiter zu bekommen, wenn man schulterlanges Haar hat und einen goldenen Ohrring trägt. Das erfordert einen Arbeitgeber, der entweder dringend Leute braucht oder ungewöhnlich tolerant ist. Aber sich als Mitglied einer landesweit bekannten »kriminellen Verschwörung unter Motorradfahrern« auf einen Arbeitsplatz zu bewerben, stellt ein Handikap dar, das sich nur mit sehr speziellen Begabungen überwinden lässt, über die nur wenige Angels verfügen. Die meisten sind ungelernt und ungebildet und haben außer einer kurzweilig zu lesenden Polizeiakte und ausgezeichneten Kenntnissen, was Motorräder angeht, keine weiteren Referenzen vorzuweisen. 9
Es steckt also mehr hinter ihrem Auftreten als nur das Verlangen nach Anerkennung in einer Welt, die sie sich nicht ausgesucht haben. Ihre eigentliche Motivation ist ein instinktives Wissen darum, was wirklich gespielt wird. Sie sind außen vor, und das ist ihnen klar. Im Gegensatz zu den Campus-Rebellen, die, minimalen Aufwand vorausgesetzt, aus ihrem Kampf mit einem Ticket zu gesellschaftlichem Erfolg hervorgehen werden, blickt der Outlaw-Motorradfahrer mit dem hasserfüllten Blick eines Mannes in die Zukunft, der keinerlei Aufstiegschancen hat. In einer Welt, die zunehmend auf Spezialisten, Techniker und unglaublich komplizierte Maschinen ausgerichtet ist, sind die Hell’s Angels ganz offensichtliche Verlierer, und das wurmt sie. Doch statt sich still in ihr kollektives Schicksal zu fügen, haben sie es zur Grundlage einer Fehde gegen die ganze Gesellschaft gemacht. Sie rechnen nicht damit, dadurch irgendetwas zu gewinnen, aber andererseits haben sie auch nichts zu verlieren.
Wenn ein Nachteil, eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu sein, darin bestand, dass man keine Arbeit fand, war ein anderer die enttäuschende Erfahrung, dass Ruhm nicht automatisch auch Geld bringt. Kurz nachdem die Nachrichtenmagazine sie berühmt gemacht hatten, fingen sie an, darüber zu reden, »mit der ganzen Sache reich zu werden«, und ihre Furcht davor, aufgerieben zu werden, wich bald einem dumpfen Unmut darüber, dass man sie »benutzte«, um Zeitungen und Zeitschriften zu verkaufen. Sie wussten nicht so recht, woher oder warum die Reichtümer kommen sollten, ja, nicht einmal, ob sie sie verdienten, waren sich anscheinend aber ziemlich sicher, dass der große Geldstrom bald in ihre Richtung umgeleitet werden würde. Dieser Glaube erreichte seinen
Höhepunkt, als es ein Angel auf die Titelseite der Post schaffte, und anschließend war es wochenlang schwierig, mit ihnen über irgendetwas anderes zu sprechen als über Geld. Sie hatten alle möglichen Deals am Laufen, zahlreiche Angebote an der Hand, die gegeneinander abgewogen werden wollten. Sie wussten nicht, ob sie sich nun auf bündelweise schnell verdientes Geld stürzen oder versuchen sollten, cool zu bleiben und Tantiemen auszuhandeln, die dann lebenslang fließen würden.
Keinem von ihnen war klar, was für irrige Hoffnungen sie sich da machten, bis ihre Deals dann einer nach dem anderen platzten. Die Angels nahmen diese Wendung nicht so schnell wahr, denn sie waren ja immer noch berühmt. Doch eines Tages hörte das Telefon dann auf zu klingeln, und das Spiel war aus. Sie redeten immer noch über Geld, aber ihr Tonfall wurde bitter dabei. Das Geld lag förmlich auf der Straße, aber sie kamen einfach nicht dran. Was sie brauchten, war ein guter, geldgeiler Agent, aber an so einen kamen sie auch nicht ran. Es gab niemanden, der Sal Mineo die dreitausend Dollar aus dem Kreuz leiern konnte, die sie dafür haben wollten, dass sie ihm bei seinem Film halfen. Und es gab auch niemanden, der den Produzenten der Merv Griffin Show, die ebenfalls davon gesprochen hatten, mit ihnen einen Film zu drehen, zweitausend Dollar entlocken konnte. (Ich habe es weiß Gott versucht, und die Angels geben mir heute noch die Schuld, dass ihnen diese zwei Riesen durch die Lappen gegangen sind, aber die traurige Wahrheit ist nun mal, dass Mervs Leute einfach nicht zahlen wollten. Vielleicht, weil sie wussten, dass Les Crane bereits einen Beitrag über die Hell’s
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