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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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durch englischsprachige Massenmedien durcheinander gebracht wurde, konnte er unmöglich wissen, warum sich meine Nachbarn so aufregten. Die Leute, die er schickte, um mich zu mahnen, wenn die Miete überfällig war, waren, was das Thema Outlaw-Motorradfahrer anging, ebenso ahnungslos. Sie hatten große Angst vor meinem jungen Dobermann, verzogen aber keine Miene, als sie eines Morgens bei mir klingelten und dann Terry the Tramp gegenüberstanden.
    Er hatte die Nacht durchgemacht und eine Menge Pillen und Wein intus. Es war ein kalter, feuchter Tag, und auf dem Weg zu mir hatte er bei einem Laden der Heilsarmee gehalten und für 39 Cent die zotteligen Reste eines Pelzmantels erworben, der aussah wie etwas, das Marlene Dietrich in den Zwanzigerjahren getragen haben mochte. Der ausgefranste Saum schlackerte ihm um die Knie, und die Ärmel wirkten wie Rüssel aus verfilztem Haar, die ihm aus den Armlöchern seiner Angels-Kutte wuchsen. In den Mantel gehüllt, sah er aus, als wiege er hundertfünfzig Kilo ... ein primitives, verrücktes Wesen, das Stiefel trug, einen Bart und eine Brille mit runden, schwarzen Gläsern, wie ein Blinder.
    Ihn an die Tür zu schicken, als es klingelte, erschien mir
als Endlösung des Mietproblems. Als er den Flur hinabstapfte, machten wir eine neue Runde Bier auf und warteten darauf, entsetzte Schreie und das Getrappel fortlaufender Füße zu hören. Doch dann hörten wir lediglich ein kurzes, vernuscheltes Gespräch, und nur Sekunden später war Terry wieder im Wohnzimmer. »Mann, die haben mit keiner Wimper gezuckt«, sagte er. »Für die bin ich einfach nur irgendein Amerikaner. Die beiden alten Damen haben mich nur angegrinst, und der kleine Typ, der Englisch kann, war derart höflich, das hat mich richtig erschüttert. Ich hab gesagt, du wärst nicht da, und ich wüsste nicht, wann du wiederkommst, aber die haben gesagt, sie warten.«
    Er war seit knapp einer halben Minute wieder im Zimmer, da hörten wir Lärm von der Straße her. Die Polizei war wegen der Motorräder gekommen, und Terry eilte hinaus. Die darauf folgende Debatte lockte ungefähr zwei Dutzend Schaulustige an, aber die Chinesen beachteten das gar nicht. Sie waren gekommen, um über Geld zu reden, und hatten nicht vor, sich durch eine sinnlose Zankerei zwischen der Polizei und etwas, das aussah, als hätte es sich quer durch die Erde aus der Mongolei hierher gebuddelt, von ihrer Fährte abbringen zu lassen.
    Die meisten Leute, die stehen geblieben waren, um sich den Streit anzusehen, hatten das Emblem auf Terrys Rücken erkannt und konnten die Szene in mannigfacher Hinsicht würdigen – auch wenn im Grunde nur zur Debatte stand, ob Terry und Mouldy Marvin (der drinnen geblieben war) je fünfzehn Dollar Strafe aufgebrummt bekamen, weil sie eine Einfahrt blockierten, oder ob die Gesetzeshüter Gnade vor Recht ergehen ließen und gestatteten, dass man die Maschinen drei Meter weiter den Hügel hinauf auf einen legalen Parkplatz schob.
    Die Polizisten hatten augenscheinlich Spaß an der ganzen Angelegenheit. Der Routinefall einer Beschwerde wegen Falschparkens hatte zu einer dramatischen Konfrontation (vor dankbarem Publikum) mit einem der berüchtigtsten Hell’s Angels geführt. Das Schlimmste, was sie tun konnten, war, zwei Knöllchen über insgesamt dreißig Dollar auszustellen, aber es brauchte zwanzig Minuten, um diese schwerwiegende Entscheidung zu treffen. Schließlich brachte der Polizist, der zu Beginn des ganzen Dramas die Initiative ergriffen hatte, die Sache zu einem Ende, indem er abrupt seinen Strafzettelblock einsteckte und Terry mit einem überdrüssigen Seufzer den Rücken zuwandte. »Also gut, also gut«, raunzte er. »Aber schiebt die gottverdammten Dinger aus dem Weg, verstanden? Mann, ich sollte sie beide abschleppen lassen, aber...« Der Polizist war jung, hatte aber eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz. Es war, als würde man Bing Crosby dabei zusehen, wie er die Amboy Dukes beschämte, indem er sich weigerte, Anzeige gegen einen ihrer Anführer zu erstatten, dem vorgeworfen wurde, er habe auf die Glocken von St. Mary gespuckt.

4
    Sie sind die Wild Bill Hickoks, die Billy the Kids – sie sind die letzten amerikanischen Helden, die wir noch haben, Mann. – Ed »Big Daddy« Roth
     
    Schnappt diese Gangster. – Newsweek (März 1965)
    Nicht alle Outlaws waren froh, berühmt zu sein. Die Frisco-Angels waren nach einer Reihe von Artikeln im Chronicle gebrannte Kinder und sahen Reporter nun als Boten

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