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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Angels plante.) Es gab auch noch andere, die versuchten, den Outlaws ein wenig Knete zukommen zu lassen: Ein Journalist aus San Francisco, der die Angels
kannte, wurde von jemandem von einem großen Fernsehsender angesprochen, der mit einem Kamerateam dabei sein wollte, wenn die Gesetzlosen das nächste Mal eine Stadt in Schutt und Asche legten. Doch der Deal platzte, als die Angels anboten, für hundert Dollar pro Mann jede beliebige, von den Fernsehleuten ausgewählte Ortschaft zu terrorisieren. Es muss eine Versuchung gewesen sein, eine absolute Garantie für einige ungeheuerliche Bilder – und dass das Angebot abgelehnt wurde, zeigt nur, wie sehr sich die Fernsehbranche um das Gemeinwohl sorgt.
    Die Angels waren äußerst stolz auf ihre Post -Publicity, auch wenn auf der Titelseite eines ihrer unbekanntesten und untypischsten Mitglieder abgebildet war. Statt die Chance zu ergreifen, ihren 6.670.000 10 Lesern ein wirklich drastisches Bild vor Augen zu führen, beschloss die Post , sich lieber an Skip Von Bugening zu halten, einen ehemaligen Rock-and-Roll-Musiker und Supermarktverkäufer, der wie der prototypische Kandidat für Job Corps aussieht und auch so redet. Skip ist ein guter Junge, aber ihn der Leserschaft als typischen Hell’s Angel andrehen zu wollen, ist, als würde man ein Remake von The Wild One drehen, in dem statt Marlon Brando Sal Mineo die Hauptrolle spielt. Kein halbes Jahr, nachdem er es auf die Titelseite der Post geschafft hatte, nahm man Skip das Colour ab und warf ihn aus dem Club. »Er hatte sowieso nie das Zeug zum Angel«, sagte einer. »Er war nur ein gottverdammter Angeber.«
    Als die Gesetzlosen mehr und mehr Publicity bekamen, reagierten sie darauf zusehends mit gemischten Gefühlen.
Anfangs, als fast alles, was über sie geschrieben wurde, noch aus dem Lynch-Bericht stammte, waren sie empört darüber, dass an verantwortungsvoller Stelle tätige Journalisten derart schluderig und voreingenommen sein konnten. Sie sprachen von Redakteuren und Reportern als von menschlichem Abschaum, durch und durch verkommen und unter keinen Umständen wert, auch nur ein Wort mit ihnen zu wechseln. Jeder unfreundliche Artikel führte zu Bitterkeitsausbrüchen, aber sie genossen es, interviewt und fotografiert zu werden, und statt sich in wütendes Schweigen zu hüllen, versuchten sie immer weiter, für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen, indem sie neue Interviews gaben, um alles Mögliche gerade zu rücken.
    Nur einmal wurden sie ernstlich feindselig allem gegenüber, was mit Nachrichtenmedien zu tun hatte. Das war unmittelbar nach den Artikeln in Time und Newsweek . Ich erinnere mich, dass ich den Time -Artikel Crazy Rock zeigte, der damals als Nachtwächter im San Francisco Hilton arbeitete. Er überflog den Zeitungsausschnitt und warf ihn beiseite. »Ich würde ausrasten, wenn ich anfangen würde, dieses Zeug zu lesen«, sagte er. »Das ist alles völliger Quatsch, absoluter Schwachsinn.« Die Frisco-Angels wollten mich aus prinzipiellen Gründen mit Ketten auspeitschen. Als ich dann später die Oakland-Angels kennen lernte, ging die Rede, man solle mich für das, was Newsweek getan hatte, in Brand stecken. Erst nachdem mein Artikel zum Thema Motorräder in The Nation erschienen war, glaubten sie mir, dass ich sie nicht von Anfang an hinters Licht geführt hatte.
    Doch später in jenem Jahr und vor allem, nachdem sie – bei einem Zusammenstoß mit den Friedensmarschierern von Berkeley – ihr politisches Debüt gegeben
hatten, hörten die Angels auf, über die sie betreffenden Zeitungsausschnitte zu lachen. Der Ton der Berichterstattung änderte sich, insbesondere in Hearsts San Francisco Examiner und William Knowlands Oakland Tribune . Selbst im San Francisco Chronicle , einer Zeitung, die sich bis dahin immer nur über die Hell’s Angels lustig gemacht hatte, widmete der mittlerweile verstorbene Lucius Beebe eine seiner Sonntagskolumnen der Verhöhnung der Friedensmarschierer von Berkeley und schloss mit den Worten: »Die Hell’s Angels verfügen anscheinend über ein Gespür für Angemessenheit und einen Wirklichkeitssinn, an dem es in der östlichen Bay Area ansonsten mangelt.«
    Hier war nun völlig offen, ob die Angels die Presse aufs Kreuz legten oder umgekehrt. Unparteiische Beobachter und Medienkenner empfanden diese Entwicklung als ausgesprochen eigenartig. Der San Francisco Examiner , der die Angels stets mit Furcht und Abscheu betrachtet hatte, präsentierte sie nun plötzlich

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