Hell's Angels (German Edition)
das sind von Menschen geschaffene
Maschinen, die auf ihrem Gebiet so leistungsfähig sind, dass sie eine Herausforderung an die Fähigkeit eines Mannes darstellen, sie zu beherrschen, sie bis an die Grenzen ihrer Konstruktion und ihrer Möglichkeiten zu führen. Das ist eine tragende Säule des großen Motorradmysteriums, das im Leben eines jeden Hell’s Angels eine so wichtige Rolle spielt.
Dieser Auffassung fügt sich allerdings nicht jeder gern. Ich hatte früher schon ein schweres Motorrad und zwei Motorroller besessen, aber nur weil ich sie billig bekommen hatte, als gerade etwas Geld für solche Anschaffungen übrig war. Für derlei gedankenlosen Pragmatismus ist im großen Mysterium aber kein Platz, und als ich den Angels erzählte, dass ich vorhatte, mir ein Motorrad zu kaufen, waren sie eifrig bemüht, mir dabei zu helfen. Die Hauptsache war natürlich, dass man eine Harley-Davidson besorgen musste. Sie hatten mehrere zu verkaufen, aber die neueren waren alle heiße Ware... und sie waren billig: eine 1.500-Dollar-Maschine für 400 Dollar ist ein verlockendes Angebot, aber wenn man ein gestohlenes Motorrad fährt, muss man wissen, wie man einem Polizisten erklärt, dass die Motor- und Rahmennummer keine Ähnlichkeit mit denen haben, die im Fahrzeugschein eingetragen sind. Das ist durchaus machbar, aber wenn es einem nicht gelingt, blüht einem eine Haftstrafe, und dem fühlte ich mich nicht gewachsen. Ich versuchte vergebens, mir von den Angels eine preiswerte, gebrauchte – und legale – Harley 74 besorgen zu lassen, die nach der neusten Outlaw-Mode umgebaut war. Dann entschied ich mich wie einige aus der Outlaw-Avantgarde für die leichtere und spritzigere Harley Sportster. Nach einigem Druck aus dem Lager der Anständigen probierte ich die Triumph Bonneville
und sogar die biedere BMW aus. Letztlich musste ich mich dann zwischen der Sportster, der Bonneville und der BSA Lightning Rocket entscheiden. Alle drei lassen ein Harley-74-Standardmodell ziemlich alt aussehen, und selbst die Angel-Version dieses Bocks – die alles andere als ein Standardmodell ist – kann ohne umfangreiche Umbauten und einen sehr ausgebufften Fahrer mit den neusten und besten Serienmodellen nicht mithalten. Dass ich schließlich die BSA kaufte, ist Nebensache; Hauptsache ist, dass ich vier Wochen lang unentwegt fragte und grübelte, mit 1.500 Dollar auf dem Konto, bis mir klar wurde, dass gestrippte Harleys nicht in jedem Fall die besseren Maschinen sind. Später, nachdem ich einige Monate lang Motorrad gefahren war, verstand ich, dass der Unterschied zwischen einem Hell’s Angel auf einer Harley und einem bürgerlichen Motorradfan auf einer frisierten Triumph gar nichts mit dem Motor zu tun hat. Die Angels gehen, ohne sich irgendetwas dabei zu denken, die größten Risiken ein. Jeder von ihnen hat als Einzelner schon so viele Schläge eingesteckt, ist von so vielem ausgeschlossen und zur Schnecke gemacht worden, dass sie auf dem einzigen Gebiet, auf dem sie anderen überlegen sind, nicht vorhaben, höflich oder vorsichtig zu sein.
Die besondere Beziehung zwischen einem Angel und seinem Bike ist selbst für Menschen, die nichts von Motorrädern verstehen, offensichtlich. Bei den Recherchen für seinen Saturday Evening Post -Artikel sah sich Bill Murray einen halbstündigen Dokumentarfilm im Fernsehen an, den ein Sender aus Los Angeles mit loser Unterstützung der Berdoo-Angels gedreht hatte. Einer der vier vorgestellten Typen war, in Murrays Worten, »ein des Sprechens fast nicht mächtiger Widerling, der eine Brille
mit flaschenbodendicken Gläsern trug und Blind Bob genannt wurde. (Er redete ziemlich grimmig darüber, was passieren würde, wenn sich irgendjemand an sein Mädchen heranmachen würde. ›Wenn sie mit mir zusammen ist, ist sie mit mir zusammen‹, sagte er mit malmender Kinnlade.)«
Murray blickte zwar verächtlich auf die Angels herab, war aber sehr angetan, als er einen dieser Widerlinge auf einem Bock sah. »Der eindrucksvollste Moment in dieser Fernsehsendung«, erzählte er, »kam, als Blind Bob, während des Interviews ein langweiliger Trottel, der den Mund nicht aufbekam, gezeigt wurde, wie er auf seinem Motorrad einen Highway hinabfuhr. Er beherrschte die schwere Maschine mit vollkommener Leichtigkeit, lenkte sie lässig mit einer Hand, wie Valenzuela, der auf Kelso zur Startmaschine reitet, und dabei wehte ihm der Wind ins Gesicht, und sein Mund war zu einem genießerischen Lächeln verzogen. Wenn
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