Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
er auf seinem Motorrad saß, hatte dieser grobe Klotz mit einem Mal etwas Anmutiges an sich....«
    Von wenigen Ausnahmen abgesehen fahren die Outlaws alle eine Harley 74, ein riesiges Motorrad, das 320 Kilo schwer die Fabrik in Milwaukee verlässt, von den Angels aber »gestrippt« wird, bis es nur noch etwa 230 Kilo wiegt. Im Bikerslang ist die Harley ein »hog«, und die Outlaw-Version ist ein »chopped hog«. Das ist im Grunde die gleiche Maschine, die von Motorradpolizisten gefahren wird, aber das Polizeimotorrad ist verglichen mit den schnittigen, individuell angepassten Kraftpaketen der Angels ein mit Extras überladener Elefant. Es hat damit ungefähr so viel Ähnlichkeit wie ein fabrikneuer Cadillac mit einem, der zum Dragster umgebaut wurde. Die Angels nennen Standard-74er »Garbage Wagons«, Müllwagen,
und die Regel Nr. 11 der Satzung besagt: »Ein Angel darf kein Colour tragen, wenn er mit einem Nicht-Angel auf einem Garbage Wagon fährt.« Ein »Chopped Hog« oder »Chopper« ist kaum mehr als ein schwerer Rahmen, ein winziger Sitz und ein gewaltiger Motor mit 1.200 Kubikzentimeter (bzw. 74 Kubikzoll) Hubraum. Dieser ist fast doppelt so groß wie die Motoren der Triumph Bonneville oder BSA Lightning Rocket, deren 650-Kubikzentimeter-Maschinen 190 bis 200 km/h Spitze bringen. Die Honda Super Hawk hat einen 305-Kubikzentimeter-Motor und eine Spitzengeschwindigkeit von knapp 100 Meilen pro Stunde, also 160 km/h. Ein Kolumnist der Los Angeles Times beschrieb die Hogs einmal als »die Art Motorrad, mit dem deutsche Kuriere im Zweiten Weltkrieg Hunde, Hühner – und Menschen – überfahren haben: niedrige, ungeschlachte Maschinen mit dazu passenden Fahrern«.
    Es gibt nichts im Straßenverkehr – einige wenige Sport- oder Rennwagen ausgenommen –, was eine nach allen Regeln der Kunst frisierte Outlaw-74er einholen könnte, solange Platz genug ist, um richtig Stoff zu geben und den riesigen Motor auszunutzen. Eine normal ausgestattete Harley 74 kann hingegen wegen ihrer Größe und der grundlegenden Unterschiede kaum mit einer 305-Kubikzentimeter-Honda mithalten, von einer Doppelvergaser-Triumph oder -BSA ganz zu schweigen. Nicht selten suchen Leute, die solche Britenböcke fahren, nach einer Gelegenheit, einem Harley fahrenden Polizisten eins auszuwischen. Aber Motorradpolizisten sind klug; die wissen das. Selbst die kalifornische Highway Patrol mit ihren hochfrisierten Dodges sieht schwere britische Bikes und Outlaw-Chopper als Affront gegen ihr Könige-der-Straße-Image. Ich wurde einmal wegen Geschwindigkeits-übertretung
von einem Wagen der Highway Patrol angehalten, der mir erst mit einem Meter Abstand am Heck hängen musste, damit mir klar wurde, dass er mich verfolgte. Der Fahrer warf erst im allerletzten Moment die Sirene an, und wie man sich denken kann, war ich ein wenig zittrig, als ich dann rechts ranfuhr. Als ich ihn fragte, warum er mir so dicht aufgefahren war, sagte er: »Ich dachte, Sie würden versuchen, sich an der nächsten Ausfahrt aus dem Staub zu machen.«
    Ich sagte, so etwas wäre mir nie in den Sinn gekommen – was damals stimmte, heute allerdings nicht mehr. »Na, es ist jedenfalls gut, dass Sie’s nicht versucht haben«, entgegnete er. »Der letzte Motorradganove, der versucht hat, vor mir zu fliehen, ist dabei umgekommen. Ich bin an ihm drangeblieben, bis er einen Fahrfehler gemacht hat, und dann habe ich ihn überfahren.«
    Für 1.300 bis 1.400 Dollar kann jeder, der Lust hat, sich mit Polizeiwagen ein Rennen auf Leben und Tod zu liefern, direkt im Laden ein neues Motorrad kaufen, das 190 km/h Spitze fährt. Aus einer 74er jedoch derartige Leistung herauszukitzeln, erfordert harte Arbeit und großes Können. Der erste Schritt besteht in einer drastischen Änderung des Verhältnisses von Gewicht zu Leistung. Die Angels lassen nur das Allernotwendigste an der Maschine dran und gehen dabei sogar so weit, die Vorderbremse abzumontieren. Dieses »Strippen« macht alleine schon einen großen Unterschied, aber dann werden die meisten Outlaw-Bikes auch noch mit Hot Cams, größeren Ventilen und größerer Bohrung und Hub aufgepeppt. Die einzigen Extras, die dranbleiben, sind die gesetzlich vorgeschriebenen: ein Schlusslicht, ein Rückspiegel und ein Haltegriff für den Beifahrer. Ein Fanatiker könnte die Spiegelvorschrift auch erfüllen, indem er einen winzigen
Zahnarztspiegel anmontierte, was formaljuristisch legal wäre.
    Zu den weiteren Umbauten zählen ein nur noch die

Weitere Kostenlose Bücher