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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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und breit keine Stadt, und ich wusste aus langjähriger Erfahrung, dass kleine Läden in entlegenen Gegenden ihre Preispolitik manchmal aus dem Handbuch des Halsabschneiders haben.
    In der Grenzregion zwischen Utah und Nevada musste ich einmal drei Dollar für ein Sixpack bezahlen, und wenn dem in Bass Lake auch so war, wollte ich einen zuverlässigen Zeugen dabeihaben – jemanden wie Barger selbst. Bei normalen Stadtpreisen würde man für 135 Dollar ungefähr dreißig Kisten Bier bekommen, aber hier oben in den Sierras würde es nur für zwanzig reichen, und vielleicht auch nur für fünfzehn, wenn die Händler sich stur stellten. Die Angels waren nicht in der Lage, Preisvergleiche anzustellen und dann im billigeren Laden
zu kaufen, und wenn ihnen eine harte Lektion in Sozio-ökonomie bevorstand, dachte ich mir, dass sie empfänglicher für die schlechten Nachrichten wären, wenn sie von einem ihrer eigenen Leute kamen. Hinzu kam der Umstand, dass einen mittellosen Schriftsteller mit 135 Dollar Bier holen zu schicken, war – wie Chruschtschow einmal zu Nixon sagte –, »als würde man eine Ziege losschicken, den Kohl zu hüten«.
    Ich erwähnte das auf der Fahrt in die Stadt, nachdem Sonny und Pete eingewilligt hatten mitzukommen. »Du wärst wiedergekommen«, sagte Sonny. »Man muss doch wohl dumm wie Brot sein, wenn man mit unserem Biergeld die Biege macht.« Pete lachte. »Mann, wir wissen ja sogar, wo du wohnst. Und Frenchy hat erzählt, du hast auch noch ’ne gut aussehende Alte.« Er sagte das im Scherz, aber mir fiel auf, dass die erste Form von Vergeltung, die ihm einfiel, darin bestand, meine Frau zu vergewaltigen.
    Barger, ganz der Politiker, der er ist, beeilte sich, das Thema zu wechseln. »Ich hab den Artikel gelesen, den du über uns geschrieben hast«, sagte er. »Der war okay.«
    Der Artikel war gut einen Monat zuvor erschienen, und ich erinnerte mich an einen Abend in meiner Wohnung, an dem ein Frisco-Angel mit bierseligem Lächeln gesagt hatte, dass sie mir, wenn ihnen nicht gefiele, was ich schreibe, eines Nachts die Tür eintreten, Benzin in den Flur kippen und dann ein Streichholz hineinwerfen würden. Wir waren alle bester Laune an diesem Abend, und ich erinnere mich, dass ich auf die geladene doppelläufige Flinte an meiner Wand zeigte und mit einem Lächeln entgegnete, ich würde mindestens zwei von ihnen umlegen, ehe sie davonkamen. Doch diese Gewalttaten waren ausgeblieben, und daher nahm ich an, dass sie den
Artikel entweder nicht gelesen hatten oder mit dem leben konnten, was darin stand. Nichtsdestotrotz wurde ich misstrauisch, wenn ich darauf angesprochen wurde, zumal von Barger, dessen Meinung automatisch offizielle Linie der Hell’s Angels wurde. Ich hatte den Text mit dem Gedanken im Hinterkopf verfasst, dass ich nie wieder irgendwelchen Kontakt zu Motorrad-Outlaws haben würde, die ich als »Versager«, »ignorante Schlägertypen« und »niederträchtige Rowdys« bezeichnet hatte. Keine dieser Bezeichnungen hätte ich gern erklären müssen, während ich auf einem abgelegenen Campingplatz in der Sierra Nevada umgeben war von zweihundert sich besaufenden Outlaws.
    »Was machst du jetzt?«, fragte Barger. »Schreibst du wieder was?«
    »Ja«, sagte ich. »Ein Buch.«
    Er zuckte die Achseln. »Tja, wir verlangen weiter nichts als die Wahrheit. 31 Wie ich schon sagte, es gibt nicht viel Gutes, was du über uns schreiben könntest, aber ich sehe nicht ein, warum das den Leuten das Recht gibt, einfach Sachen über uns zu erfinden. Dieser ganze Schwachsinn, Mann. Ist die Wahrheit denn nicht schon schlimm genug für die?«
    Wir waren schon fast bei Williams’ Laden, da fiel mir mit einem Mal wieder der Inquisitor mit dem kastanienbraunen Haar und der großkalibrigen Verständigungsbarriere ein. Wir bogen am Fuße des Hügels ab, und ich parkte den Wagen so unauffällig wie möglich gut dreißig Meter von dem Laden entfernt. Dem Hilfssheriff auf dem
Campingplatz zufolge war bereits alles für den Einkauf vorbereitet. Wir mussten lediglich bezahlen, das Bier einladen und wieder verschwinden. Sonny hatte das Geld, und was mich anging – ich war nur der Fahrer.
    Wir brauchten knapp fünfzehn Sekunden, um zu begreifen, dass dieser Plan nicht aufgehen würde. Als wir aus dem Wagen stiegen, rückte die Bürgerwehr gegen uns vor. Es war sehr heiß und still, und ich konnte den Staub schmecken, der über dem Parkplatz in der Luft hing. Ein Gefangenentransporter der Polizei von Madera

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