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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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auf meine eigenen Vorräte hinter mir. Puff hatte die Kühlkiste in meinem Wagen entdeckt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich, sobald ich ins Camp kam, meiner gesamten Biervorräte fürs Wochenende verlustig gehen würde, aber unter diesen Umständen blieb mir nichts anderes übrig. Es kam zu keinerlei Einschüchterungsversuchen, gleichzeitig stand jedoch bei allen Anwesenden offensichtlich außer Frage, dass ich das Bier einzig und allein zu dem Zweck mitgebracht hatte, es in diesem entscheidenden, durstigen Moment mit allen anderen zu teilen. Wie der Zufall wollte, hatte ich kaum genug Geld für das Benzin für die Rückfahrt nach San Francisco dabei. Sobald meine beiden Kisten Bier futsch waren, konnte ich mir das ganze Wochenende keine einzige weitere Dose kaufen, ohne einen Scheck einzulösen, und das kam nicht infrage. Und darüber hinaus war ich – und bin ich womöglich immer noch – der einzige Journalist, den die Angels je getroffen hatten, der über kein Spesenkonto verfügte, und deshalb war ich ein wenig besorgt, wie sie wohl reagieren würden, wenn ich mich zahlungsunfähig erklären und anfangen würde, aus dem Gemeinschaftsvorrat zu trinken. Mein Bierdurst ist recht ausgeprägt, und ich hatte nicht vor, in dieser sengenden Hitze ein bierloses Wochenende zu verbringen.
    Im Nachhinein erscheint das als Lapalie, aber damals kam es mir nicht so vor. Es schien kein günstiger Moment für eine uneigennützige Tat. Inmitten der Zisch- und Schäum-Kakofonie, die auf die Entdeckung meiner Geheimvorräte folgte, erinnere ich mich, dass ich zu niemand Besonderem sagte: »Also gut, was soll’s, aber das hier beruht auf Gegenseitigkeit.« Es gab allerdings keinen Grund zu der Annahme, dass dem so war. Zu dieser
Zeit dachten die Angels bei einem Reporter immer gleich an Time oder Newsweek . Nur wenige von ihnen kannten mich, und die anderen hätten es wohl nicht gerne gesehen, wenn ich nun angefangen hätte, um ihre Biervorräte herumzuschleichen und in einem fieberhaften Versuch gleichzuziehen eine Büchse nach der anderen geleert hätte.
    Viele Stunden später, nachdem die Bierkrise ausgestanden war, kam ich mir ein bisschen lächerlich vor wegen der Sorgen, die ich mir gemacht hatte. Die Outlaws hatten kein Problem damit: Für sie war es ebenso selbstverständlich, dass ich ihr Bier trank wie sie meines. Als das Wochenende vorbei war, hatte ich die drei- bis vierfache Menge dessen konsumiert, was ich mitgebracht hatte. Und selbst jetzt, da ich auf fast ein Jahr des Trinkens mit den Angels zurückblicke, glaube ich, dass ich immer noch in Führung liege. Aber so rechnen sie nicht. Trotz ihres Hakenkreuzfimmels sind die finanziellen Beziehungen zwischen den Angels beinahe kommunistisch: »Jeder nach seinen Fähigkeiten und jedem nach seinen Bedürfnissen.« Der Zeitpunkt eines Tauschs und die Absicht dahinter sind genauso wichtig wie der Umfang, um den es geht. Zwar behaupten sie, das System des freien Unternehmertums zu bewundern, aber untereinander können sie es sich nicht leisten. Ihre Alltagsethik folgt eher dem Motto »Wer hat, der teilt.« Darüber wird nicht groß geredet, und es hat auch nichts Dogmatisches; anders ginge es einfach nicht.
    Doch davon war noch nichts zu erahnen an diesem Nachmittag in Bass Lake, als ich zusah, wie meine Vorräte schwanden und Barger währenddessen Geld sammelte. Sheriff Baxter war zwar weggefahren, aber sechs Hilfssheriffs waren anscheinend dauerhaft in das Camp abkommandiert
worden. Ich sprach gerade mit einem von ihnen, da kam Barger mit einer Hand voll Geld dazu. »Der Sheriff hat gesagt, der Laden neben der Post wird uns so viel Bier verkaufen, wie wir wollen. Können wir deinen Wagen nehmen? Es gibt wahrscheinlich Stunk, wenn wir mit einem der Trucks fahren.«
    Ich hatte nichts dagegen, und der Deputy sagte, das sei eine prima Idee, also zählten wir auf der Motorhaube meines Autos das Geld. Es waren 120 Dollar in Scheinen und knapp fünfzehn Dollar in Münzen. Zu meinem Erstaunen überreichte mir Sonny dann den ganzen Haufen und wünschte mir viel Glück. »Versuch was rauszuhandeln«, sagte er. »Wir sind alle ziemlich durstig.«
    Ich bestand darauf, dass jemand mitkam, der mir helfen sollte, das Bier in den Wagen zu laden. Der wahre Grund, warum ich nicht alleine fahren wollte, hatte jedoch nichts mit der Schlepperei zu tun. Ich wusste, dass die Outlaws alle in Städten lebten, in denen ein Sixpack 79 Cents bis 1,25 Dollar kostete. Hier aber war weit

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