Hell's Kitchen
daß er Erkundigungen über mich angestellt hat, da ich zufälligerweise einer seiner Mieter bin...«
»Ohne Scheiß, Hock?«
»Ja. Jedenfalls hast du da auch irgendwas darüber gesagt, daß Buddy-O >eine gewisse Nachricht< für mich hätte, und dann, daß Griffiths dir erzählt habe, er würde selbst versuchen, mich deswegen zu erreichen.«
»Klar, ich erinnere mich.«
»Er hat nicht zufällig auch gesagt, um was es sich dabei gehandelt hat?«
»Nein, Hock, das hat er ganz sicher nicht. Und denk bloß nicht, ich hätte ihn nicht danach gefragt. Hab ich nämlich. Aber Griffiths sagte zu mir: >Tja, lassen Sie mich selbst mit Detective Hockaday reden, falls es Ihnen gottverdammt nichts ausmacht.< «
»Klingt ganz nach ihm.«
»Sollte es auch, es sind seine genauen Worte.« Aiello hustete und sagte dann: »Mensch, jetzt warte mal eine Sekunde... wenn der alte Howie losgezogen und in deiner gottverdammten Badewanne aufgetaucht ist, hat er dann seine Klamotten getragen oder was?«
»Hat er nicht.«
»Tja, wo waren dann seine Kleider?«
»Kann mich nicht erinnern, sie irgendwo in meiner Wohnung gesehen zu haben«, sagte ich.
»Also, Scheiße auch, Hock, er wird aber todsicher nicht an einem kalten Tag in seinem verdammten Adamskostüm in deine Wohnung gekommen sein, oder?«
»Nicht sehr wahrscheinlich.«
»Ich nehme an, du bist ziemlich sicher, daß in deiner Wohnung nicht irgendeine schwule Kiste abgeht, richtig? Geht nicht gegen dich persönlich, Hock.«
»Ich bin sicher.«
»Also, was zum Teufel...?«
»Gute Frage.«
Und dann sagte ich Aiello, daß es hilfreich sei, einen anderen Cop mit guten Instinkten zu kennen, mit dem man reden könne, und wir einigten uns auf zwei vorläufige Verabredungen ins The Palm. Wenn ich den Father-Love-Job noch lange genug rauszögern konnte, würde ich das mit Aiello auf die Spesenabrechnung setzen, Inspector Neglio konnte sich nicht beklagen, und ich würde Aiello ohne Belastung für meine eigene Brieftasche streicheln.
Dann rief ich die Jungs von der PDU an und sprach mit Lieutenant Russ Templeton, dem diensthabenden Beamten der Nachmittagsschicht. Templeton war so freundlich, Details in der Akte für »Ungeklärte Fälle« nachzusehen, und er bestätigte meine Vermutungen bezüglich der beiden jüngsten Morde.
»Nun, im Fall Ihres Mr. Devlin«, sagte Templeton, »haben wir hier verzeichnet, daß aus seiner Wohnung allem Anschein nach nichts fehlt, mit Ausnahme der Kleidungsstücke, die er in verschiedenen Schränken und einigen Kommoden aufbewahrte. Also, ein Paar Socken war noch da, aber das war’s dann auch schon. Alles andere wurde offenbar entwendet.
Bei Ihrem Mr. Griffiths ist ein Eispickel das einzige, mit dem er bekleidet war. Wir haben nirgendwo sonst in den Räumlichkeiten, was wohl Ihre Räumlichkeiten gewesen sein dürften, Hock, wie ich hier sehe, ein Kleidungsstück finden können, das ihm paßte. Haben Sie in letzter Zeit mal ihre eigene Garderobe kontrolliert?«
Ich sagte ihm, daß ich nicht viel besitzen würde, für das sich jemand interessieren könnte, der es auf Kleiderdiebstahl abgesehen hätte. Und ich bedankte mich für seine freundliche Hilfe.
Es war jetzt kurz vor sechs Uhr. Ich ließ den sehr langen Tag noch einmal von dem Augenblick an Revue passieren, an dem er in der tiefen Dunkelheit des frühen Morgens begonnen hatte, als ich mit einem Verband um den Kopf im Bett aufwachte und Mona Morgan völlig nüchtern und gutaussehend neben meinem Bett gesessen hatte, während ein alter Quacksalber in meinem Alkoholvorrat herumschnüffelte; dann ein langes und angenehmes Schläfchen mit Mona, gefolgt von einem unmöglichen Traum, wie wir ein gutes und unkompliziertes Leben führten, das es doch nie für irgendwen gegeben hatte; dann der Anruf aus der Flanders Bar, daß ich vorbeikommen und mich dort mit Lionel treffen solle, dann die Entdeckung, daß der Holy Redeemer nebenbei auch noch König des Dschungels war, und die große Lektion über die buchstäbliche Unterwelt, die er mir erteilt hatte; dann eine weitere meiner Begegnungen mit Heidi, der bag lady...
Und er war noch nicht vorbei, dieser lange, lange Tag. Wie ich später am Abend noch herausfinden sollte, war er ganz und gar noch nicht vorbei.
Ich ging zum Sideboard und schenkte mir einen weiteren Red ein. Dann rief ich die Anwaltskanzlei auf der East Side an, um herauszufinden, ob der Laden vielleicht noch geöffnet hatte und ein gewisser Sozius vielleicht noch an seinem
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