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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Stirn, die zu zucken begonnen hatte.
    Und dann beschloß ich, ihm eine Chance zu geben, daher sagte ich: »Wie geht’s übrigens Ihrem alten Herrn, Junior?«
    Jetzt war es Junior, der den Mund hielt. Er drehte sich zu der Anrichte hinter dem Schreibtisch, nahm eine Zigarette aus einer silbernen Dose und steckte sie an. Außer Tageszeitungen und ordentlich gestapelter Korrespondenz war die Anrichte leer.
    Als er sich wieder mir zuwandte, stieß er wie ein Drache blaugrauen Rauch aus beiden Mundwinkeln aus. Die Ader auf seiner Stirn zuckte und zuckte, und er sagte: »Sind Sie hierher gekommen, um das herauszufinden?«
    Natürlich gab ich ihm keine Antwort.
    Also sagte Junior: »Ich war heute nachmittag im Krankenhaus... Keinerlei Veränderung, er liegt immer noch im Koma.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich kurz Ihr Telefon benutze?« fragte ich.
    »Wozu?«
    Ich nahm den Hörer von einem Cheftelefon und sagte: »Wähle ich zuerst die Neun oder was?«
    »Wen wollen Sie anrufen?«
    Ich begann zu wählen, und als ich etwa die halbe Nummer eingetippt hatte, sagte ich: »Was, glauben Sie, würde wohl passieren, wenn ich jetzt das Harlem Hospital anrufe und den uniformierten Polizisten vor Father Loves Zimmer frage, ob Sie heute dort waren, um ihn zu besuchen?«
    »Was?«
    »Haben Sie mich nicht verstanden?«
    Ich hörte auf zu wählen, als nur noch eine Ziffer fehlte. Und ich sah ihn an.
    »Ich muß hier nicht tatenlos zusehen, wie Sie...«
    Ich sagte: »Das ist völlig richtig, das müssen Sie nicht. Sie müssen jetzt oder morgen oder übermorgen keine der Fragen beantworten, die ich Ihnen vielleicht stellen möchte. Und Sie haben das Recht, mich zum Teufel zu schicken, und wenn Sie wollen, können Sie auch den Sicherheitsdienst Ihres Gebäudes rufen und mich mit Gewalt aus Ihrem Büro entfernen lassen. Ist es das, was Sie wollen, Counselor?«
    »Ich...«
    »Aber dann würden Sie erst recht meine Neugier wecken, und dann würde ich natürlich auch das Bedürfnis verspüren, Sie offiziell verhören zu wollen. Natürlich weiß ich, daß ich Sie über Ihre Rechte aufklären muß, während des Verhörs einen Anwalt Ihrer Wahl zugegen zu haben. Ist das nicht so, Counselor?«
    »Hören Sie, ich versuche nicht, irgend etwas vor Ihnen zu verheimlichen.«
    »Ach, tun Sie das nicht? Habe ich unterstellt, daß Sie etwas verheimlichen?«
    »Nein, aber...«
    Ich legte den Hörer wieder auf. »Ich denke, ich habe nichts anderes getan, als anzudeuten, daß ich hier, vor Ihren Augen, den Hörer abnehmen und das Harlem Hospital anrufen sollte, um mich zu vergewissern, ob Sie tatsächlich waren, wo Sie behaupten heute nachmittag gewesen zu sein.«
    Waterman setzte sich wieder in seinen Sessel, und die Streifen auf seinem Hemd schienen plötzlich ein bißchen weniger kraftvoll zu sein. »Okay, ich war heute nicht im Krankenhaus, na und? Das habe ich einfach nur so dahergesagt, ohne groß nachzudenken... Ich hatte den Eindruck, daß Sie das hören wollten. Allerdings kenne ich seinen Zustand, da ich tatsächlich angerufen habe... und es gibt wirklich keinerlei Veränderung, genau wie ich sagte, und wenn Sie wollen, können Sie jederzeit gern überprüfen, ob ich angerufen habe oder nicht...«
    »Was ist mit neulich, als Sie mich in meiner Wohnung angerufen und behauptet haben, Sie würden aus dem Krankenhaus anrufen?«
    Watermans glattes braunes Gesicht wurde aschfahl, und er sagte: »Tatsächlich habe ich nicht aus dem Krankenhaus angerufen, ich habe genau hier von diesem Schreibtisch aus angerufen. Wenn Sie das eine Lüge nennen wollen, bitte, das ist in Ordnung. Was soll das alles überhaupt?«
    »Ich weiß es nicht, Junior, was denn?«
    Junior drückte seine Zigarette aus. »Für so etwas habe ich keine Zeit«, sagte er, »und ich weiß nicht einmal, was dieses so etwas überhaupt ist... Beschuldigen Sie mich hier vielleicht, etwas getan zu haben?«
    Von mir bekam er als Antwort nichts als Schweigen.
    »Ich nehme an, Sie haben mich schon verdächtigt, seit ich an jenem Abend Ihre Wohnung beobachtet habe und seit ich Ihnen an diesem Sonntag zur Police Plaza gefolgt bin, stimmt’s?«
    Ich nahm seinen Blazer von dem Stuhl, faltete ihn sorgfältig und legte ihn auf eine Seite seines Schreibtisches, dann setzte ich mich und fragte: »Sagen Sie, Junior, was für eine Kanzlei haben Sie hier eigentlich?«
    »Was?«
    »Ist mit Ihnen irgendwas nicht in Ordnung, Junior?«
    »Wollen Sie einen Drink?« fragte er.
    »Nein, danke«, sagte ich.

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