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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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in meiner Wohnung gehabt hatte, war Judy selbst. Ich lud sie zum Abendessen ein und versprach, daß es kein Chili geben würde, also kam sie vorbei. Ich hätte beim Chili bleiben sollen.
    Wir machten es auf der Couch unter dem Fenster mit Aussicht auf die Tenth Avenue, doch für keinen von uns war es besonders befriedigend, auch wenn es zweifellos die alte Dame unterhielt, die unter mir wohnt. Und dann, da sie mich in einer allgemein hilflosen Verfassung erwischte, suchte sie sich genau diesen Augenblick aus, um mir alles über ihren wunderbaren Pflam zu erzählen.
    Wonach wir uns stritten und gegenseitig Beleidigungen an den Kopf warfen. Wie üblich ging es bei der hitzigen Diskussion um Geld.
    »Das hier ist also das miese Loch, das du dir als erste echte Junggesellenbude ausgesucht hast?« Judy schlenderte schnüffelnd und die Nase rümpfend durch die Wohnung. Ich beobachtete, wie sich ihr Körper dabei bewegte. »Paßt, daß du direkt hierher zurückgegangen bist. Ich nehme an, du treibst dich jetzt wieder mit deinen versoffenen Freunden in allen möglichen miesen Schuppen rum? Wieso konntest du dich eigentlich nie mit jemandem anfreunden, der dich wenigstens ein kleines Stück weiterbrachte?«
    »Du meinst jemanden wie dich?« Aber ich wußte schon, wen sie meinte.
    »Wie zum Beispiel Eakin. Du bist mit dem Burschen zusammen auf der Akademie gewesen, und damals wart ihr doch befreundet.«
    »Was findest du an Eakin so toll?« Als wenn ich es nicht wüßte.
    »Was gibt’s da nicht gut zu finden? Er hat’s zum Lieutenant gebracht, er arbeitet nicht mehr auf der verdammten Straße, er wohnt in Rye, besitzt ein Haus mit Pool. Er hat drei Autos... «
    »Er ist korrupt.«
    Judy hob die Hände und ließ sie wieder fallen. Sie klatschten gegen ihre nackten Schenkel. Dann zog sie sich schnell an, als sollte ich sie urplötzlich nicht mehr nackt sehen. Verlegen sagte sie: »Dann ist er eben ein bißchen korrupt. Na und?«
    »Eines Tages wird derjenige, der ihn schmiert, kassieren kommen. Genau das ist es nämlich, was korrupten Bullen passiert. Hast du Knapp schon vergessen?«
    »Ach, zur Hölle mit diesen alten Knapp-Ausschuß-Anhörungen. Es gab auch früher schon Unmengen korrupter Cops, und dann wurden eben ein paar von denen Gäste des Staates. Na und? Soweit ich sehe, haben New Yorks Beste immer noch jede Menge Platz für Schläger, krumme Hunde und Diebe. Also spiel nicht immer den gottverdammten Chorknaben, Hock.«
    »Du siehst das viel zu simpel. Vor Knapp hatte man kein Wort dabei mitzureden, was für eine Art Cop man wurde. Alles hing allein davon ab, an wen man geriet. Heute hast du die Wahl: Du kannst korrupt sein oder ehrlich. Gleichgültig, wie auch immer man sich entscheidet, man kann immer sicher sein, eine Hälfte des Departments hinter sich zu haben.«
    Sie applaudierte. »Eine hübsche Ansprache, Hock. Aber ich sage trotzdem immer noch: na und?«
    »Heute gibt es Schatten und Nuancen. Das ist etwas, das ich sogar vor Knapp schon immer wußte. Wenn man ein guter Cop sein will, achtet man besser verdammt gut darauf, wohin sich die Schatten bewegen, wie sich die Ansichten innerhalb des Departments verändern.«
    »Ach, zum Teufel mit deinen Schatten! Und auch zum Teufel mit dir!«
    Und dann weinte sie, direkt dort auf meiner miesen Couch unter dem Fenster. Ich dachte, wenn ich ihr etwas entgegenkam, bestand vielleicht die Chance, daß sie es sich noch mal anders überlegte, mit Pflam über die Feiertage die Stadt verlassen zu wollen. Vielleicht.
    Aber wir bewegten uns schon viel zu viele Jahre auf genau dieser Schiene, während unserer Ehe und auch danach. Es war richtig gewesen, daß wir uns trennten, und wir wußten beide, daß zerstörende Worte nicht zurückgenommen werden können, genau wie die Zeit nicht alle Wunden heilt; daß wir am Ende nur mit üblen Kopfschmerzen dastanden und nicht mal eigene Kinder hatten.
    Je mehr sie weinte, desto mehr hoffte ich, daß sie mit Pflam das Richtige machte.
    Und ich wünschte, ich hätte schon vor langer Zeit genug Verstand besessen, mir einen normalen Job zu suchen, vielleicht Kühlschränke bei Sears Roebuck zu verscherbeln, irgendwas in der Richtung; etwas, damit es nicht wegen eines Cop-Albtraums war, wenn ich mitten in der Nacht aufwachte.
    Und jetzt standen die Feiertage vor der Tür.
    Schon bald würde am Rockefeller Center die riesige Tanne hinter der Statue des goldenen Prometheus oberhalb der Eisbahn erleuchtet werden, und Weihnachten in New York

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