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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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zischenden und brutzelnden und brodelnden Chilis, das dann auf dem Herd in rostfarbenen Klacksen und großen aufbrechenden, verkrusteten Pfützen fest wurde... tja, das reichte beinahe, um aus mir einen Salatfresser zu machen.
    Ich arbeitete mit Farbverdünner, Spachtel und Brillo Pads, um so gut es ging sauberzumachen. Aber nichts außer einem Brand würde meine Küche jemals wieder in Ordnung bringen...

    Ich dachte an die Küche meiner Mutter und daran, wie wir damals waren. Und an Onkel Liam aus Dun Laoghaire, der uns besuchen kam. Onkel Liam und meine Mutter zusammen in der Küche, wo sie über meinen Vater tuschelten. Onkel Liam mit aufgekrempelten Ärmeln in der Küche, wie er meiner Mutter beibrachte, wie man Schweineblut einkochte, um echten irischen Black Pudding fürs Frühstück zu machen. Ich sinnierte über die Hauptnahrungsmittel meines unfreiwilligen Junggesellentums: Chili, Eier und Speck, chinesisches Essen zum Mitnehmen.
    Ich erinnerte mich an einen Tag vor vielen Jahren - Judy und ich in Jones Beach. Ich mit meinem harten, flachen Bauch und Judy mit ihren langen, schlanken Beinen. Sie kam mir auf dem Strand entgegengelaufen, und sie sprang in die Luft und verschränkte ihre Beine um meine Taille, und wir küßten uns in der Sonne und der salzigen Luft, und wir waren jung; und wir ließen uns von allen, die uns beobachteten, beneiden um das, was wir an diesem Tag so reichlich hatten...

    Als ich von der Sinnlosigkeit des Saubermachens genug hatte, schenkte ich mir ein großzügig bemessenes Glas Red ein, und um alles hinter mir zu lassen und zu vergessen, wählte ich aus meiner kleinen Sammlung eine Sinatra-Platte und legte sie auf. Jedes einzelne Stück hatte mit Erinnerungen und Träumen und Tränen zu tun.
    Ich setzte mich auf die Couch vor dem Fenster, wo Judy mit untergeschlagenen Beinen gesessen hatte. Wo ich auf ihre Knie gestarrt hatte.
    Über dem Fluß ging die Sonne unter. Wieder ein Tag näher an Weihnachten.
    Das Telefon klingelte.
    »Hock, ich dachte, vielleicht erwische ich dich noch zu Hause, bevor ich mich auf den Weg mache... Wie sieht’s mit heute abend aus?«
    Ich fühlte mich dabei nicht besonders gut, aber ich mußte Mona sagen: »Sorry, Kleines, ich glaube, ich bin heute abend für jeden eine miese Gesellschaft.«
    Ein paar Sekunden sagte sie nichts. Und ich glaubte, sie wußte selbst, daß man manchmal besser die dunkle Seite seines persönlichen Mondes auch genau so belassen sollte.
    »Klar, Hock. Dann eben morgen.«
    Ich genehmigte mir einen weiteren ordentlichen Drink. Und nachdem ich mir chinesisches Essen bestellt hatte, zog ich den Telefonstecker raus. Und sah mir Fred MacMurray und Barbara Stanwyck und Edward G. Robinson in Double Indemnity auf Kanal Dreizehn an. Und schlief prompt ein.

    Am späten Vormittag zog ich Jeans und Pullover an und ging rüber zu Pete Pitsikoulis’ All-Night Eats & World’s Best Coffee. Wanda, die Kellnerin mit dem Nikolaus-Sticker am Schürzenträger, kam rüber und wischte mit einem feuchten Lappen vor mir über die Theke, deutete mit dem Kopf auf das andere Ende der Theke und sagte: »Deine Freundin sitzt da drüben, falls du’s noch nicht bemerkt haben solltest.«
    Und da war Mona, mit dem Rücken zu mir. Sie trank Kakao. Und ich weiß nicht, was es war, aber irgendwas wirkte nicht richtig an ihr.
    Also ging ich rüber und tippte auf ihre Schulter. Sie rührte sich nicht, als würde sie meine Berührung nicht spüren. Ich tippte wieder und sagte ihren Namen, und dann drehte sich Mona langsam um. Ihr Gesicht war trocken und verhärmt. Aber ich sah deutlich, daß sie geweint hatte.
    »Hi, Hock.« Das war für eine Weile alles. Ihr Arm lag auf einer Zeitung. »Kennst du schon die letzten Neuigkeiten des Tages?«
    Nein, kannte ich nicht, sagte ich.
    Mona stand auf, suchte ihren Kram zusammen und drückte mir die Zeitung in die Hand. »Ich muß jetzt los, Hock. Ich bin müde, wirklich richtig müde. Ruf mich irgendwann an. Später.«
    Ich warf einen Blick auf die erste Seite der >New York Post< und die mit fetten Großbuchstaben gedruckte Schlagzeile über Father Loves Foto: FATHER LOVE TOT.
    Der Artikel im Inneren gab nicht viel her, abgesehen von der Tatsache, daß Father Love irgendwann während der Nacht in den Tod hinübergeglitten war und daß die Polizei keine neuen Spuren zu dem hatte, was jetzt natürlich zu einem Mordfall geworden war.
    Mit ein paar Zeilen wurde in dem Artikel Roy Dumaine zitiert, der erklärte, daß das große

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