Hell's Kitchen
Werk seines Mentors in dessen Geiste fortgesetzt werden würde, und da waren auch noch einige voraussagbare Zitate anderer Geistlicher der Stadt. Aber mit keiner Silbe wurden weder der richtige Name von Father Love noch der irgendwelcher Hinterbliebener erwähnt.
Ich ließ Wanda etwas Kleingeld liegen, um für das zu bezahlen, was ich mir als Frühstück bestellt hätte.
Und dann verließ ich Pete’s und ging mit einer wachsenden Ahnung auf der Forty-second Street Richtung Osten. Am Grand Central nahm ich die Linie 6 runter zur U-Bahn-Station City Hall.
Den Rest des Tages ging ich Hauptbücher und Karteikarten in der Abteilung für Bevölkerungsstatistik des New Yorker Standesamtes durch, weil die Computer »mal wieder streikten«.
Ende der Woche, während der es mir nicht einmal gelungen war, Samuel Waterman jun. weder zu Hause noch im Büro zu erreichen, wurden die Pläne für Father Loves Galabeerdigung bekanntgegeben.
Außerdem fand ich nicht, wonach ich in der Abteilung Bevölkerungsstatistik gesucht hatte. Allerdings ließ ich eine Reihe von (ungefähren) Referenzdaten und Namen (vermutlich Decknamen) bei einem jungen Angestellten namens Buckman zurück, der versprach, sein möglichstes zu tun, er könne aber keine Wunder versprechen, wo doch die Computer in letzter Zeit so oft streikten. Ich klärte ihn darüber auf, daß es vor noch gar nicht so langer Zeit so gut wie keine Computer gegeben hätte, und damals schien alles bestens zu funktionieren. Nach dieser Belehrung starrte mich der junge Buckman an, als wäre ich nicht mehr ganz richtig im Kopf.
Ich rief Mona in dieser Woche mehrmals an, aber sie sagte immer wieder, sie sei krank und wolle nicht, daß jemand sie so sehen würde. Und natürlich wußte ich, was sie damit meinte. Allerdings sagte sie auch, daß sie sich intensiv darum kümmere, die Mandantenliste des jungen Sam Waterman zu überprüfen, und sich sofort mit mir in Verbindung setzen würde, sobald sie die Ergebnisse bekommen hätte.
Ich dachte daran, Judy in Queens anzurufen, und fühlte mich mies, diesen Gedanken zu haben, hinter dem, wie ich ganz klar sah, nichts als egoistische Angst vor dem Unbekannten stand. Ich schaffte es, diesen Impuls zu ignorieren.
Und mir kam auch in den Sinn, daß während dieser persönlichen und beruflichen Übergangszeit etwas ganz eklatant auffiel. Etwas, das nicht passierte.
Da saß ich nun mit einem Mord, der offiziell war, und drei weiteren Morden, die meiner persönlichen Zählung nach auf mein Konto gingen, und die Zusammenhänge schienen immer augenfälliger zu sein. Und doch schien sich gleichzeitig nichts davon zusammenreimen zu lassen.
Und Neglio rief nicht ein einziges Mal an.
Seine Leute unten in der Police Plaza sagten, sie wüßten nicht, wann mit seiner Rückkehr von Bimini zu rechnen sei, und daß ich, soweit sie das beurteilen könnten, immer noch den heiklen Fall von Father Love hätte und meine Ermittlungen durchführen solle, wie ich es für angebracht hielte. Die erste öffentliche Aufbahrung der sterblichen Überreste des Most Reverend Father Love fand am Samstag nachmittag in der großen Marmorlobby des Holy Stream Deliverance Temple of Harlem statt. Das Foyer war groß genug, um den Zehntausenden von Bewunderern und Zuhörern und all den anderen Platz zu bieten, die weinten und sangen, den Scharen, denen Gelegenheit gegeben wurde, einen Blick in den Sarg aus Gold und Mahagoni zu werfen, in dem Father Love lag - einschließlich seiner kompletten Schmucksammlung.
Es war ein stürmischer, naßkalter Tag, und doch zogen sich die Menschenschlangen, die darauf warteten, sich durch das Foyer zu schieben, um dann jeweils drei Minuten dort bleiben zu können, ganze vier Blocks die Lenox Avenue hinauf. Jeder wollte einen letzten Blick auf den gutaussehenden Prediger mit den Diamantkrawattennadeln und den Diamantringen an allen zehn Fingern, die, wie es hieß, auf seiner Brust gefaltet waren, und auf die juwelenbesetzte Rolex an seinem linken Handgelenk werfen.
Jeder wollte ein letztes Mal den letzten großen Star des alten Harlemer Filmpalastes sehen, der zu Father Loves eigenem religiösen Theater geworden war. Dies war jetzt dem finsteren Roy S. Dumaine anvertraut, der aus Anlaß des Tages in seine eigene Version von Father Loves Markenzeichen, dem schwarzen Mohairanzug, gekleidet war und nicht sonderlich erfreut schien, daß ich erheblich mehr als die jedem zugestandenen drei Minuten im Foyer in Anspruch nahm.
Vom Kopfende der
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