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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Mona?«
    »Ich bin ihr neulich zufällig über den Weg gelaufen. Nach einer Menge Jahren...«
    Ich schenkte es mir, Labeija zu erzählen, wie ich Mona irgendwann um 1975 herum das erste Mal über den Weg gelaufen war. Sie ging in der Lobby eines Hotels voller Evangelisten anschaffen, die im Bankettsaal für einen Schauspieler auf die Pauke hauten, der eine große Rede darüber hielt, eines Tages mal im Weißen Haus die Hauptrolle spielen zu wollen. Damals trug ich noch Uniform, und sie fing an durchzuscheuern. Also tat ich gewissen Leuten eine Menge kleiner Gefallen, deren Unterstützung ich mir sichern wollte, wenn ich erst mal meine Beförderung hatte - Gefälligkeiten, wie zum Beispiel sie nicht aus Gründen einzulochen, die im Augenblick niemandem besonders weh taten.
    »Sie ist in meinem Café aufgetaucht«, sagte ich. »Oder vielleicht ich auch in ihrem. Ich bin erst kürzlich wieder in mein altes Viertel zurückgekommen, Beija.
    Jedenfalls, Mona und ich kamen ins Gespräch. Und ich schätze, das war’s dann auch schon, nur daß sie meinte, ich sollte irgendwann mal vorbeikommen und mir ihre Vorstellung ansehen. Und heute abend brauche ich die Ablenkung.«
    »Abgesehen davon«, sagte Labeija und schnipste einem Kellner zu, »sieht sie verdammt gut aus, stimmt’s?«
    »Tja, das auch.«
    Als der Wodka kam, sagte Labeija: »So viele gutaussehende Mädchen kommen her, so viele über die Jahre. Diese Branche ist nicht schön, aber es ist eine Branche voll schöner Mädchen. Mach dir selbst einen Reim drauf. Manche von den Mädchen haben Glück, andere nicht; praktisch keine findet am Ende jemanden, den es so oder so interessiert.«
    »Und wie ist es für Mona gelaufen?«
    »Tja, Mona, sie hat Glück. Ich schätze, das wird man wohl sagen müssen. Ihre Beine sind gut, und mit ihrem Gesicht ist nie was passiert - und du solltest darauf achten, daß es auch so bleibt. Du verstehst doch, was ich meine?«
    Ich trank aus und dachte beiläufig daran, wie viele Drinks ich an diesem Tag schon gehabt hatte. Und Labeijas schleifender Stimme nach zu urteilen, dachte ich, hatte sie wahrscheinlich auch nicht weniger gehabt. Sie bestellte noch einen Wodka.
    Und ich war mir einer Menge verschiedener Geräusche um mich herum bewußt und auch der Tatsache, daß mich das verwirrte. Die schmalzige Musik der Band, die vor Mona als Attraktion des Abends für die letzte Stripperin noch einmal mächtig zulegte, das Getrampel am Laufsteg, Kellner, die mit Tabletts voll Bier vorbeistapften. Oder vielleicht stürzten auch all meine Gedanken am späten Abend eines fürchterlichen Tages lautstark über mir zusammen.
    Außerdem war ich mir bewußt, daß Labeija dort saß und auf eine Antwort wartete.
    Ich brachte nur ein »Nein, was meinst du damit?« heraus.
    »Ich meine, wenn man im Showbusiness ist, sollte man sich das Gesicht nicht zu oft ummodellieren lassen. Wenn man jemals sauer genug wird, auf jemanden loszugehen, der in derselben Branche ist wie man selbst, dann ist man verpflichtet, seine Schläge so tief wie möglich zu halten. Je tiefer, desto besser.
    Das ist das einzig Anständige, was man tun kann. Leute, die den tieferen Sinn hinter dieser Regel nicht verstehen, nennen es schmutziges Kämpfen. Aber man kann wirklich sehen, daß es das nicht ist.
    Ich meine, Hock... du siehst das doch, oder?«
    Wie viele von uns tun das je?

    Die Stimme des Conférenciers dröhnte durch die verqualmte Luft des Raumes, und die Menge verstummte.
    »Ladies and Gentlemen... was zumindest auf ein paar von euch da draußen zutreffen sollte —«
    Der Drummer hämmerte einen Trommelwirbel, und aus dem Publikum ertönte donnerndes Lachen.
    »- La Club Pigalle, in dem das Beste des guten, alten Varietés weiterlebt und Sie vielleicht, oh, vielleicht einen halben Wochenlohn kosten wird -«
    Wieder ein Tusch.
    »- ist stolz, Ihnen unsere Hauptattraktion präsentieren zu können... die reizende, die kurvenreiche, die bezaubernde, die entzückende... die unvergleichliche Mona Morgan!«
    Die Band begann mit einer Ouvertüre. Scheinwerfer spielten Bockspringen in Nuancen von Pink und Gelb und Grün, und die Menge johlte und stampfte und rief Monas Namen.
    Sie schwebte aus den Kulissen herein, frei und leichtfüßig und mit ihren perfekten Zähnen lächelnd. Sie trug lange, mit Perlen besetzte Handschuhe, die bis über ihre Ellbogen reichten, einen dazu passenden glockenförmigen Hut und weiche, weiße Pelzstolen, die sie über ihre Schultern gelegt hatte und

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