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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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genauso schlecht gesungen wie alle anderen. Aber ich hatte bessere Beine als die meisten. Ich Glückliche.«
    Wieder schaute sie auf einen Punkt ins Nichts. Fast hätte ich nicht gehört, wie sie sagte: »Ich wünschte, ich könnte dafür sorgen, daß all die ganz normalen Mädchen bleiben, wo sie sind. Ich jedenfalls wäre besser geblieben, wo ich war. Oben in Rhinecliff hätte ich vielleicht sensationell hübsch sein können.«
    »Du bist jetzt und hier auch sehr hübsch«, sagte ich matt. Aber die Worte schmeckten schal. Mona lächelte mich geduldig an; eine Frau, die schlaffe Worte von Männern gewohnt war.
    »Hübsch genug«, sagte sie, »aber nicht intelligent genug. Wenn ich intelligent wäre, hätte ich gewußt, besser in der
    Nähe meiner Heimatstadt zu bleiben und zu helfen, den Ort zu verschönern. Aber auch wenn ich nicht besonders intelligent bin, gebe ich mir dennoch alle Mühe zu lernen.
    Bislang habe ich gelernt, daß ein hübsches Mädchen wie ich in einem Ort wie Rhinecliff gebraucht wird. Hier unten, in der Stadt, braucht mich kein Mensch außer den Jungs mit Augen fürs Geschäft, weißt du? Die haben Verwendung für mich. Das habe ich verdammt schnell gelernt.
    Außerdem habe ich gelernt, daß ich jederzeit nach Rhinecliff zurückgehen kann, wenn’s mir nicht gefällt, und das hübsche Mädchen aus Schenectady oder Bridgeport oder Worcester sein Glück versuchen kann. Die Jungs mit den Augen fürs Geschäft - die würden den Unterschied sowieso nie mitkriegen.
    Du weißt, wie’s ist, Hock? Das weißt du doch?«
    Ich sah auf meine Hände und dachte an einen Ort auf der Welt, an den ich vielleicht mit Mona Morgan gehen konnte, damit sie für immer ein hübsches Mädchen, eingemummelt in einen Pelzmantel, mit Paketen auf den Armen und Schnee auf den Haaren, sein konnte. Und ich versuchte eine Möglichkeit zu finden, ihr das auch zu sagen, ohne daß es hohl und leer klang.
    Und dann, als säße ich an einem verregneten Nachmittag in einem Repertoirekino unten im Village und würde mit einem Ohr dem vertrauten Text von Lorre oder Garfield oder Greenstreet oder Ladd oben auf der Leinwand lauschen, war da auf einmal Labeijas schnarrende Stimme...
    »Hallöchen, Hock. Spukst du auch mal wieder in meinem Lokal herum?«
    »Nein, Labeija«, erwiderte ich. »Das sollte ich dich wohl besser fragen.«
    Labeija gab mir einen mannhaften Klaps auf die Schulter. Mona stand auf, gab ihrem Chef einen Kuß auf die Wange und sagte zu mir: »Gut - jetzt hast du Gesellschaft. Ich muß mich auf meine Nummer vorbereiten.«
    Ich antwortete ihr, daß ich nach der Show auf sie warten würde, und Mona sagte: »Das will ich dir auch raten, Hock. Ich will von dir zum Abendessen eingeladen werden, und anschließend unternehmen wir noch was.«
    Ich bekam einen heißen Kopf. Er war nicht rot; ich erröte heute nicht mehr. Ich würde gern, aber es geht einfach nicht.
    Labeija pflanzte ihren schweren, verkleideten Männerkörper auf den Stuhl, den Mona gerade verlassen hatte. Ich fragte mich, wie sie wohl mit einer Zigarre und einer Flasche Bier und ungeschminkt aussah.
    Sie trug eine lockige rotbraune Perücke, eine aus einer umfangreichen Perückensammlung. Ihr Gesicht und Hals und Dekolleté waren dunkelorange von all dem Max-Factor-Körperpuder, das sie mit Wasser und Alkohol aufgetragen und auf Hochglanz poliert hatte, um ein Verlaufen zu verhindern. Die Augen hatte sie mit extra langen Showbiz-Wimpern und soviel kakaofarbenem Mascara geschminkt, daß es aussah, als hätte sie irgendwo zwischen ihrer Nase und der Stelle, wo sie ihre Augenbrauen zupfte, Schokoladentörtchen zermanscht.
    »Bist du in Erinnerung an alte Zeiten hier, Hock?« fragte Labeija. »Oder beruflich? Oder willst du vielleicht nur ein bißchen an Monas Pfirsichen naschen?«
    »Hauptsächlich der alten Zeiten wegen«, antwortete ich. »Ich habe hier nichts Besonderes zu tun, und manchmal ist der Job nicht so angenehm, weißt du. Und was die Pfirsiche betrifft, da kenne ich mich nicht mehr so besonders aus.«
    »’türlich nicht, wo du doch verheiratet bist und alles.« Labeija knuffte wieder meine Schulter und sagte: »Ach, ihr Guten seid alle schon vergeben.«
    »Judy und ich, wir haben uns getrennt«, erzählte ich. »Ist schon eine ganze Weile her. Ich schätze, das konntest du nicht wissen.«
    »Tja, es ist alles nicht so einfach, richtig?«
    Nein, sagte ich, nichts war mehr einfach.
    Labeija zuckte mit den Achseln. »Und, was ist jetzt mit dir und

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