Hell's Kitchen
anderen Farbe auch immer, auf die man seinen richtigen Namen und seine Adresse schreiben muß, um das zu bekommen, wofür man viel Kohle zahlen muß... Und Leute, die vielleicht einen Arzt brauchen, nachdem sie spät nachts in einem Club in Hell’s Kitchen zusammengeschlagen worden sind.«
Ich berührte meinen Kopf und stellte mir vor, wie es unter dem Verband und dem Mull wohl aussehen mochte, und beschloß, es für die nächsten paar Tage nicht wissen zu wollen. Ich sagte: »Du hast gesagt, alles wäre nur ein Irrtum gewesen?«
»Hör zu, Hock, ich werd’s dir schon bald erklären, okay? Aber im Augenblick nimm’s einfach nicht so schwer und mach mich einfach für eine ziemlich üble Nacht verantwortlich, wie wär’s? Wer braucht im Moment schon Antworten? Ich bleibe bei dir, und es gibt bessere Sachen, über die wir nachdenken könnten, okay?«
»Ich weiß nicht, ob das okay ist, Mona. Du mußt berücksichtigen, was ich schon alles durchgemacht habe, seit ich in dieses Viertel zurückgezogen bin. Zuerst besorgt mir einer meiner besten Spitzel dieses Dreckloch hier, anschließend gibt besagter Spitzel den Löffel ab; dann stellt sich heraus, daß der Bursche, der eben diesen Spitzel ermordet auffindet, etwas mit dem Dreckloch zu tun hat, in dem ich jetzt wohne - und zwar so viel, daß er mir im Auftrag des Vermieters einen netten Brief schreibt, mit dem mir ein paar Riesen angeboten werden, wenn ich den Mietvertrag kündige, den ich gerade erst abgeschlossen habe, und in das beschissene Flanders Hotel umziehe; und dann wird dieser Bursche - dessen Name Griffiths ist und der sich für einen Jünger seines Bosses hält, welcher mein Vermieter ist, der wiederum möglicherweise für das Amt des Präsidenten kandidieren will! - genau hier in meinem eigenen kleinen Dreckloch von einer Wohnung gecancelt, stell dir vor, und es ist eine gottverdammt blutige Schweinerei...«
Ich holte tief Luft. Mona legte eine Hand auf meine Brust, was sich ziemlich gut anfühlte. »Und in der Zwischenzeit, nur der Vollständigkeit halber, ja, wollen wir nicht vergessen, daß ich eigentlich einen mit Bibelzitaten um sich werfenden Psycho finden soll, der Jagd auf einen fanatischen Radioprediger oben aus Harlem macht, der eigentlich jemand vollkommen anderer ist - und der jetzt, wieder nur der Vollständigkeit halber, im Krankenhaus im Koma liegt, da es mir nicht gelungen ist, meinen Job besonders gut zu machen, und ich ihn am Ende so gut wie tot in meinen Armen liegen hatte...
Und das führt uns genau zu diesem Augenblick. Jetzt liege ich hier, nachdem mir irgendwer in einem Stripschuppen vorübergehend das Licht ausgeblasen hat, und ich habe eine Beule auf der Nuß, die sich anfühlt, als wär’s ein Buick. Also, Honey, laß dir von mir eins sagen: Antworten sind für mich im Moment so gut wie Aspirin. Daher könntest du mir jetzt vielleicht zwei kleine Antworten geben: Wer, zum Teufel, hat mich vergangene Nacht k. o. geschlagen, und wieso, zum Teufel, finde ich dich wie einen sabbernden Wermutbruder in deiner Garderobe?«
Natürlich rechnete ich nicht wirklich damit, die Antworten auch zu bekommen. Aber ich hatte wenigstens das Gefühl, als hätte ich meine Stirnhöhlen gereinigt. Und natürlich sackte Monas Kopf nach vorn, und sie fing leise an zu schluchzen. Und damit war meine Energie verpufft.
Ohne mich dabei anzusehen, sagte Mona: »Du weißt ja, wie’s so ist, Hock. Das weißt du doch, oder nicht?«
Ich brummte, daß ich nicht glaubte, unter den gegebenen Umständen sonderlich viel zu wissen.
»Dein Leben ist ähnlich wie mein eigenes«, sagte sie, »und eine der tausend Sachen, die man so ungefähr die meiste Zeit falsch macht, ist, an so ziemlich den meisten falschen Stellen nach Liebe zu suchen... Ich glaube, das ist es, was ich dir gestern nacht vielleicht zu sagen hatte. Zum Teil...
Nach einer Weile holen dich die Sachen langsam ein, und auch wenn du’s dir irgendwie schon immer gedacht hast, vielleicht siehst du’s dann doch nicht kommen. Irgendwas Altes und Häßliches... Es kann sogar an einem Tag über dich hereinbrechen, der so neu und frisch wirkt... Das Leben ist kompliziert, weißt du.
Hör zu, Hock, der Kerl, der dich niedergeschlagen hat...«
»Aha, es war also ein Kerl?«
Darauf gab sie mir erst gar keine Antwort. »Der Kerl, der dich niedergeschlagen hat: er ist ein Nichts - eine Null, ein Bursche, der noch nie was anderes war und der nie was anderes sein wird.«
»Dann ist also dieser Kerl«,
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