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Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Titel: Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herder
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mit 15 Jahren das erste Mal geraucht zu haben, zu seiner Konfirmation, „ein Onkel hat mir eine Schachtel Zigaretten geschenkt“.
    Helmut Schmidt raucht also seit 1933 (dem Jahr der Machtergreifung Hitlers), seit 78 Jahren. Er „inhaliert“ Zigaretten, wie er im selben Interview preisgibt, raucht auf Lunge. Und schon immer in großen Mengen. Der Helmut-Schmidt-Biograf Hartmut Soell schätzt den Konsum am Anfang der siebziger Jahre auf 80 Zigaretten am Tag. Laut Hartmut Soell hat es Helmut Schmidt von 1972 an, auf den Rat seiner Ärzte, mit dem Umstieg von der Zigarette auf die Pfeife versucht. „Das nahm sich zusammen mit seinem kräftigen Gebiss und kantigen Kinn auf den Fotos und im Fernsehen recht dekorativ aus.“ Der Versuch misslang – der langjährige Kettenraucher, dem es auf eine schnelle Wirkung des Nikotins ankam, vermochte nicht auf die gemächlichere Form desRauchgenusses zu wechseln. Schmidt begann, den Rauch aus dem Pfeifentopf zu inhalieren wie den einer Zigarette.
    Kein Zweifel: Die unterschiedlichen Temperamente der späteren Bundeskanzler Helmut Schmidt (Zigarette) und Helmut Kohl (Pfeife) zeigten sich schon früh, auch auf nichtpolitischen Feldern.
    Auch die dritte Variante, Helmut Schmidt schnupft Tabak, findet – wenigstens öffentlich – nicht mehr häufig statt. Den Schnupftabak lernte Schmidt in den sechziger Jahren aus einem weniger schönen Anlass kennen: In der Zeit des Zechensterbens an der Ruhr fuhr er viele Male mit Bergleuten in die Schächte ein. Dabei lernte er, Schnupftabak zu schätzen, „denn da unten durfte man wegen der Explosionsgefahr nicht rauchen. Das habe ich von denen übernommen, weil man im Bundestag auch nicht rauchen durfte.“
    Die neue Rauchmethode wurde von dem Umstand befördert, dass der Schnupftabak Marke „Gletscherprise“ schon mit Menthol parfümiert war. Helmut Schmidt bevorzugt den Geschmack von Menthol. Er gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zu den weltweit besten Kunden von Menthol-Zigaretten.
    Giovanni di Lorenzos Frage, ob er je versucht habe, das Rauchen ganz einzustellen, beantwortet Helmut Schmidt mit einem klaren Nein: „Ich bin doch nicht verrückt.“ Er könne morgen damit aufhören, aber das sei ja „weder gesundheitlich noch seelisch noch philosophisch“ notwendig. Und den Gefallen, wegen des Rauchens früher zu sterben, könne er ihm, di Lorenzo, nicht mehr tun.
    Während Helmut Schmidt das sagt, zündet er sich eine Zigarette an. Und ergänzt: „Dazu ist es zu spät.“ Helmut Schmidt lacht. Er lacht mit der Genugtuung desjenigen, der den Zeitgeist und die Gesetze ganz wörtlich überlebt hat. Und den persönlichen, viele Jahrzehnte währenden Nikotinkonsum.
    Schmidts Behauptung, er könne morgen mit dem Rauchen aufhören, ist ein Beispiel für eigene, medizinisch höchst anfechtbare Thesen, die der Raucher Helmut Schmidt zu entwickeln pflegt. Im konkreten Fall lautet die These: Es ist nur eine Fragemeiner persönlichen Entscheidung, ob ich rauche oder nicht, getroffen nach nüchterner Abwägung, so wie in meinem Beruf als Politiker auch. Wenn ich mich gegen die Zigarette entscheide – ein Arzt kann mir allenfalls sanft nahelegen, nicht mehr zu rauchen – ist sofort Schluss damit!
    Dabei hat Helmut Schmidt selbst aus der Nähe erlebt, wie ein starker Raucher von einem Tag auf den anderen mit dem Rauchen aufhören musste, und wie sehr ihn das – neben anderen Faktoren – gesundheitlich und in seiner politischen Arbeit über lange Zeit hin geschwächt hat. Die Rede ist von Willy Brandt, dem Vorgänger von Helmut Schmidt im Kanzleramt, der nach seinem triumphalen Wahlsieg 1972 an den Stimmbändern operiert und danach mit einem absoluten Rauchverbot belegt wurde. Ein nikotinverwöhnter Organismus reagiert schockartig auf diesen Entzug, der für den langfristigen Heilungsprozess unerlässlich sein mag.
    Helmut Schmidt erinnert sich nur an zwei Ärzte, die ihm empfahlen, mit dem Rauchen aufzuhören. Als sie das taten, war er schon über achtzig. Und sie bestanden auch nicht darauf. „Sie waren“, kommentiert Helmut Schmidt in der Rückschau, „vernünftig genug, einem alten Mann keine überflüssigen Ratschläge zu geben.“
    Eine andere These, die Helmut Schmidt gern vertritt, lautet, dass er weniger Zigaretten rauche, als er tatsächlich konsumiere. In einem der Fernsehgespräche mit Sandra Maischberger räumt er einen Rauchkonsum von „zwei Päckchen Zigaretten“ am Tag ein, doch selbst ein oberflächlicher Blick auf den

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