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Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Titel: Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt
Autoren: Herder
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nutzen. „Als ich 1953 für den Bundestag kandidierte“, erinnert sich Schmidt in einem Gespräch mit dem „Spiegel“, „kam mein Freund Gyula Trebitsch auf den glorreichen Gedanken, einen Filmspot zu drehen. Der zeigte mich an einem Schreibtisch mit Frau und Tochter.“ Vorgeführt wurde „dieses Filmchen von einigen Minuten“, so Schmidt weiter, „mithilfe eines klapprigen Volkswagenbusses (…), wenn die Massen aus den Bahnhöfen kamen und nach Hause wollten. Das war eine unternehmerische Idee.“ Jetzt, im hohen Alter, bevorzugt er die heute fast schon „altmodischen“ Plattformen eines Zeitungsartikels und eines Buches.
    Das Verhältnis zwischen dem Politiker Helmut Schmidt und den Journalistinnen und Journalisten, die seine Arbeit publizistisch begleiteten, war immer zwiespältig. Ein Grund dafür ist die Ambivalenz, die ein politisches Alphatier wie Helmut Schmidt gegenüber Journalisten empfindet; bei seinen Nachfolgern im Kanzleramt war und ist das nicht anders. Einerseits weiß Helmut Schmidt um die wichtige Rolle des Journalismus für eine Demokratie, denn dank dieser Zunft wird politisches Handeln diskutiert und hinterfragt. Anderseits enthält die politische Persönlichkeit Helmut Schmidt unbestritten ein autoritäres, vordemokratisches Element – stets stöhnte er darüber, wie viel Zeit er für die Vermittlung einer einmal getroffenen Entscheidung brauche, für die Vermittlung in der Fraktion, in der Partei, vor Journalisten und im Gespräch mit Bürgern. Solange er sich mit Erklärungen aufhalten muss, kann er nicht handeln!
    Helmut Schmidt war anders sozialisiert – er wurde Bundestagsabgeordneter im Adenauer-Deutschland, in dem der Bundeskanzler eine Handvoll Journalisten „verarztete“. Von Jahrzehnt zuJahrzehnt kamen immer mehr Kolleginnen und Kollegen hinzu, und mit dem Fernsehen brachten sie immer mehr Technikerteams mit. Irgendwann bürgerte sich bei dieser Schar der Brauch ein, bei wichtigen Sitzungen auf der Lauer zu liegen. Als Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal aus einem Sitzungssaal kam, um aufs Klo zu gehen, wurde er prompt um ein Statement gebeten – und fauchte die Journalisten als „Wegelagerer“ an.
    So schlecht Helmut Schmidt Journalistinnen und Journalisten auch zu behandeln pflegte, mit denen, die er zur „Qualitätsfraktion“ zählt, etwa viele Autorinnen und Autoren der „Zeit“, suchte er schon früh das Gespräch auf Augenhöhe.
    So kommt es mit Blick auf Helmut Schmidts Lebensweg nicht überraschend, ist aber doch eine Ausnahme, dass ein Politiker seinen Namen für einen Journalistenpreis gibt. Der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis, 1996 begründet, wird jedes Jahr ausgeschrieben. Er ehrt – so der Ausschreibungstext – „besondere Leistungen auf dem Gebiet der verbraucherorientierten Berichterstattung über Wirtschafts- und Finanzthemen“. Das Preisgeld stiftet eine Bank, die ING-DiBa.
    Helmut Schmidt selbst ruft in der Ausschreibung nach Journalisten, „die Hintergründe transparent machen und zugleich für jeden verständlich formulieren“. In seinem Fall ist der Wunsch nach verständlichen Formulierungen keine Floskel – dass Helmut Schmidt selbst einfach und verständlich formuliert, macht einen guten Teil seiner Wirkung aus. Mit dem Ruf nach einer einfachen, klaren Sprache landete er schon in den achtziger Jahren einen Medien-Coup: Legendär ist seine – von Loriot in einem Werbespot inszenierte – Beschwerde, er könne seine eigene Wasserrechnung nicht mehr verstehen.
    Ein Journalistenpreis, für den ein Politiker steht, der verständliches Formulieren prämieren will – auch diese Initiative von Helmut Schmidt steht zum Zeitgeist merkwürdig quer. Sie legitimiert sich aus dem authentischen Auftritt des Namensgebers.
    Im Sommer 2010 teilen Loki und Helmut Schmidt mit, dass sie in den vergangenen Jahren hohe Summen für gemeinnützige Zwecke gespendet haben. Er habe nie reich oder vermögend seinwollen, sagt Helmut Schmidt im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo. „Meine Frau und ich haben insgesamt mehrere Millionen für verschiedene Stiftungen aufgebracht.“
    Allein etwa eine Million Euro ging an die von Helmut Schmidt mitbegründete Deutsche Nationalstiftung, die mit ihren Projekten das Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland fördert.
    Mit dem Hinweis, dass seine Frau und er Millionenbeträge für gemeinnützige Zwecke gespendet haben, spricht sich Helmut Schmidt für eine „Reichensteuer“ aus. Er will sich diesen Begriff zwar
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