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Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt

Titel: Helmut Schmidt - Der letzte Raucher seinen Bewunderern erklärt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herder
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Deutsche Presseagentur, habe der „89-jährige Dauerraucher“ Konkurrenten wie Til Schweiger und Jürgen Vogel mühelos hinter sich gelassen. Der TV-Sender hatte das Forsa-Institut mit der Umfrage beauftragt. Männer mussten aus zehn Vorschlägen den aus ihrer Sicht „coolsten Typen“ wählen. 27 Prozent tippten auf Helmut Schmidt, jeweils 21 Prozent auf Til Schweiger und Hape Kerkeling.
    Der Autor des Agenturberichts folgert aus dem Ergebnis, dass sich die Vorstellung vom „Cool“-Sein verändert habe. Früher galt ein Mann als cool, wenn er Falco-Brille und Lederjacke trug und einer Frau zuraunte: „Hey Baby, komm mit mir die Sonne putzen!“ Heute muss ein cooler Mann eine markante Persönlichkeit sein, sein eigenes Ding machen. Helmut Schmidt macht sein Ding als Dauerraucher, Til Schweiger ist der sexiest man der Kinoleinwand,Hape Kerkeling hat der Welt erklärt: „Ich bin dann mal weg.“
    Die nächste „Helmut-Schmidt-Welle“ setzt ganz ohne qualmendes Zutun des Protagonisten ein, mit einem Paket-Abwurf von Spielfilmen und Dokumentationen zur Befreiung der Lufthansamaschine „Landshut“ 1977. Nach der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer war, um den Druck auf die von Helmut Schmidt geführte Bundesregierung zu erhöhen, eine Maschine mit deutschen Urlaubern gekidnappt worden. Die Entführer, palästinensische Terroristen, forderten neben der Freilassung von inhaftierten Palästinensern, dass die deutschen Top-Terroristen ausgeflogen werden. Helmut Schmidt ordnete den Einsatz des Spezialkommandos GSG-9 an, dem die Befreiung der Geiseln gelang. Es handelte sich um eine hochriskante Aktion, die auch hätte scheitern können. Die Geiseln haben Glück gehabt – genauso wie der Regierungschef, der die politische Verantwortung trug. Weil alles gut ging, wurde Helmut Schmidt zum „Helden von Mogadischu“.
    In Deutschland ist es Mode geworden, dass Ereignisse des kollektiven Gedächtnisses an bestimmten Jahrestagen intensiv in Erinnerung gerufen werden. „Das Trauma dauert fort“, schrieb der „Spiegel“ 1997, als Heinrich Breloer mit dem „Todesspiel“ die erste Rekonstruktion der Ereignisse produzierte. Als ARD und ZDF 2007 und 2008 ein Doku-Drama, einen Fernsehfilm und eine Dokumentation ausstrahlen, scheint das Trauma noch immer nicht aufgelöst – die Zuschauerresonanz ist bei allen Produktionen überwältigend.
    Der bereits zitierte Schauspieler Christian Berkel spielt Helmut Schmidt im neuen „Mogadischu“-Film. Es ist schon der zweite Einsatz in dieser Rolle, die Premiere hatte er im Fernsehfilm über die Hamburger Sturmflut von 1962. Christian Berkel bemüht sich intensiv, diese komplexe Persönlichkeit zu verstehen. In Helmut Schmidts Kontrolliertheit, erzählt Berkel in einem Interview, sei ungeheuer viel versteckt. „Wer so diszipliniert ist, hat viel in sich, was er disziplinieren muss.“
    Auch mit Helmut Schmidt als dem letzten Raucher hat sichBerkel beschäftigt. „Er stößt den ersten Rauch aus, dann zieht er etwas davon durch die Nase ein, und nur den letzten Rest inhaliert er wirklich.“ Noch in die Sucht, die ja Kontrollverlust bedeute, versuche er Struktur und somit Kontrolle hineinzubringen.
    Immer wieder, und wohl auch in Zukunft, kehrt die Geschichte des deutschen Terrorismus in das öffentliche Bewusstsein zurück. Es tauchen zufällig Mitschnitte der Prozesstage mit Andreas Baader auf, diesem Leitwolf der „Rote Armee Fraktion“, der erstmals für viele Deutsche eine Stimme bekommt. Oder der Sohn des 1977 ermordeten Generalbundesanwaltes Siegfried Buback erwirkt nach jahrelanger Vorarbeit, dass einer ehemaligen Terroristin noch einmal der Prozess gemacht wird. Plötzlich melden sich auch andere Opferkinder des deutschen Terrorismus zu Wort, etwa Corinna Ponto. Ihr Vater, Chef der Deutschen Bank, sollte von RAF-Terroristen von der eigenen Haustür weg entführt werden. Als er sich zur Wehr setze, wurde er erschossen.
    Die Zeit des Terrorismus ist in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine immer wieder aufreißende Wunde. Und jedes Mal fällt auch der Fokus auf den damaligen Bundeskanzler, der diese Bewegung niedergerungen hat. Helmut Schmidt konnte nicht verhindern, dass dieser Kampf Opfer kostete. Aber er hat Schlimmeres verhindert: Die Bundesrepublik wurde nicht zum Spielball von Terroristen, wie es zeitweise Italien mit der Terror-Organisation „Rote Brigaden“ erging.
    Wer auf die brillante Idee kam, Helmut Schmidt „auf eine

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