Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
aus seinem Inneren, [sie] kamen aus dem, was ich als das Unendliche bezeichnen würde.«
Nachts waren sie dann zuweilen zu ihren Schleichtouren aufgebrochen.
F: »Erklären Sie diesen Geschworenen bitte, was Sie darunter verstehen.«
A: »Sich ganz leise zu bewegen, sodass einen niemand sieht oder hört … in dunkler Kleidung …«
F: »Um bei Nacht in Wohnhäuser einzudringen?«
A: »Ja.«
Sie hatten sich dann irgendwo in Los Angeles aufs Geratewohl ein Haus ausgesucht, waren, während die Bewohner schliefen, hineingeschlichen und hatten Möbel verstellt, Dinge verändert, sodass die Leute, wenn sie am nächsten Morgen erwachten, eine andere Umgebung vorgefunden hatten als beim Schlafengehen. Jeder von ihnen hatte ein Messer dabei. Susan erklärte, dass sie mitgegangen sei, »weil das jeder in der Family tat« und sie auch diese Erfahrung machen wollte.
Ich war sicher, dass auch die Geschworenen diese Schleichtouren als Generalproben für die Morde ansahen.
F: »Hatten Sie einen Namen für Ihre Gruppe, Susan?«
A: »Unter uns nannten wir uns Family.« Es sei, sagte Susan, »eine Familie gewesen, wie es keine andere gibt«.
Wenn ich mich nicht irrte, hörte ich einen Geschworenen murmeln: »Gott sei Dank!«
F: »Susan, lebten Sie am 8. August 1969 auf der Spahn Ranch?«
A: »Ja.«
F: »Susan, hat Charlie Manson Ihnen und ein paar anderen Mitgliedern der Family zu dieser Zeit die Anweisung gegeben, etwas Bestimmtes zu tun?«
A: »Soweit ich mich erinnere, hat mir Charlie keine Anordnung gegeben, außer dass ich mich umziehen und ein Messer mitnehmen und ansonsten genau das tun sollte, was Tex mir sagte.«
F: »Hat Charlie genauer bestimmt, was für Kleidung Sie anziehen sollten?«
A: »Er hat mir gesagt: ›Zieh dunkle Sachen an! ‹ «
Susan identifizierte an dieser Stelle auf entsprechenden Fotos Watson, Krenwinkel und Kasabian wie auch den alten Ford, in dem die vier die Ranch verlassen hatten. Charlie hatte ihnen hinterhergewunken. Susan wusste die Uhrzeit nicht mehr, aber es war Nacht gewesen. Auf dem Rücksitz befanden sich eine Drahtzange und ein Strick. Sie, Katie und Linda hatten jede ein Messer. Tex führte eine Schusswaffe mit sich und ihrer Meinung nach sicher auch ein Messer. Erst unterwegs hatte ihnen Tex erklärt, dass sie – Zitat Susan – »zu einem Haus oben auf dem Hügel fuhren, das einmal Terry Melcher gehört hat, und wir wollten nur deshalb zu diesem Haus, weil Tex den Grundriss kannte«.
F: »Hat Tex Ihnen verraten, warum Sie und die anderen zum früheren Domizil von Terry Melcher wollten?«
Sachlich und absolut emotionslos erwiderte Susan: »Um sich ihr gesamtes Geld zu holen und alle zu töten, die gerade da waren.«
F: »Es war demnach egal, wer da war, Sie sollten alle töten – ist das richtig?«
A: »Ja.«
Unterwegs hatten sie sich verfahren, doch am Ende hatte Tex die Abzweigung wiedererkannt, und sie waren den Hügel hinaufgefahren. Tex war dann ausgestiegen und auf den Telefonmast geklettert, um mit der Drahtzange die Kabel zu durchtrennen. (Die Kripo L. A. hatte sich hinsichtlich der Schneidetests mit der auf der Barker Ranch gefundenen Zange immer noch nicht bei mir gemeldet.) Nachdem Tex wieder eingestiegen war, waren sie den Hang wieder hinuntergefahren, hatten unten geparkt und waren dann mit ihren Wechselklamotten unter dem Arm zu Fuß noch einmal hinaufgegangen. Sie hatten das Grundstück nicht durch das Tor betreten, »weil wir dachten, es sei vielleicht eine Alarmanlage an oder würde elektrisch betätigt«. Rechts vom Tor befand sich eine steil abschüssige Stelle mit Gebüsch. Hier war der Zaun weniger hoch. Susan hatte ihr Kleiderbündel hinübergeworfen und war mit dem Messer zwischen den Zähnen über den Zaun geklettert. Die anderen waren ihr gefolgt.
Sie hatten gerade ihre Kleider im Gebüsch versteckt, als Susan die Scheinwerfer eines Autos erspähte, das die Einfahrt entlang auf das Tor zugefahren kam. »Tex sagte zu uns Mädchen, wir sollten uns hinlegen und keinen Muckser machen. Dann verschwand er aus unserem Blickfeld … Ich hörte, wie er ›Halt!‹ rief.« Susan hatte dann noch eine andere männliche Stimme gehört, die flehte: »Bitte tu mir nichts, ich sage nichts!« »Ich hörte einen Schuss und dann noch einen.« Vier Schüsse, dann war Tex zurückgekehrt und hatte sie aufgefordert mitzukommen. Als sie zu dem Wagen gekommen waren, hatte Tex hineingelangt und die Scheinwerfer ausgeschaltet. Anschließend hatten sie den Wagen vom
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