Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
Vom Netzwerk:
nächsten anderthalb Jahre lang herumgefahren – Richtung Norden nach Mendocino, Oregon, Washington, nach Süden an die Big Sur, nach Los Angeles, Mexiko, Nevada, Arizona, New-Mexiko und irgendwann wieder nach L. A. zurück, wo sie zunächst in diversen Behausungen im Topanga Canyon, in Malibu, Venice und später auf der Spahn Ranch gelebt hatten. Unterwegs hatten sich ihnen noch mehr Leute angeschlossen, von denen einige ganz, andere aber nur vorübergehend blieben. Susan zufolge machten sie alle Veränderungen durch und lernten zu lieben. Die Mädchen hatten Sex mit jedem der Jungen und auch miteinander. Doch Charlie war die vollkommene Liebe. Auch wenn er nicht oft mit ihr schlief – in den über zwei Jahren, in denen sie zusammen waren, nur sechsmal –, »gab er sich vollkommen hin«.
    F: »Waren Sie sehr in ihn verliebt, Susan?«
    A: »Ich war in den Widerschein verliebt, und dieser Widerschein, vom dem ich spreche, ist der von Charlie Manson.«
    F: »Hätten Sie alles für ihn getan, oder gab es irgendwelche Grenzen?«
    A: »Nein.«
    Damit kam ich zum Kernpunkt meiner Anklage, nämlich der Bereitschaft Susans und der anderen Mädchen, alles für ihn zu tun, einschließlich Mord in seinem Auftrag.
    F: »Was hatte Charlie an sich, dass Sie und die anderen Mädchen so verliebt in ihn waren und dass Sie alles tun wollten, was er von Ihnen verlangte?«
    A: »Charlie ist der einzige Mann, dem ich je begegnet bin … dem ich auf der ganzen Welt begegnet bin … der ein vollkommener Mann ist. Er würde von einer Frau keinen Widerspruch hinnehmen. Er lässt sich von einer Frau zu nichts überreden. Er ist ein Mann.«
    Charlie hatte ihr den Namen Sadie Mae Glutz gegeben, denn »um innerlich völlig frei zu sein, musste ich die Vergangenheit ganz und gar vergessen. Das geht am leichtesten … ein solcher Identitätswechsel geht am leichtesten, wenn man einen neuen Namen annimmt.«
    Nach Susans Aussage hatte auch Charlie eine Reihe von Namen angenommen und sich abwechselnd Teufel, Satan oder Seele genannt.
    F: »Hat sich Mr. Manson je als Jesus bezeichnet?«
    A: »Er selbst hat sich nie als Jesus bezeichnet.«
    F: »Haben Sie ihn je als Jesus bezeichnet?« Nach meiner Befragung am Vorabend ging ich davon aus, dass Susan dieser Frage ausweichen würde, und meine Vermutung bestätigte sich.
    A: »Für mich stellte er eine mit Jesus Christus vergleichbare Person dar.«
    F: »Glauben Sie, dass Charlie ein böser Mensch ist?«
    A: »Nach Ihren Maßstäben von Böse, wenn ich ihn mit Ihren Augen sehe, würde ich Ja sagen. Wenn ich ihn aber mit meinen Augen sehe, dann ist er ebenso böse, wie er gut ist. Sie können den Mann nicht beurteilen.«
    Auch wenn Susan nicht ausdrücklich sagte, dass sie Manson für Christus hielt, so deutete sie es doch indirekt an. Und obwohl ich zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht genau wusste, wieso, so hatte ich das Gefühl, dass es wichtig sei, den Geschworenen zumindest eine teilweise, unvollständige Erklärung dafür zu geben, wieso Manson über seine Anhänger eine solche Macht hatte. So unglaublich das in den Ohren der Geschworenen – vornehmlich aus der gehobenen Mittelschicht und im mittleren Alter – klingen musste, war dies doch nichts im Vergleich zu dem, was sie noch zu hören bekommen sollten, wenn es erst um die zwei Mordnächte gehen würde.
    Ich tastete mich ganz vorsichtig vor, indem ich sie aufforderte, den Alltag auf der Spahn Ranch zu beschreiben und zu erklären, wovon sie dort gelebt hatten. Es habe Leute gegeben, die ihnen Sachen schenkten, sagte Susan. Und sie waren auch betteln gegangen. Und »in ganz Los Angeles werfen die Supermärkte Tag für Tag völlig einwandfreie Lebensmittel weg, frisches Gemüse, manchmal auch ganze Eierkartons, abgepackten Käse, deren Verfallsdatum abgelaufen ist, aber die Lebensmittel sind noch gut, und wir Mädchen gingen dann auf ›Müllmission. ‹ «
    DeCarlo hatte mir von einer solchen Müllmission erzählt, bei der die Mädchen zur Verwunderung einiger Mitarbeiter des Supermarkts in Dennis Wilsons Rolls-Royce vorgefahren waren.
    Außerdem hatten sie gestohlen – Kreditkarten, andere Dinge.
    F: »Hat Charlie Ihnen aufgetragen zu stehlen?«
    A: »Nein, das kam von mir. Ich war – wir wurden darauf programmiert, Dinge zu tun.«
    F: »Von Charlie programmiert?«
    A: »Von Charlie, aber es ist nicht leicht für mich, das so zu erklären, dass Sie verstehen, wie – wie ich die Dinge sehe. Die Worte, die Charlie aussprach, kamen nicht

Weitere Kostenlose Bücher