Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Motor seines Autos startete. Er sei dann aufgestanden und habe aus dem Fenster geschaut, sodass er gerade noch sehen konnte, wie die Rücklichter verschwanden. Könne er ungefähr sagen, wie spät es da gewesen war? Normalerweise gehe er so um zehn Uhr abends ins Bett, also sei es danach gewesen. Als er am nächsten Morgen wieder aufgewacht sei, sagte Swartz, sei der Wagen da gewesen. Als er Charlie zur Rede gestellt habe, wieso sie sich den Ford ohne Erlaubnis genommen hätten, habe dieser ihm geantwortet, dass er ihn nicht wecken wollte.
Ich fragte ihn dann, ob Manson sich den Wagen noch einmal nachts ausgeliehen habe. Ja, an einem Abend hätten Charlie, die Mädchen und noch ein paar Jungs – welche, wusste er nicht mehr – gesagt, dass sie zum Musizieren in die Stadt fahren wollten.
Swartz konnte sich nicht mehr erinnern, wann das gewesen war, glaubte aber, dass es auch etwa zu der Zeit war, als sie das Auto ohne seine Erlaubnis genommen hatten. Davor oder danach? Das konnte er nicht sagen. Zwei Nächte hintereinander? Auch das wusste er nicht mehr.
Auf meine Frage, ob er selbst jemals zur Family gehört habe, erwiderte Swartz mit großem Nachdruck: »Nie im Leben.« Eines Tages, nach der Razzia und nachdem Shorty verschwunden war, hatten er und Manson einen Streit. Dabei hatte Charlie zu ihm gesagt: »Ich könnte dich jederzeit umbringen. Ich könnte jederzeit nachts an dein Bett kommen.« Danach hatte Swartz seinen Job auf der Spahn Ranch aufgegeben, auf der er seit 1963 sporadisch gearbeitet hatte, und hatte bei einer anderen Ranch angeheuert.
Was wisse er über Shortys Verschwinden? Na ja, ein, zwei Wochen nach der Razzia sei Shorty einfach nicht mehr da gewesen. Als er Charlie gefragt habe, wo er denn sei, hatte Charlie ihm geantwortet: »Er ist wegen eines Jobs nach San Francisco gegangen. Ich habe ihm von dem Job erzählt.« Diese Antwort habe ihn nicht gerade zufriedengestellt, sagte er, vor allem nachdem er bemerkt hatte, dass Bill Vance und Danny DeCarlo je eine von Shortys Pistolen Kaliber .45 in Besitz hatten.
Denn Shorty hätte sich von diesem Pistolenpaar niemals freiwillig getrennt, meinte Swartz, egal, wie knapp er auch bei Kasse gewesen wäre.
Die Auslieferung eines Angeklagten von einem in den anderen Bundesstaat ist nach der amerikanischen Verfassung obligatorisch, da gibt es keinen Ermessensspielraum. 47 Wenn in einem Bundesstaat eine rechtskräftige und vorschriftsmäßig ausgeführte Anklage vorliegt – wie es bei Charles »Tex« Watson der Fall war –, so gibt es keinen rechtmäßigen Grund, den Angeklagten nicht unverzüglich auszuliefern.
Gewisse einflussreiche Kreise im County Collin, Texas, sahen das allerdings anders. Bill Boyd, Watsons Anwalt, erklärte der Presse, dass er darum kämpfen werde, seinen Mandanten in Texas zu behalten, und wenn er dafür bis zum Obersten Gerichtshof gehen müsse.
Bill Boyds Vater, Roland Boyd, war im Süden ein einflussreicher Politiker von der Sam Rayburn School. Er war außerdem der Wahlkampfmanager eines Kandidaten für den Posten des Justizministers von Texas, eines Richters namens David Brown, der die Anhörung zum Auslieferungsersuchen gegen Watson leitete und dem Mandanten des jungen Boyd einen Aufschub nach dem anderen gewährte.
Bill Boyd hatte selbst auch politische Ambitionen. Tom Ryan, der dortige Bezirksstaatsanwalt, erklärte gegenüber einem Reporter der Los Angeles Times: »Ich habe mir sagen lassen, dass Bill Präsident der Vereinigten Staaten werden will und danach Gott.«
Das Time Magazine berichtete: »Als die Reporter für ein Gefängnisinterview mit seinem Mandanten Schlange standen, streute Boyd gleich eimerweise das Gerücht, dass Watsons Familie sich einverstanden erklären könne, falls es ›ein gutes Angebot‹ gebe. Ein Fotograf bot 1800 Dollar. ›Wir brauchen jede Menge Geld ‹ , konterte Boyd. ›Wie viel?‹ ›Ungefähr 50.000 Dollar ‹ , gab der Anwalt an. Zwar sperrt sich die Presse bislang, doch Boyd hat den Preis seines Mandanten noch nicht gesenkt – und ist sehr zuversichtlich, dass er das Geld früher oder später bekommen wird.«
In der Zwischenzeit konnte Tex sich nicht beklagen. Wir hörten von verschiedenen Quellen, dass seine Einzelzelle behaglich eingerichtet war und dass er über seinen eigenen Plattenspieler sowie seine eigenen Schallplatten verfügte. Sein vegetarisches Essen wurde von seiner Mutter zubereitet, außerdem trug er seine eigene Kleidung, die sie wusch und bügelte. Und es
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