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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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Folglich stimmte die Zahl wieder, wenn auch nicht der Bericht.
    Bill Lee vom Erkennungsdienst verglich die drei Bruchstücke der Schale mit dem Griff des Revolvers: Sie passten perfekt. Joe Granado testete dann einige braune Flecken am Lauf: menschliches Blut, dieselbe Gruppe und Untergruppe wie bei Jay Sebring. Nach Probeschüssen mit der Fundwaffe verglich Lee die Testprojektile mit denen der Tate-Morde unter einem Mikroskop. Drei der vier am Tatort sichergestellten Geschosse waren zu stark zersplittert oder verbeult, um die Rillen vergleichen zu können. Beim vierten fiel der Vergleich positiv aus. Es gebe nicht den allergeringsten Zweifel, bescheinigte er mir, dass diese Schüsse mit der Longhorn Kaliber .22 abgegeben worden waren.
    Nun gab es noch eine sehr wichtige Sache: Die Waffe musste mit Charles Manson in Verbindung gebracht werden. Ich bat daher die Tate-Ermittler, DeCarlo den Revolver zu zeigen, damit er feststellen konnte, ob es sich dabei um die Waffe handelte, mit der Manson und die anderen Männer auf der Spahn-Ranch ihre Schießübungen gemacht hatten. Außerdem bat ich sie, die Eigentumsgeschichte des Revolvers so lückenlos wie irgend möglich zurückzuverfolgen – vom Tag seiner Herstellung bei Hi Standard bis zu dem Tag, als Steven Weiss ihn fand.
    Da wir die Beweislage als unzureichend für eine Verurteilung von Gypsy und Brenda erachteten, wurden diese zwei dem harten Kern der Family zuzurechnenden Mädchen aus der Haft entlassen. Zwar kehrte Brenda kurz zu ihren Eltern zurück, doch gesellten sich beide schon bald wieder zu Squeaky, Sandy und den anderen Family-Mitgliedern auf der Spahn Ranch, nachdem der einsame George schwach geworden und ihnen die Rückkehr auf die Ranch gestattet hatte.
    Mansons häufiges Erscheinen vor Gericht verschaffte mir die Gelegenheit, ihn genau zu studieren. Auch wenn er wenig Schulbildung besaß, konnte er sich gut ausdrücken und war eindeutig intelligent. Er verstand kleine Nuancen, schien all die versteckten Aspekte einer Frage zu bedenken, bevor er antwortete. Seine Launen waren unberechenbar, er wechselte den Gesichtsausdruck wie ein Chamäleon die Farbe. Unter der Oberfläche spürte ich eine eigentümliche Intensität, sogar wenn er Witze machte, was trotz der schweren Anklage gegen ihn häufig der Fall war. Oft versuchte er, den stets voll besetzten Gerichtssaal zu beeindrucken. Seine Auftritte zielten nicht nur auf seine Getreuen, sondern auch auf Zuschauer und Presse. Entdeckte er eine hübsche junge Frau, lächelte oder zwinkerte er ihr oft zu. Meistens schienen sich die Frauen dann eher geschmeichelt als beleidigt zu fühlen.
    Eigentlich hätte ich davon nicht überrascht sein dürfen, denn ich hatte bereits gehört, dass Manson eine Unmenge Post bekam, darunter zahlreiche »Liebesbriefe« vornehmlich von jungen Mädchen, die sich der Family anschließen wollten.
    Am 17. Dezember ersc hien Manson vor Richter Keene und ersuchte ihn um die Abberufung seines Pflichtverteidigers. Er wolle seine Verteidigung selbst übernehmen, sagte er.
    Richter Keene antwortete, dass er nicht davon überzeugt sei, dass Manson in der Lage sei, sich selbst zu verteidigen oder im Juristenjargon ausgedrückt »in propria persona« fortzufahren.
    Manson: »Euer Ehren, ich kann in dieser Angelegenheit unter keinen Umständen auf meine eigene Stimme verzichten. Wenn ich mich nicht äußern kann, ist unsere ganze Sache erledigt. Wenn ich nicht zu meiner eigenen Verteidigung sprechen und mich in diesem Gerichtssaal frei artikulieren kann, dann ist das, als wären mir hinter dem Rücken die Hände gebunden, und wenn ich keine Stimme habe, ergibt es auch keinen Sinn, einen Verteidiger zu haben.«
    Keene erklärte sich nun bereit, Mansons Antrag am 22. erneut zu verhandeln.
    Mansons Beharren auf seinem Standpunkt, dass nur er selbst für sich sprechen könne, sowie auch die offensichtliche Tatsache, dass er das Rampenlicht genoss, ließ in meinen Augen nur einen Schluss zu: Wenn die Zeit reif war, würde er wahrscheinlich der Versuchung nicht widerstehen können, in den Zeugenstand zu treten.
    Daher legte ich mir ein Notizbuch für Fragen an, die ich ihm beim Kreuzverhör stellen wollte. Es dauerte nicht lange, bis ich beim zweiten und beim dritten Notizbuch angekommen war.
    Am 19. bat auch Leslie Van Houten darum, ihren derzeitigen Strafverteidiger, Donald Barnett, abzuberufen. Keene gab dem Ersuchen statt und bestellte an seiner Stelle Marvon Part zum Prozessbevollmächtigten

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