Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
mangelte ihm auch nicht gänzlich an Gesellschaft, da seine Zelle an den Frauentrakt grenzte.
Gestaltete sich die Auslieferung von Watson schwierig, so mehrten sich andererseits die Zeichen dafür, dass Katie Krenwinkel sich dazu entschließen könnte, freiwillig zurückzukehren, und zwar auf Mansons Anweisung hin. Squeaky, die als Charlies Unterhändlerin fungierte, hatte Krenwinkel eine wahre Flut an Briefen und Telegrammen geschickt, die wir in Fotokopie von der Gefängnisleitung in Mobile, Alabama, erhielten: »Gemeinsam sind wir stark … und es wäre gut, wenn du ein zusätzliches Opfer bringen würdest …«
Nach meiner Überzeugung ließ der in sämtlichen Botschaften betonte Zusammenhalt darauf schließen, dass Manson auf eine gemeinsame Verteidigung abzielte.
Da sich die Family mit Krenwinkel, unseres Wissens aber nicht mit Watson in Verbindung gesetzt hatte, spekulierte ich noch ein bisschen weiter und vermutete schließlich, dass Manson und die Mädchen versuchen würden, im Prozess alles Watson in die Schuhe zu schieben und ihn als den Drahtzieher hinter den Tate-LaBianca-Morden hinzustellen.
Daher begann ich, möglichst viele Beweise über eine Beziehung zwischen Watson und Manson und ihre Rollenverteilung innerhalb der Family zusammenzutragen.
Bei ihrer Vernehmung in Los Angeles hatte der zuständige Beamte der 16-jährigen Dianne Lake mit der Gaskammer gedroht. Dennoch hatte sie nichts verraten. Der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Buck Gibbens und der Ermittler Jack Gardiner versuchten es mit Freundlichkeit, etwas, das Dianne in ihrem bisherigen Leben kaum erfahren hatte.
Diannes Eltern waren schon in ihrer Kindheit »Hippies geworden«. Bereits im Alter von 13 Jahren war sie ein Mitglied der Hog-Farm-Kommune und hatte mit Gruppensex und LSD Bekanntschaft gemacht. Als sie sich dann kurz vor ihrem 14. Geburtstag Charles Manson anschloss, geschah dies mit Zustimmung ihrer Eltern.
Manson, dem Dianne offenbar nicht gefügig genug war, hatte sie bei verschiedenen Gelegenheiten auf den Mund geboxt, sie so getreten, dass sie quer durch das Zimmer flog, sie mit einem Stuhlbein auf den Kopf geschlagen und sie mit einem Stromkabel gepeitscht. Trotz einer solchen Behandlung blieb sie, was traurige Rückschlüsse auf ihre Alternativen erlaubt.
Sobald sie wieder in Independence war, hatten Gibbens und Gardiner einige längere Unterhaltungen mit Dianne. Sie konnten sie davon überzeugen, dass es durchaus Menschen gab, denen sie nicht gleichgültig war. Gardiners Frau und Kinder besuchten sie regelmäßig. Anfänglich noch zögerlich erzählte Diane den Beamten schließlich, was sie wusste, und entgegen ihrer Behauptung vor dem Großen Geschworenengericht wusste sie eine Menge. So hatte Tex ihr gegenüber zugegeben, dass er Sharon Tate erstochen habe. Er habe es getan, weil Charlie die Morde angeordnet hatte.
Am 30. Dezember übernahmen Sartuchi und Nielsen die Vernehmung von Diane in Independence. Sie sagte aus, dass Leslie eines Morgens, etwa ein oder zwei Wochen vor der Polizeirazzia vom 16. August, mit einer Brieftasche, einem Strick und einem Beutel voller Münzen ins Hinterhaus der Spahn Ranch gekommen sei. Sie habe diese Gegenstände unter einer Decke versteckt. Als wenig später dann ein Mann gekommen sei und angeklopft habe, habe sich Leslie versteckt, wobei sie Dianne erklärte, dass dieser Mann sie von Griffith Park aus per Anhalter mitgenommen habe und sie nicht von ihm gesehen werden wolle.
Die beiden LaBianca-Ermittler wechselten vielsagende Blicke. Denn Griffith Park war nicht weit entfernt vom Waverly Drive.
Nachdem der Mann wieder gegangen war, war Leslie unter der Decke hervorgekrochen, und Dianne hatte ihr geholfen, das Geld zu zählen. In der Plastiktüte befand sich Kleingeld im Wert von etwa acht Dollar.
Wegen Leno LaBiancas Münzsammlung waren die Ermittler an dieser Tüte sehr interessiert.
F: »Sie haben also Leslie dabei geholfen, dieses Geld oder die Münzen zu zählen. Haben Sie dabei irgendwelche Münzen gesehen, die aus einem anderen Land stammen?«
A: »Kanada.«
Leslie hatte dann ein Feuer gemacht und die Brieftasche – laut Dianne war sie aus braunem Leder –, ein paar Kreditkarten – eine war von einer Ölgesellschaft – und den Strick – er war ungefähr 1,20 Meter lang und drei Zentimeter dick – verbrannt. Dann hatte sie sich ausgezogen und auch diese Kleider in das Feuer gesteckt. Die Frage, ob sie an den Kleidern Blutflecken gesehen habe, verneinte
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