Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
fünf Angeklagten [Manson und Kasabian] ziemlich dürftig. Ohne ihre Aussage im Fall LaBianca gibt es gegen fünf der sechs Angeklagten [alle außer Van Houten] keine Beweise.«
Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Ohne Sadie fiel unsere Anklage in sich zusammen.
Am 2. Januar berief ich ein Meeting der Tate- und LaBianca-Ermittler ein und übergab ihnen eine Liste mit 42 Punkten, die abgearbeitet werden mussten.
Bei vielen davon handelte es sich um die Erinnerung an frühere Bitten: Fahren Sie zu den Stellen, an denen die Kleidung und die Schusswaffe gefunden wurden, und suchen Sie nach Messern. Hat Granado die Schuhe, die wir im November mitgenommen haben, schon mit der blutigen Absatzspur auf dem Weg zum Tate-Haus verglichen? Der Erkennungsdienst müsste inzwischen auch Ergebnisse zu der Drahtzange haben, außerdem zu den Kleidern, die das Fernsehteam gefunden hat. Wo ist das Tonband mit der Befragung, die der Hilfssheriff Ward vom County Inyo mit den beiden Bergleuten Crockett und Poston durchgeführt hat? Wo sind die Nachweislisten zu den Tate-, LaBianca- und Spahn-Ranch-Ferngesprächen? Da die Telefongesellschaft ihre Unterlagen nach Ablauf von sechs Monaten vernichtet, ist Eile geboten.
Bei vielen dieser Bitten handelte es sich um zwingende, folgerichtige Schritte, wie sie sich innerhalb einer Untersuchung ergeben, die eigentlich von den Ermittlern aus eigenem Antrieb, ohne unsere Nachfragen, zu erwarten gewesen wären: die Beschaffung einer Druckbuchstabenprobe von Atkins und deren Abgleich mit dem Wort »pig« an der Tate-Haustür. Ebenso für die Angeklagten Van Houten, Krenwinkel und Watson zum Abgleich mit den Druckbuchstaben im Haus der LaBiancas. Vorlage eines vollständigen Berichts über die gestohlenen Kreditkarten, die im Zuge dieses Falls von Bedeutung waren. Denn wir hofften auf Zahlungsbelege zu dem Strick und den Buckmessern. Da DeCarlo behauptet hatte, dass er dabei war, als Manson im Juni 1969 im Jack-Frost-Geschäft das dreisträngige Nylonseil gekauft hatte, mussten die Mitarbeiter befragt werden, ob sie ein solches Seil verkauft hatten. Anhand des Family-Fotoalbums war zu überprüfen, ob sich jemand an Manson und/oder DeCarlo erinnern konnte. Außerdem mussten Fotos von Manson, Atkins, Kasabian und anderen den Angestellten der Standard-Tankstelle in Sylmar vorgelegt werden, in der Rosemary LaBiancas Portemonnaie gefunden worden war.
Nachdem ich den Detectives die Liste ausgehändigt hatte, fügte ich hinzu: »Ich gehe davon aus, dass Sie außerdem noch Ihre eigenen Ermittlungen betreiben.« Das gedehnte Schweigen, das mir daraufhin entgegenschlug, sprach Bände. Schließlich beklagte sich Calkins: »Woher sollen wir wissen, wie man so was macht? Schließlich sind wir keine Anwälte, sondern Polizisten.«
»Moment mal«, antwortete ich, »diese 42 Punkte haben nichts mit juristischen Dingen zu tun. Es geht bei allen einzig und allein darum, Beweismaterial zu sammeln und damit unsere Anklage gegen diese Leute zu erhärten.«
»Aber das ist nicht unsere Aufgabe«, protestierte Calkins weiter.
Seine Bemerkung war so unglaublich, dass ich drauf und dran war, die Beherrschung zu verlieren.
»In einem Fall zu ermitteln, Beweise zu sammeln, Tatverdächtige mit dem Corpus Delicti des Verbrechens in Verbindung zu bringen – das alles soll nicht Teil der Polizeiarbeit sein? Also wirklich, Bob. Sie sind die Ermittler. Aaron und ich sind Anwälte. Jeder von uns hat seine eigenen Pflichten. Und wenn einer von uns seinen Job nicht gut macht, ist Manson womöglich bald ein freier Mann. Denken Sie da mal darüber nach.«
Ich hätte vielleicht noch Verständnis aufgebracht, wenn die Beamten mit anderen Aufgaben beschäftigt gewesen wären, aber ihre Dienststelle hatte sie ja ausschließlich für diesen Fall abgestellt.
Im Unterschied zu Calkins beklagte sich Mike McGann nur selten, strengte sich aber auch nicht besonders an. Die LaBianca-Detectives waren ausnahmslos bedeutend gewissenhafter. In den nächsten Wochen ging ich daher dazu über, ihnen neben den Ermittlungen zu den LaBianca-Morden auch solche Aufgaben zu übertragen, die nur mit dem Fall Tate zu tun hatten. Denn ich wusste, dass sie ihr Bestes geben würden. Das geschah allerdings erst nach Absprache mit Lieutenant Helder, der offen einräumte, dass Calkins und McGann einfach ihre Arbeit nicht erledigten.
Als kleiner Trost für die Polizeibeamten sei gesagt, dass meine eigene Liste um einiges länger war als die ihre. Sie umfasste Dinge
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