Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Leslie eine auf Band aufgezeichnete Befragung durchzuführen. Auch wenn die Staatsanwaltschaft weder das Band zu hören noch den Bericht zu sehen bekam, war unschwer zu erraten, dass Part wie schon sein Vorgänger Barnett erwog, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren.
Manson ließ mit seiner Reaktion nicht lange auf sich warten.
Am 19. Januar ersuchte Leslie um Ablösung ihres Anwalts und bestimmte an seiner Stelle Ira Reiner.
Angesichts der möglicherweise brisanten Aussage dieser Angeklagten beschloss Richter George M. Dell, die Angelegenheit unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Presse im Richterzimmer zu verhandeln. 49
Part widersetzte sich seiner Ablösung und begründete seine Haltung damit, dass Leslie Van Houten geistig nicht in der Lage sei, eine rationale Entscheidung zu treffen. »Dieses Mädchen tut einfach alles, was Charles Manson oder irgendein anderes Mitglied dieser sogenannten Manson Family sagt … Dieses Mädchen hat keinen eigenen Willen mehr … Sie steht so sehr im Bann von Charles Manson und der Family, dass es ihr egal wäre, wenn sie Gott weiß welcher Verbrechen für schuldig gesprochen würde und in die Gaskammer käme, Hauptsache, sie bleibt mit der Family zusammen.«
Die Vertretung von Reiner, behauptete Part, werde einen Interessenkonflikt heraufbeschwören, der Miss Van Houten nur schaden könne.
Part erzählte dem Gericht auch, wie es zu dem Ganzen gekommen war: Vor ungefähr einer Woche hatte Squeaky Leslie besucht. Und obwohl auch Part dabei war, hatte Squeaky zu ihr gesagt: »Wir sind der Meinung, dass du einen anderen Anwalt brauchst.« Dann hatte sie ihr Reiners Visitenkarte gezeigt, und Leslie hatte geantwortet: »Ich mache alles, was Charlie von mir will.« Wenige Tage später lehnte Leslie es dann zum einen ab, sich psychiatrisch begutachten zu lassen, und zum anderen teilte sie Part mit, dass er nicht mehr ihr Anwalt sei und sie sich ab sofort von Reiner vertreten lasse.
Part bestand darauf, dass Richter Dell sich das Tonband anhörte, welches er mit Leslie aufgenommen hatte. Denn er war sicher, dass das Gericht danach zweifelsfrei erkennen würde, dass Leslie Van Houten unfähig war, in ihrem eigenen Interesse zu handeln.
Es war nun offenkundig, dass Part überzeugt war, dass ein gemeinsames Verfahren und eine »kollektive« Verteidigung seiner Mandantin nur schaden konnten. Den anderen Angeklagten wurden sieben Morde zur Last gelegt, Leslie nur zwei. Und die Beweise gegen sie waren spärlich. »Nach meinem Kenntnisstand«, sagte Part mit Bezug auf die Aussage von Dianne Lake, von der er durch die Offenlegung wusste, »hat sie nichts weiter getan, als jemandem eine Stichwunde zuzufügen, der bereits tot war.«
Richter Dell befragte daraufhin Ira Reiner, der zugab, »ungefähr ein Dutzend Mal« mit Manson gesprochen zu haben. Darüber hinaus räumte er ein, dass Manson wie eine Reihe anderer Leute ihm vorgeschlagen habe, Leslie zu vertreten. Er sei jedoch noch nie für Manson anwaltlich tätig gewesen und erst zu Miss Van Houten gegangen, nachdem sie ihn schriftlich darum ersucht habe.
Nun befragte Richter Dell Leslie in Abwesenheit der beiden Anwälte. Sie blieb bei ihrem Entschluss: Sie wollte Reiner.
Part flehte Richter Dell an, sich das Band anzuhören, das er mit Leslie aufgenommen hatte, und meinte: »Dieses Mädchen ist auf eine Art unzurechnungsfähig, die an Science-Fiction erinnert.«
Aber Richter Dell antwortete, er wolle sich das Band lieber nicht anhören. Ihn interessiere an dieser Stelle nur eines: ob Miss Van Houten bei hinreichend klarem Verstand sei, um über einen Verteidigerwechsel entscheiden zu können. Um dies beurteilen zu können, ordnete er an, dass sich drei Psychiater die Aufnahme anhören und Leslie begutachten sollten und ihm einzig zu diesem Thema einen vertraulichen Bericht vorlegen sollten.
Manson selbst erschien am 17. Januar vor Richter Dell.
Manson: »Ich habe hier einen Antrag – es ist ein seltsamer Antrag –, wahrscheinlich gab es einen solchen Antrag noch nie ...«
Das Gericht: »Versuchen Sie es.«
Nachdem der Richter den Antrag geprüft hatte, musste er zustimmen. »Das ist allerdings ein interessantes Dokument.«
»Charles Manson, auch als Jesus Christus, Gefangener, bekannt«, hatte unter Mitwirken von sechs anderen sich selbst vertretenden Personen, die sich »die Familie der grenzenlosen Seele AG« nannten, die gerichtliche Anordnung eines Haftprüfungstermins für Manson-Christus beantragt, und zwar
Weitere Kostenlose Bücher