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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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andererseits erklärte er ihnen, »ich bin eure Liebe«, und so folgten sie seinen Wünschen.
    Ich fragte Gregg auch nach Mansons Einstellung gegenüber Frauen. Diese Frage interessierte mich insbesondere wegen der weiblichen Angeklagten.
    Frauen hätten im Leben nur zweierlei Dinge zu tun, pflegte Charlie zu sagen: den Männern zu dienen und Kinder zu gebären. Dabei erlaubte er den Mädchen in der Family dann nicht einmal, ihre eigenen Kinder großzuziehen. Denn falls sie es täten, behauptete er, würden sie ihre eigenen Komplexe auf diese übertragen. Charlie glaubte, dass er »eine starke weiße Rasse« hervorbringen könne, wenn er sämtliche Bindungen eliminierte, wie sie Eltern, Schulen, Kirchen und die Gesellschaft im Allgemeinen mit sich bringen. Wie Nietzsche, den Manson angeblich gelesen hatte, glaubte Charlie »an eine Herrenrasse«.
    »Nach Charlies Überzeugung«, fuhr Gregg fort, »waren Frauen nur so gut wie ihre Männer. Sie waren nur ein Abbild all ihrer Männer, bis hin zu ihrem Vater. Eine Frau war ein Konglomerat aus all den Männern, denen sie schon nahegestanden hatte.«
    Wieso gab es dann in der Family so viele Frauen, fragte ich. Denn auf jeden Mann kamen mindestens fünf Mädchen.
    Nur mithilfe der Frauen konnte Charlie die Männer an sich binden. Männer standen für Macht und Stärke. Doch er brauchte die Frauen, um die Männer in die Family zu locken.
    Wie bei anderen Gesprächen fragte ich auch Gregg nach Beispielen für Mansons Macht über andere. Gregg lieferte mir ein wunderbares: Er sagte, er habe bei drei Gelegenheiten mit der Family zu Abend gegessen. Jedes Mal habe Manson sich allein oben auf einem Felsen befunden, und die anderen Mitglieder hätten im Kreis rings um ihn herum auf dem Boden gesessen.
    F: »Ist Tex Watson je auf den Felsen gestiegen?«
    A: »Nein, natürlich nicht.«
    F: »Oder sonst irgendjemand aus der Family bei irgendeiner Gelegenheit?«
    A: »Nein, nur Charlie.«
    Ich brauchte noch sehr viele Beispiele dieser Art, um den Geschworenen beim Prozess den zwingenden Schluss nahezulegen, dass Mansons Anhänger vollkommen in seinem Bann standen und es daher undenkbar war, dass sie diese Morde ohne seine Führung, seine Anweisungen und Befehle verübt hatten.
    Nun fragte ich Gregg nach Charlies Ambitionen. »Charlie wollte ein erfolgreicher Musiker sein und Schallplatten aufnehmen«, sagte Gregg. »Allerdings weniger, um Geld zu verdienen, als vielmehr, um seine Lehre unter das Volk zu bringen. Er brauchte Menschen, die bei ihm lebten, die freie Liebe praktizierten und die weiße Rasse befreiten.«
    Wie ließ sich Mansons Haltung gegenüber Schwarzen beschreiben?
    Gregg antwortete, dass Charlie »glaubte, dass die Rassen auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen stünden und die weiße der schwarzen überlegen sei«. Deshalb war er so vehement gegen Sex zwischen Weiß und Schwarz, denn »das führe zu einer Einmischung in den Verlauf der Evolution; dabei würden weniger entwickelte Nervensysteme mit fortgeschritteneren vermischt«.
    Laut Jakobson »glaubte Charlie, dass die Schwarzen auf dieser Welt einzig die Aufgabe zu erfüllen hätten, den Weißen zu dienen, die Bedürfnisse der Weißen zu befriedigen«. Doch »der Schwarze« war Mansons Meinung nach schon zu lange untergeordnet, daher sei es nun an der Zeit, dass er die Macht übernehme. Und darum ging es bei Helter Skelter, der schwarzweißen Revolution.
    Gregg und ich sprachen etwa ein halbes Dutzend Mal über dieses Thema. Und langsam fügten sich die Bruchstücke und Splitter zu einem Bild zusammen.
    Dieses Bild erwies sich allerdings als derart bizarr, dass es kaum zu fassen war.
    Wenn man jahrelang Menschen befragt, entwickelt man eine Art sechsten Sinn, und man spürt, wenn jemand lügt oder nicht alles sagt, was er weiß.
    Bei meinen Gesprächen mit Terry Melcher beschlich mich deutlich das Gefühl, dass er etwas verschwieg. Aber ich hatte keine Zeit, um den heißen Brei herumzureden. Deshalb infomierte ich Terry, dass ich noch einmal mit ihm sprechen wollte, aber diesmal in Anwesenheit seines Anwalts Chet Lappen. Als wir uns am 7. Februar in Lappens Kanzlei trafen, sagte ich geradeheraus: »Sie sind mir gegenüber nicht offen und ehrlich, Terry. Sie verschweigen etwas. Was auch immer das sein mag, früher oder später wird es herauskommen, und es wäre bedeutend besser, wenn Sie jetzt damit rausrücken würden, statt dass die Verteidigung uns beim Kreuzverhör damit überrumpelt.«
    Terry zauderte ein

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