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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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noch nicht, wie weit sie gehen würden, um Aufmerksamkeit zu erringen und von der Gruppe akzeptiert zu werden.
    Leslie Van Houten sei im juristischen Sinne zurechnungsfähig, entschied Richter Dell am 6. Februar auf der Grundlage der drei psychiatrischen Gutachten. Folglich gab er auch ihrem Antrag auf Ablösung ihres Verteidigers statt.
    Völlig unerwartet ging Manson am selben Tag vor Gericht auf unseren eigentlich als Bluff gedachten Vorschlag ein: »Fangen wir möglichst bald mit dem Prozess an. Fangen wir am besten gleich morgen an. Oder am Montag. Das ist ein guter Tag für einen Prozess.« Keene legte den Termin daraufhin für den 30. März fest, dasselbe Datum wie bei Susan Atkins. Damit hatten wir noch ein wenig Zeit, aber leider nicht annähernd genug.
    Am 16. Februar verhandelte Richter Keene Mansons Antrag auf Änderung des Gerichtsstands. »Der Fall hier bekommt mehr Publicity als der Kerl, der den Präsidenten der Vereinigten Staaten ermordet hat«, sagte Manson. »Wissen Sie, dieser absolut übertriebene Rummel ist in meinen Augen ein Witz, nur dass mich dieser Witz das Leben kosten könnte.«
    Auch die anderen Strafverteidiger sollten später ähnliche Eingaben machen, in denen sie behaupteten, dass ein faires Verfahren für ihre Mandanten aufgrund des enormen öffentlichen Interesses im Vorfeld des Prozesses in Los Angeles nicht gewährleistet sei, doch Manson beharrte nicht allzu sehr darauf. Im Grunde, sagte er, sei der Antrag »unerheblich«, da der Prozess »wohl auch sonst nirgendwo stattfinden kann«.
    Richter Keene widersprach zwar Mansons Einschätzung, dass er keinen fairen Prozess bekommen könne, fügte jedoch, nachdem er den Antrag abgewiesen hatte, hinzu, dass »eine Änderung des Gerichtsstands, selbst wenn wir dem Antrag stattgeben würden, völlig wirkungslos wäre«.
    Die Anklagevertretung teilte diese Meinung. Denn es war unwahrscheinlich, dass es in Kalifornien oder irgendwo sonst in den Vereinigten Staaten einen Ort gäbe, bis zu dem der Medienrummel noch nicht vorgedrungen war.
    Jedes Mal, wenn die Verteidigung einen Antrag stellte – und bis zum Prozessende sollten es Hunderte werden –, musste die Anklage eine Erwiderung vorbereiten. Und auch wenn Aaron und ich die Argumente miteinander besprachen, so gehörte die Erstellung der schriftlichen Unterlagen zur Rechtssache, die manchmal beträchtliche juristische Recherchen erforderte, doch zu meinen Pflichten. Dies alles kam zu den intensiven Ermittlungsarbeiten, die in meiner Verantwortung lagen, noch hinzu.
    Andererseits waren gerade diese Ermittlungen für mich besonders befriedigend. Denn Anfang Februar wies unsere Beweislage noch beträchtliche Lücken auf, und es gab wichtige Bereiche, zu denen wir fast keinerlei Informationen besaßen. So konnte ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht nachvollziehen, wie Charles Manson dachte.
    Bis Ende des Monats aber hatte ich mir davon wie auch von einer Reihe anderer Aspekte des Prozesses einen klaren Eindruck verschafft. Zum ersten Mal verstand ich Mansons Motiv – den Grund, weshalb er die Morde angeordnet hatte.
    Nur selten begnüge ich mich bei einem Zeugen mit einer einzigen Befragung. Denn oft fördert die vierte oder fünfte etwas zutage, das zuvor übersehen wurde oder unbeachtet geblieben ist, im entsprechenden Zusammenhang für meine Beweisführung dann aber doch zentrale Bedeutung gewinnen kann.
    Als ich Gregg Jakobson vor dem Großen Geschworenengericht befragt hatte, war es mir vor allem darum gegangen, eine Verbindung zwischen Manson und Melcher herzustellen.
    Bei einer erneuten Vernehmung des Talentscouts erfuhr ich zu meinem Erstaunen, dass Jakobson seit seiner ersten Begegnung mit Manson im Sommer 1968 im Haus von Dennis Wilson über 100 lange Gespräche mit Charlie geführt hatte, die meist um dessen Philosophie kreisten. Gregg, ein intelligenter junger Mann, der hin und wieder mit dem Lifestyle der Hippies liebäugelte, hatte sich aber trotz seiner zahlreichen Besuche bei Manson auf der Spahn Ranch nie der Family zugesellt. Er hatte in Manson nicht nur ein gewisses kommerzielles Potenzial gesehen, sondern ihn auch »intellektuell stimulierend« gefunden. Immerhin war er so beeindruckt von ihm, dass er ihn oft gegenüber Freunden lobend erwähnte, auch gegenüber Rudi Altobelli, dem Eigentümer des Hauses am Cielo Drive, dem Vermieter sowohl von Terry Melcher als auch von Sharon Tate.
    Ich staunte, wie viele und wie unterschiedliche Menschen Manson kannte. Charlie

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