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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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früheren Gelegenheit bereits kennengelernt hatte, stand zwar außer Frage, dass er ihn eindeutig identifizieren konnte, doch ich wollte absolut sicher sein.
    Dann stellte ich meine Frage und hielt, während er antwortete, die Luft an. »Rudi, wer war an diesem Abend vorne im Haupthaus?«
    »Sharon, Gibby, Voytek und Jay.«
    Also vier der fünf Tate-Opfer! Das würde aber heißen, dass Manson entweder alle vier oder zumindest einige von ihnen gesehen hatte. Bis zu meinem Gespräch mit Rudi waren wir davon ausgegangen, dass Manson die Menschen, deren Ermordung er befohlen hatte, nie gesehen hatte.
    »Rudi, die sind alle tot. War noch irgendjemand im Haupthaus, der das bezeugen könnte?«
    Rudi überlegte einen Moment. Er selbst war zuvor im Haupthaus gewesen und, tatsächlich erst wenige Minuten bevor Manson dort eingetroffen war, ins Gästehaus zurückgekehrt. »Ich kann es nicht beschwören«, meinte er, »aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Hatami da war.«
    Sharokh Hatami, gebürtiger Iraner, war Sharons persönlicher Fotograf und ein guter Freund beider Polanskis. Rudi wusste, dass Hatami an diesem Nachmittag im Haus gewesen war und Sharon fotografiert hatte, während sie für ihre Reise packte.
    »Ich will nicht als Zeuge aussagen, Mr. Bugliosi«, sagte Rudi unvermittelt.
    »Das kann ich verstehen. Wenn ich einen Weg sehe, das zu vermeiden, rufe ich Sie nicht in den Zeugenstand. Aber realistisch betrachtet müssen Sie angesichts der Bedeutung dessen, was ich gerade von Ihnen erfahren habe, davon ausgehen, dass ich Sie in den Zeugenstand rufen werde.« Wir sprachen noch ausführlich darüber, dann überreichte ich ihm die Vorladung.
    Schließlich bat ich ihn: »Erzählen Sie mir von Sharon.«
    In der kurzen Zeit, die er sie gekannt hatte, sagte Rudi, war sie ihm ans Herz gewachsen. Sie war ein wunderbarer Mensch. Natürlich war sie schön, aber das war nicht das Entscheidende. Sie besaß eine Wärme, ein so einnehmendes Wesen, das man sofort spüren konnte, das aber bis dahin noch kein Regisseur auf die Leinwand hatte bannen können. Sie hatten oft lange Gespräche geführt. Und sie hatte 10050 Cielo Drive als ihr »Liebesnest« bezeichnet.
    Dann erzählte mir Rudi etwas, das er, wie er sagte, noch niemandem erzählt hatte. Ich wusste, dass ich diese unbelegbare Aussage trotz der vielen Sonderregelungen beim Ausschluss von Aussagen, die auf dem Hörensagen beruhten, unmöglich im Prozess verwenden konnte.
    Auf dem Flug nach Rom hatte Sharon ihn gefragt, ob dieser gruselig aussehende Typ gestern zu ihm gekommen sei.
    Demnach hatte Sharon also Manson, den gruselig aussehenden kleinen Mann, der viereinhalb Monate später ihre Ermordung planen und befehlen sollte, gesehen.
    Irgendetwas musste passiert sein, um eine so starke Reaktion auszulösen. Irgendeine Konfrontation. Hatte sich vielleicht Voytek, der ein unberechenbares Temperament besaß, auf einen Streit mit Manson eingelassen? Oder hatte Manson etwas Beleidigendes zu Sharon gesagt, und Jay war dazwischengegangen?
    Ich rief bei der Kripo L. A. an und forderte sie auf, Sharokh Hatami zu finden.
    Daraufhin setzte sich Lieutenant Helder mit einem Freund von Colonel Tate in Verbindung, der schließlich Hatami ausfindig machte. Ich befragte ihn in meinem Büro. Der Iraner schilderte aufgewühlt, wie sehr er Sharon geliebt habe. »Nicht im romantischen Sinne, aber« – er entschuldigte sich für sein gebrochenes Englisch – »ein Mensch, der liebt menschliche Eigenschaften, die anderer Mensch hat.«
    Ich beruhigte ihn, dass man dies besser kaum ausdrücken könne.
    Er bestätigte, dass er irgendwann einmal jemanden zum hinteren Haus geschickt habe. Irgendwann einmal. Aber er konnte mir kein Datum nennen, doch er wusste, dass es an dem Tag vor Sharons Abreise nach Europa gewesen war. Am Nachmittag. Er hatte aus dem Fenster gesehen und bemerkt, wie ein Mann in den Garten lief – einerseits zögerlich, als kenne er sich nicht aus, andererseits aber auch frech, so als hielte er sich für den Herrn des Hauses. Da sein Benehmen Hatami irritierte, ging er hinaus, um ihn zu fragen, was er wolle.
    Ich bat Hatami, den Mann zu beschreiben. Er sagte, er sei klein gewesen wie Roman Polanski – Polanski war 1,67 Meter groß, Manson 1,57 Meter –, Ende 20, dünn, mit langem Haar. Welche Haarfarbe? Dunkelbraun. Er habe keinen Bart getragen, hätte aber eine Rasur vertragen können. Wieso könne er das so genau sagen? Hatami war von der Eingangsveranda auf den Steinweg

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