Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
Vom Netzwerk:
und kein menschliches Blut handelte. Boen versuchte Abdrücke auf dem Messer zu nehmen, erhielt jedoch nur fragmentarische Spuren. Später identifizierte Mrs. Chapman dieses Messer als eines aus einem Steakmesser-Set, das den Polanskis gehörte, sämtliche anderen fand sie wie üblich in der Schublade. Doch schon zuvor hatte die Polizei dieses Set wegen seiner Maße und insbesondere wegen der dünnen Klingen ausgeschlossen. Die Stiche waren so brutal ausgeführt worden, dass eine solche Klinge dabei abgebrochen wäre.
    Granado fand ein zweites Messer keine 90 Zentimeter von Sharon Tates Leiche entfernt im Wohnzimmer. Es steckte mit der Klinge nach oben hinter dem Kissen in einem der Sessel. Das Klappmesser der Marke Buck mit einer Klinge von 1,8 Zentimeter Breite und 9,4 Zentimeter Länge war für die meisten Wunden zu klein. Doch als Granado seitlich an der Klinge einen Flecken entdeckte, testete er ihn auf Blut: negativ. Girt bestäubte ihn, bekam jedoch nur einen unbrauchbaren verwischten Abdruck.
    Mrs. Chapman konnte sich nicht erinnern, dieses Messer je gesehen zu haben. Dieser Umstand wie auch die seltsame Stelle, an der es gefunden wurde, sprachen dafür, dass es der oder die Mörder zurückgelassen hatte/-n.
    In der Literatur wird der Tatort, an dem ein Mord stattgefunden hat, oft mit einem Puzzle verglichen. Mit Geduld und Beharrlichkeit lassen sich die Teile früher oder später zusammenfügen.
    Doch altgediente Polizisten wissen es besser. Passender wäre nämlich der Vergleich mit zwei, drei oder mehr Puzzeln, von denen keines vollständig ist. Selbst wenn sich eine Lösung herauskristallisieren sollte, bleiben immer noch Teile übrig, die einfach nicht passen wollen. Und andere wiederum sind unauffindbar.
    Da war zum Beispiel die amerikanische Flagge, die der ohnehin grauenvoll makabren Szene eine zusätzliche bizarre Note verlieh. Die Interpretationen, die sie zuließ, führten quer durch das politische Spektrum – bis Winifred Chapman der Polizei sagte, dass sie sich bereits seit einigen Wochen im Haus befunden habe.
    Nur wenige Dinge waren so schnell zu klären. Da waren die mit Blut geschriebenen Buchstaben an der Haustür. In den letzten Jahren hatte das Wort »Schwein« immer stärker eine neue Bedeutung bekommen, die der Polizei nur allzu vertraut war. Doch was sollte es in diesem Fall besagen?
    Dann das Seil: Mrs. Chapman schloss kategorisch aus, ein solches Seil jemals irgendwo auf dem Anwesen gesehen zu haben. Hatten der oder die Mörder es also mitgebracht? Wenn ja, wozu?
    Was hatte es zu bedeuten, dass die beiden Opfer, die mit dem Seil verbunden gewesen waren, Sharon Tate und Jay Sebring, früher einmal ein Liebespaar gewesen waren? Oder war »früher« vielleicht falsch? Was hatte Sebring in Abwesenheit von Polanski im Haus zu suchen? Diese Frage stellten auch viele Zeitungen.
    Gehörte die Hornbrille – sowohl in Bezug auf Blut als auch auf Abdrücke negativ – einem Opfer, einem Mörder oder aber einer Person, die mit dem Verbrechen in keinerlei Beziehung stand? Oder war sie vielleicht als falsche Fährte hinterlassen worden? Jede Frage eröffnete neue Möglichkeiten.
    Über die beiden Schrankkoffer im Wohnzimmereingang sagte die Haushilfe aus, dass sie am Vortag, als sie das Haus um 16.30 Uhr verlassen habe, noch nicht da gewesen seien. Wer hatte sie wann gebracht, und hatte derjenige vielleicht irgendetwas gesehen?
    Wieso hatten sich der oder die Mörder die Mühe gemacht, ein Fliegengitter aufzuschlitzen und zu entfernen, wo doch andere Fenster, diejenigen in dem neu gestrichenen Zimmer, das als Kinderzimmer für das ungeborene Kind der Polanskis geplant gewesen war, offen standen und keine Gitter hatten?
    Dann der Unbekannte 85, der Jugendliche im Rambler. Weder Chapman noch Garretson, noch Tennant hatten ihn identifizieren können. Wer war der junge Mann, und was hatte er dort zu suchen? War er Zeuge der übrigen Morde geworden, oder hatte man ihn vor den anderen getötet? Falls vorher, dann hätten die anderen die Schüsse hören müssen. Auf dem Sitz neben ihm befand sich ein Radiowecker der Firma Sony, der um 0.15 Uhr stehen geblieben war. Zufall oder von Bedeutung?
    Was den Zeitpunkt der Morde betraf, so reichten die Meldungen über Schüsse und andere Geräusche von kurz nach Mitternacht bis 4.10 Uhr in der Früh.
    Nicht alle Indizien führten ins Leere. Einige Puzzleteile passten. Nirgends auf dem Grundstück wurden Patronenhülsen gefunden, was darauf schließen ließ,

Weitere Kostenlose Bücher