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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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zuzuordnen seien und er von diesen ohnehin die Proben des Gerichtsmediziners bekommen würde.
    Granado nahm insgesamt 45 Blutproben. Doch aus irgendeinem nicht mehr zu klärenden Grund ließ er bei 21 davon die Untergruppen nicht bestimmen. Geschieht diese Bestimmung jedoch nicht innerhalb von ein bis zwei Wochen nach der Entnahme, zersetzt sich das Blut.
    All diese Versäumnisse sollten es später sehr erschweren, die Morde zu rekonstruieren.
    Kurz vor Mittag traf William Tennant noch in Tenniskleidung ein und wurde von der Polizei durch das Tor geleitet. Es muss wie ein Albtraum für ihn gewesen sein, von Leiche zu Leiche geführt zu werden. Den jungen Mann im Auto erkannte er nicht, doch den Toten auf dem Rasen identifizierte er als Voytek Frykowski, die Frau als Abigail Folger und die beiden Leichen im Wohnzimmer als Sharon Tate Polanski und, mit Vorbehalt, Jay Sebring. Als die Polizei das blutige Handtuch hochhob, war das Gesicht des Mannes so stark von Quetschungen entstellt, dass er sich nicht sicher sein konnte. Dann verließ Tennant das Haus und erbrach sich.
    Als der Polizeifotograf mit seiner Arbeit fertig war, holte ein weiterer Beamter Laken aus dem Wäscheschrank und deckte die Leichen damit zu.
    Inzwischen belagerten Dutzende Reporter und Fotografen das Tor, und mit jeder Minute wurden es noch mehr. Der Cielo Drive war bald von den Polizeifahrzeugen sowie den Autos der Presse so zugestellt, dass mehrere Beamte für Ordnung sorgen mussten. Als Tennant, die Hände an den Magen gepresst, schluchzend durch die Menge drängte, schleuderten ihm die Reporter Fragen entgegen: »Ist Sharon tot?« »Wurden sie ermordet?« »Hat jemand Roman Polanski unterrichtet?« Er ignorierte die Journalisten, doch sie konnten ihm die Antworten vom Gesicht ablesen.
    Allerdings war nicht jeder, der den Tatort besuchte, so wortkarg. »Da oben sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld«, erklärte Sergeant Stanley Klorman den Reportern, und der Schock über das, was er gesehen hatte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ein anderer, nicht namentlich bekannter Polizist erklärte: »Es sah nach einem Ritual aus.« Diese kurze Bemerkung führte zu einer Vielzahl an bizarren Spekulationen.
    Wie die Schockwellen eines Erdbebens verbreitete sich die Nachricht von den Morden rasch weiter.
    »Fünf Morde in Bel Air«, lautete die Überschrift der ersten Meldung der Nachrichtenagentur AP. Auch wenn sie bereits veröffentlicht wurde, bevor die Identität der Opfer bekannt war, gab sie die Position der Toten korrekt wieder. Auch stimmte es, dass Telefonleitungen durchtrennt und ein nicht namentlich genannter Tatverdächtiger verhaftet worden sei. Aber es gab auch Falschmeldungen, darunter eine, die sich hartnäckig halten sollte: »Ein Opfer hatte eine Kapuze über dem Kopf …«
    Die Kripo Los Angeles verständigte die Tates, John Madden, der Sebrings Eltern die Nachricht überbrachte, sowie Peter Folger, Abigails Vater. Abigails prominente Eltern waren geschieden. Ihr Vater, Vorstandsvorsitzender der Folger Coffee Company, lebte in Woodside, ihre Mutter, Inez Mijia Folger, in San Francisco. Mrs. Folger war allerdings nicht zu Hause, sondern in Connecticut, wo sie im Anschluss an eine Mittelmeerkreuzfahrt Freunde besuchte, bei denen Mr. Folger sie schließlich telefonisch erreichte. Sie konnte es nicht fassen. Noch um zehn Uhr hatte sie am vorigen Abend mit Abigail telefoniert. Mutter und Tochter hatten geplant, an diesem Morgen beide nach San Francisco zu fliegen, um sich dort wiederzusehen, und Abigail hatte für zehn Uhr früh einen Flug bei United gebucht.
    Als er wieder zu Hause war, musste William Tennant den schwierigsten Anruf seines Lebens machen. Denn er war nicht nur Polanskis Manager, sondern auch ein guter Freund. Tennant sah auf die Uhr und rechnete für die Londoner Ortszeit neun Stunden hinzu. Auch wenn es schon spätabends war, würde Polanski wohl noch arbeiten, um seine verschiedenen Filmprojekte so weit voranzubringen, dass er am folgenden Dienstag nach Hause fliegen konnte. Also versuchte er es in dessen Stadthaus und hatte richtig getippt. Polanski ging gerade mit mehreren Mitarbeitern eine Szene in dem Film Der Tag des Delphins durch, als das Telefon klingelte.
    Polanski behielt das Gespräch so in Erinnerung:
    »Roman, in einem Haus hat es ein furchtbares Unglück gegeben.«
    »In was für einem Haus?«
    »In deinem.« Und dann brach es aus Tennant heraus. »Sharon ist tot und Voytek und Gibby und Jay.«
    »Nein, nein,

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