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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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die Mörder zu einer Lieferung oder einem Kauf gekommen waren und eine Auseinandersetzung um Geld oder schlechte Qualität der Ware ausgebrochen war? Dies war die zweite und in mancherlei Hinsicht wahrscheinlichste von fünf Theorien, welche die Ermittler in ihrem ersten Untersuchungsbericht auflisteten.
    Die dritte Theorie war eine Variante der zweiten und besagte, dass der oder die Mörder beschlossen hatten, das Geld zu nehmen und die Drogen zu behalten.
    Die vierte Theorie ging von einem Einbruch aus.
    Die fünfte besagte, dass es sich um Auftragsmorde handelte, dass der Mörder zu dem Haus geschickt worden war, um eines oder mehrere Opfer zu töten, und sich dann genötigt sah, alle umzubringen, um Zeugen auszuschalten. Würde ein Auftragskiller aber zu einer so großen, unhandlichen und auffälligen Waffe wie einem Bajonett greifen? Und würde er in einer Art Blutrausch immer und immer wieder zustechen, so wie es in diesem Fall offensichtlich geschehen war?
    Die Überlegungen in Verbindung mit den Drogen ergaben am meisten Sinn. Bei den folgenden Ermittlungen, in deren Verlauf die Polizei den Bekanntenkreis der Opfer befragte und deren Lebensstil sowie Gewohnheiten beleuchtete, verstärkte sich die Überzeugung, dass das Motiv für die Morde irgendwie in Zusammenhang mit Drogen stehe. Dabei wurde ein entscheidendes Indiz, das zur Lösung des Falls hätte führen können, nicht einmal in Betracht gezogen.
    Und nicht nur die Polizei dachte an Drogen.
    Als er von den Morden hörte, regte Steve McQueen, ein langjähriger Freund von Jay Sebring, an, dessen Haus von allem Rauschgift zu säubern, um seine Familie und seine Firma zu schützen. McQueen war zwar nicht persönlich an dieser »Säuberungsaktion« beteiligt, aber bis zum Erscheinen der Polizei war alles, was unangenehme Folgen hätte haben können, entfernt worden.
    Andere Bekannte entwickelten beinahe schon eine Art Verfolgungswahn. Denn niemand konnte wissen, wen die Polizei befragen würde und wann. Eine Hollywood-Größe, die anonym bleiben wollte, erzählte einem Life-Reporter: »Überall in L.A. wird das Zeug jetzt in den Toiletten hinuntergespült, die gesamte Kanalisation von Los Angeles ist bekifft.«
    »Filmstar und vier andere
    in Blutorgie dahingemetzelt –
    Sharon Tate Opfer von Ritualmord«
    Solche Schlagzeilen beherrschten schon am ersten Nachmittag die Titelseiten der Zeitungen, der Fall wurde zur Sensationsmeldung in Fernsehen und Radio. Die Art dieses Verbrechens, die Zahl der Opfer und ihre Prominenz – ein schöner Filmstar, die Erbin eines Kaffee-Imperiums, ihr Jetset-Playboy-Liebhaber, ein Hairstylist von internationalem Ruf –, das alles führte dazu, dass der Fall vermutlich zu dem in den Medien meistbesprochenen Mord in der Geschichte wurde – abgesehen von dem Attentat auf Präsident John F. Kennedy. Selbst die seriöse New York Times, die nur selten Verbrechen auf die Titelseite setzt, rückte am Tag darauf und noch einige Male von diesem Grundsatz ab.
    Die Meldungen in den Medien an diesem und an den folgenden Tagen zeichneten sich durch ungewöhnlich viele Details aus. Tatsächlich waren so viele Informationen preisgegeben worden, dass die Polizei Mühe hatte, für die Verhöre von Tatverdächtigen noch sogenannte Lügendetektorschlüssel zu finden.
    Bei jedem Mordfall werden normalerweise bestimmte Informationen zurückgehalten, die nur die Polizei und der Mörder kennen können. Falls ein Verdächtiger gesteht oder sich freiwillig einem Lügendetektortest unterzieht, kann man dieses Wissen nutzen, um festzustellen, ob derjenige die Wahrheit sagt.
    Dank der vielen internen Informationen, die an die Öffentlichkeit gedrungen waren, verblieben den Ermittlern im »Fall Tate«, wie die Presse die Morde bereits nannte, nur noch fünf geheime Details: dass es sich bei der Stichwaffe wahrscheinlich um ein Bajonettmesser handelte, dass als Schusswaffe vermutlich nur ein Revolver Kaliber .22 infrage kam, die genauen Maße des Seils, die Art der Schlinge und des Knotens und schließlich, dass eine Hornbrille sowie ein Buckmesser gefunden worden waren.
    Dass ständig Informationen nach außen drangen, erschwerte den Beamten die Arbeit, sodass schließlich sämtlichen weiteren Enthüllungen ein Riegel vorgeschoben wurde. Dies verärgerte wiederum die Reporter, von denen sich daraufhin viele mangels konkreter Fakten zu wilden Mutmaßungen und Spekulationen verstiegen. In den ersten Tagen kam so eine Unmenge an falschen Informationen in

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