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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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Brooks und Paul – halfen mir, zwei Dinge besser zu durchblicken: zum einen Charles Mansons eigenwillige Auslegung der Johannesoffenbarung und zum zweiten seine überaus seltsame Einstellung gegenüber der englischen Musikgruppe der Beatles.
    Mehrere Personen hatten schon darauf hingewiesen, dass Manson gerne die Bibel zitierte, besonders das neunte Kapitel der Johannesoffenbarung. Einmal hatte Charlie Jakobson eine aufgeschlagene Bibel gereicht und ihm, während er die Stelle las, seine eigene Auslegung der Verse vorgetragen. Mit einer einzigen Ausnahme, auf die ich noch zurückkommen werde, stimmte das, was Gregg mir erzählte, mit dem, was ich von Poston und Watkins hörte, überein.
    Die »vier Engel« waren die Beatles, in denen Manson laut Gregg »Führer, Sprachrohre, Propheten« sah. Die Zeile »Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf … Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde, und ihnen ward Macht gegeben …« war laut Gregg für Manson eine weitere Anspielung auf die englischen Musiker. Beatles – Heuschrecken oder Käfer – ein und dasselbe. »Und ihr Antlitz glich der Menschen Antlitz«, doch »sie hatten Haare wie Weiberhaare«. Ein offensichtlicher Hinweis auf die langhaarigen Künstler. Aus ihrem Mund »ging Feuer und Rauch und Schwefel«. Gregg: »Dies bezog sich auf die Texte der Beatles-Songs, die Kraft ihrer Worte.«
    Ihre »feurigen Panzer«, fügte Poston hinzu, waren ihre Elektrogitarren. Ihre Gestalten, die aussehen »wie Rosse, die zum Kriege bereit sind«, waren die Strandbuggys. Die »Zahl der Reiter dieses Heeres war vieltausendmal tausend«; dieses Volk würde durch die Welt ziehen und sie zerstören – ein Verweis auf die Motorradgangs.
    »Es war ihnen gesagt, dass sie nicht beschädigen das Gras auf Erden noch ein Grünes, noch einen Baum, sondern allein die Menschen, die nicht haben das Siegel Gottes auf ihren Stirnen.« Ich wunderte mich über dieses Siegel auf der Stirn. Wie hatte Manson das interpretiert, fragte ich Jakobson.
    «Das war alles ganz subjektiv«, antwortete Gregg. «Er sagte, die Leute würden ein Zeichen tragen.« Doch Charlie hatte ihm nie erklärt, wie man sich das genau vorstellen müsse, sondern nur, dass er, Charlie, »es sagen, es erkennen werde« und dass »dieses Zeichen verraten würde, wer mit ihm und wer gegen ihn« war. Bei Charlie gab es nur entweder oder, sagte Gregg, »nichts dazwischen«.
    In einem Vers ging es um die Anbetung von Dämonen sowie Götzen aus Gold, Silber und Bronze. Manson sagte, dies beziehe sich darauf, dass das Establishment materielle Dinge wie Autos, Häuser und Geld verehre.
    F: »Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf Vers 15 richten, in dem es heißt: ›Und es wurden die vier Engel losgebunden, die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der Menschheit zu töten.‹ Hat er sich dazu geäußert, was das bedeutet?«
    A: »Er hat gesagt, das seien die Menschen, die im Helter Skelter sterben würden … ein Drittel der Menschheit … die weiße Rasse.«
    Jetzt wusste ich, dass ich auf der richtigen Spur war.
    Nur an einer Stelle wich Jakobsons Erinnerung an Mansons Textauslegung von der anderer ab. Der erste Vers der Johannesoffenbarung 9 bezieht sich auf einen fünften Engel, am Kapitelende sind es allerdings nur noch vier. Ursprünglich gab es fünf Beatles, erklärte Gregg, von denen einer, Stuart Sutcliffe, 1962 in Deutschland starb.
    Poston und Watkins – im Unterschied zu Jakobson Mitglieder der Family – legten dies eindeutig anders aus. Der Vers lautet: »Und der fünfte Engel posaunte und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde, und ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben.«
    Für die Family gab es an der Identität dieses fünften Engels keinen Zweifel. Das war Charlie.
    Vers 11 lautet: »Und hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds, des Namen heißt auf Hebräisch Abaddon, und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon.«
    Der König hatte auch einen lateinischen Namen, der zwar in der katholischen Douay-Ausgabe erscheint, jedoch von den Übersetzern der King-James-Version versehentlich ausgelassen wurde. Er lautete Exterminans.
    Exterminans, mit richtigem Namen Charles Manson.
    Soweit Jakobson, Watkins und Poston wussten, legte Manson kein besonderes Gewicht auf den letzten Vers der Johannesoffenbarung 9. Doch in den folgenden Monaten musste ich oft daran denken:
    »… und taten auch nicht Buße für ihre Morde, Zauberei, Hurerei und

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