Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
der Spahn Ranch besucht habe. Dort sei er auch Tex begegnet, der Meltons Bart bewundert und bemerkt habe: »Vielleicht erlaubt mir Charlie irgendwann auch einmal, mir einen Bart stehen zu lassen.«
Ein besseres Beispiel für Mansons Bevormundung von Watson ließ sich schwerlich finden.
All dies waren Pluspunkte. Aber es gab auch Minuspunkte, und zwar gewichtige.
Um den Geschworenen zu beweisen, dass Lindas Darstellung der fraglichen beiden Nächte nicht nur ihrer Fantasie entsprungen war, brauchte ich dringend eine dritte Person, die Teile ihrer Geschichte bestätigte. Für die erste Nacht hatte ich Rudolf Weber. Doch für die zweite hatte ich keinen Zeugen. Daher übertrug ich der Kripo L. A. die absolut vordringliche Aufgabe, die beiden Polizisten zu finden, die Manson und Linda am Strand angesprochen hatten, außerdem den Mann, an dessen Tür Linda in derselben Nacht geklopft hatte, den Mann und die Frau in dem Haus neben dem Malibu Feedbin oder einen der Fahrer, die sie per Anhalter mitgenommen hatten. Am liebsten hätte ich sie natürlich alle als Zeugen gehabt, aber schon über einen wäre ich glücklich gewesen.
Linda hatte die Stelle wiederentdeckt, an der die beiden Polizisten sie angesprochen hatten. Es war in der Nähe der Manhattan Beach gewesen. Da wir es aber nun einmal mit der Metropole Los Angeles zu tun hatten, stellte sich heraus, dass sich in dieser Gegend Polizeibezirke überschnitten, sodass nicht nur eine, sondern gleich drei verschiedene Vollzugsbehörden hier auf Streife gingen. Bei der Überprüfung fand sich dennoch niemand, der sich an den Vorfall erinnern konnte.
Mehr Glück hatten wir bei dem von Linda erwähnten Schauspieler. Wie die LaBianca-Ermittler Sartuchi und Nielsen herausfanden, wohnte er immer noch am 1101 Ocean Front Walk, Venice, im Apartment 501. Er war nicht Israeli, sondern Libanese, hieß Saladin Nader und war 39 Jahre alt. Der seit Broken Wings, dem Film über Khalil Gibran, arbeitslose Schauspieler erinnerte sich daran, die beiden Anhalterinnen Anfang August 1969 mitgenommen zu haben. Er beschrieb sowohl Sandy als auch Linda korrekt, einschließlich der Tatsache, dass Sandy sichtbar schwanger war, identifizierte Fotos von beiden und erzählte im Wesentlichen dieselbe Geschichte, die ich von Linda bereits kannte, wobei er unerwähnt ließ, dass er und Linda miteinander geschlafen hatten.
Nach der Vernehmung von Nader erklärten die Beamten ihrem Bericht zufolge »dem Befragten den Grund der Vernehmung, und er zeigte sich darüber bestürzt, dass zwei so nette und umgängliche junge Frauen versuchen könnten, ihm körperlichen Schaden zuzufügen, nachdem er ihnen doch nach bestem Vermögen behilflich gewesen sei«.
Auch wenn sich ihre Versionen deckten, konnte Nader nur Teile von Lindas Aussage bestätigen, da es – zu seinem Glück und dank Linda – in der fraglichen Nacht zu keiner Begegnung mit der Gruppe gekommen war.
Ein Stockwerk tiefer befand sich die Wohnung des Mannes, an dessen Tür Linda geklopft hatte. Linda hatte uns die Nummer – 403 – genannt, und da ich hoffte, dass er sich an den Vorfall erinnern würde, hatte ich Gutierrez und Patchett gebeten, den Mann aufzusuchen. Als ich jedoch den Bericht erhielt, betraf er den Mieter von Nummer 404. Bei einem erneuten Besuch erfuhren die Beamten von der Vermieterin, dass die Wohnung 403 im August leergestanden hatte. Möglicherweise hatte vorübergehend jemand dort gewohnt, sagte sie, das wäre nicht das erste Mal. Ansonsten hatten wir keinen Erfolg.
Laut dem Immobilienmakler, der für die Vermietung des Hauses am Topanga Canyon Boulevard, Nummer 3921, zuständig war – dem Haus neben dem Malibu Feedbin, das Linda, Sadie und Clem kurz vor dem Morgengrauen aufgesucht hatten –, war vor etwa neun Monaten eine Gruppe Hippies in das unvermietete Gebäude eingezogen. Es hätten dort etwa 50 Menschen gewohnt, von denen er allerdings keinen kenne. Sartuchi und Nielsen gelang es dennoch, zwei junge Mädchen aufzuspüren, die dort etwa von Februar bis Oktober 1969 gelebt hatten. Beide waren Freundinnen von Susan Atkins, und beide erinnerten sich an die Begegnung mit Linda Kasabian. Eine wusste noch genau, dass Susan, eine andere junge Frau und ein Mann sie besucht hatten. Sie konnte sich so gut daran erinnern – allerdings nicht an das Datum, die Zeit oder die anderen anwesenden Personen –, da sie »auf LSD« gewesen und das Trio ihr »böse« erschienen sei. Beide Mädchen gaben zu, dass sie damals so
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