Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
ich tue. Das ist der schlimmste Mann, den man in der ganzen Stadt erwischen kann, und Sie zwingen ihn mir auf.« Falls Dell ihm jedoch erlauben würde, sich selbst zu vertreten, meinte Manson, dann würde er auf Kanarek verzichten.
»Ich lasse mich nicht erpressen«, erwiderte Dell.
Manson: »Dann überlasse ich es dem höchsten Vater.«
Richter Dell erklärte, dass es Manson natürlich freistehe, gegen seine Entscheidung Einspruch einzulegen. Da Manson jedoch bereits Einspruch gegen die Aufhebung seines Selbstverteidigungsstatus eingelegt habe, sei Dell bereit, die endgültige Entscheidung zu verschieben, bis diesem Antrag stattgegeben worden sei oder nicht.
Aaron und ich diskutierten den möglichen Wechsel zu Kanarek mit Bezirksstaatsanwalt Younger. Angesichts seines Rufs war durchaus damit zu rechnen, dass der Prozess zwei Jahre oder länger dauern würde. Younger fragte uns, ob es irgendeine gesetzliche Handhabe dafür gebe, einen Anwalt von einem Verfahren auszuschließen. Uns war zwar nichts dergleichen bekannt, doch wollte ich in dieser Angelegenheit noch recherchieren. Younger bat mich dann, einen Einspruch für das Gericht vorzubereiten, und schlug vor, sich darin auf Kanareks Inkompetenz zu konzentrieren. Nach allem, was ich über Kanarek wusste, hatte ich jedoch nicht den Eindruck, dass er inkompetent war. Das entscheidende Problem war vielmehr seine Verzögerungstaktik.
Beweise dafür gab es genügend – von Richtern, stellvertretenden Staatsanwälten, selbst von Geschworenen hörte ich einiges über seine Aufschub- und Verschleppungstricks. Ein Staatsanwalt hatte sogar sein Amt niedergelegt, als er erfahren hatte, dass er zum zweiten Mal gegen Kanarek antreten musste. Dafür sei das Leben zu kurz, begründete er seinen Schritt.
Ich vermutete, dass Manson Kanarek im Tate-LaBianca- sowie im Hinman-Prozess einsetzen wollte, und machte mich an die Vorbereitungen zu meinem Einspruch. Gleichzeitig kam mir eine Idee, die dies möglicherweise überflüssig machen würde.
Vielleicht konnte ich Manson mit dem richtigen Anreiz ja dazu bringen, Kanarek selbst fallen zu lassen.
Am 25. Mai ging ich gerade die Akten der Kripo L. A. zum Fall LaBianca durch, als ich eine Holztür bemerkte, die an der Wand lehnte. Darauf prangte ein mehrfarbiges Gemälde, Zeilen aus einem Kindervers – »1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 – alle guten Kinder kommen in den Himmel« – und in Großbuchstaben die Worte »Helter Skelter ist nah«.
Verblüfft fragte ich Gutierrez: »Wo zum Teufel haben Sie die her?«
»Von der Spahn Ranch.«
»Seit wann?«
Er sah auf dem gelben Eigentumsetikett nach, das an der Tür klebte. »25. November 1969.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie seit fünf Monaten, in denen ich verzweifelt versucht habe, die Mörder mit Helter Skelter in Verbindung zu bringen, diese Tür mit diesen Worten haben – denselben verdammten Worten, die wir am Wohnsitz der LaBiancas gefunden haben?«
Gutierrez gab zu, dass es sich so verhielt. Wie sich herausstellte, war die Tür an einem Schrank in Juan Flynns Wohnwagen gefunden worden. Man hatte sie jedoch für so unwichtig gehalten, dass niemand auch nur auf den Gedanken gekommen war, sie als Beweisstück aufzunehmen.
Das holte Gutierrez am nächsten Tag nach.
Wie bereits bei zahllosen früheren Gelegenheiten sagte ich den Ermittlern, dass ich Juan Flynn befragen wolle.
Ich hatte keine Ahnung, wie viel Flynn tatsächlich wusste. Zusammen mit Brooks Poston und Paul Watkins war der Cowboy aus Panama von der Verfasserin eines schnell zusammengeschriebenen Taschenbuchs interviewt worden, das noch vor dem Prozess erschienen war, doch offenbar hatte er eine Menge verschwiegen, da viele Vorfälle, von denen ich durch Brooks und Paul erfahren hatte, dort keine Erwähnung fanden.
1. bis 14. Juni 1970
Zwei Wochen vor Beginn des Tate-LaBianca-Prozesses beantragte und erwirkte Manson die Ablösung von Ronald Hughes durch Irving Kanarek.
Daraufhin bat ich um eine Besprechung im Richterzimmer. Dort wies ich darauf hin, dass die juristischen Fragen, mit denen wir es in diesem Verfahren zu tun hatten, äußerst komplex waren. Selbst mit Anwälten, die für ihre zügige Arbeit bekannt waren, könnte dieser Prozess sich über vier Monate oder länger hinziehen. »Wenn jedoch«, fügte ich hinzu, »Mr. Kanarek gestattet wird, Mr. Manson zu vertreten, könnte sich das Verfahren über Jahre erstrecken. In Fachkreisen ist hinlänglich bekannt, dass Mr. Kanarek ein professioneller
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