Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
oft »bekifft« waren, dass ihre Erinnerungen ziemlich verschwommen waren. Als Zeugen waren sie praktisch nutzlos.
Von den Fahrern, die in dieser Nacht die Anhalter mitgenommen hatten, fand die Kripo keinen.
Alle diese Ermittlungen wurden von den LaBianca-Detectives vorgenommen. Nach der Durchsicht ihrer Berichte war ich überzeugt davon, dass sie alles Menschenmögliche versucht hatten, um die Spuren zu verfolgen. Doch es blieb dabei, dass wir niemanden von den sechs bis acht Personen, die Lindas Erzählung von den Geschehnissen der zweiten Nacht hätten bestätigen können, gefunden hatten. Ich ahnte, dass die Verteidigung sich darauf stürzen würde.
Jeder Angeklagte darf mindestens einen Befangenheitsantrag bzw. ein Ablehnungsgesuch gegen einen Richter stellen, um ihn für das Verfahren seines Amtes zu entheben. Eine solche Anfechtung bedarf nicht einmal einer Begründung. Am 13. April stellte Manson einen solchen Antrag gegen Richter William Keene, der Mansons Anfechtung akzeptierte, woraufhin der Fall Richter Charles H. Older übertragen wurde. Auch wenn mit weiteren Ablehnungsgesuchen zu rechnen war – immerhin stand jedem Angeklagten einer zu –, beschlossen die Verteidiger nach einem kurzen Hin und Her, Older anzuerkennen.
Bisher hatte ich noch nie einen Prozess vor ihm verhandelt. Dem 52-jährigen Juristen eilte der Ruf voraus, betont sachlich und nüchtern zu sein. Der 1967 von Gouverneur Ronald Reagan zum Richter ernannte Older hatte im Zweiten Weltkrieg als Kampfpilot bei den Flying Tigers gedient. Dieser Prozess würde der wichtigste in seiner bisherigen Laufbahn sein.
Der Prozesstermin wurde auf den 15. Juni festgelegt. Aufgrund der Verzögerung machten wir uns wieder Hoffnung, dass Watson zusammen mit den anderen vor Gericht kommen könnte, doch diese Hoffnung wurde schnell zerstört, als Watsons Anwalt einen weiteren Aufschub der Auslieferung erwirkte.
Das Wiederaufnahmeverfahren gegen Beausoleil im Mordfall Hinman hatte Ende März begonnen. Hauptzeugin der Staatsanwaltschaft war Mary Brunner, das erste Mitglied der Manson Family, die aussagte, dass sie gesehen hatte, wie Beausoleil Hinman erstach. Für ihre Aussage war Brunner völlige Straffreiheit zugesagt worden. Als Beausoleil in den Zeugenstand trat, behauptete er, dass er selbst nur ein unwilliger Zeuge gewesen sei und Manson Hinman eigenhändig ermordet habe. Die Geschworenen glaubten jedoch Brunner. In Beausoleils erstem Prozess war die Beweislage gegen ihn so schwach gewesen, dass unser Büro nicht die Todesstrafe beantragt hatte. Diesmal tat es Staatsanwalt Burton Katz jedoch und setzte sie durch.
Zwei Aspekte dieses Verfahrens bereiteten mir allerdings große Sorge. Zum einen tat Mary Brunner alles, um Manson zu entlasten, sodass ich mich fragte, wie weit Sadie, Katie und Leslie gehen würden, um Charlies Haut zu retten. Zum anderen machte Danny DeCarlo hinsichtlich einiger Punkte seiner früheren Aussagen vor der Kripo L. A. Rückzieher. Ich fürchtete, dass Danny drauf und dran sein könnte, das Weite zu suchen, zumal ihn nicht wirklich viel in L. A. hielt. Zwar war die Anklage wegen Motordiebstahls im Gegenzug für seine Aussage im Fall Hinman fallen gelassen worden, doch im Fall Tate-LaBianca hatten wir keinen Deal mit ihm. Außerdem hatte er, auch ohne dass er vor dem Gericht aussagte, gute Chancen, einen Teil der Belohnung von 25.000 Dollar zu bekommen.
DeCarlo und Brunner sagten noch im selben Monat vor dem Großen Geschworenengericht aus, was Charles Manson, Susan Atkins und Bruce Davis zusätzliche Anklagen bezüglich des Hinman-Mordes einbrachte. Doch in einer nichtöffentlichen Sitzung des Großen Geschworenengerichts auszusagen war etwas vollkommen anderes, als Manson im Prozess direkt gegenüberzustehen.
Und ich konnte es Danny nicht einmal verübeln, dass er sich Sorgen machte. Denn sobald die Anklagen des Großen Geschworenengerichts an die Öffentlichkeit gelangt waren, war Davis, der mit der Family auf der Spahn gelebt hatte, wie vom Erdboden verschluckt.
Mai 1970
Anfang Mai stießen Crockett, Poston und Watkins in Shoshone auf Clem, Gypsy und einen Jugendlichen namens Kevin, eines der neueren Mitglieder der Family. Clem sagte zu Watkins: »Charlie meint, wenn er rauskommt, solltet ihr alle besser nicht mehr irgendwo in der Wüste sein.«
Von einer Quelle auf der Spahn Ranch erfuhren wir, dass einige aus der Family offenbar »eine größere Sache vorbereiteten«.
Die Manson-Mädchen wurden so oft
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