Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
bald einen detaillierten Bericht mit Informationen zum Flugticket, zur Kreditkarte, zu den Ferngesprächen und vielem anderen ein. Allerdings kam der Fall erst im Dezember vor das Große Geschworenengericht. Bis dahin blieben Ouisch, Squeaky, Clem, Gypsy und Rice auf freiem Fuß. Ich sah sie noch oft zusammen mit weiteren Mitgliedern der Family an der Ecke Temple Street und Broadway.
Im Kreuzverhör fragte Fitzgerald DeCarlo: »Hat Mr. Manson Ihnen gegenüber nicht deutlich gemacht, dass er die Schwarzen liebt?«
Danny antwortete: »Ja. Einmal hat er so etwas gesagt.«
Bei der Zweitvernehmung ging ich näher auf dieses Gespräch ein. Charlie, so erklärte DeCarlo, habe ihm gesagt, dass er die Schwarzen liebe, weil sie »den Mumm hätten, gegen die Polizei zu kämpfen«.
Shinn förderte zutage, dass DeCarlo sich der 25.000 Dollar Belohnung nicht nur bewusst war, sondern mehr als ein schwaches Interesse daran hatte. Damit wollte er andeuten, dass DeCarlo die ganze Geschichte möglicherweise aus naheliegenden Gründen erfunden hatte. Kanarek griff dieses Thema in seinem Kreuzverhör auf und verharrte endlos lange bei DeCarlos Liebe zu Waffen. Zuvor hatte dieser nämlich bekannt, dass er Waffen liebe. Ob er diese Liebe wohl beschreiben könne, fragte Kanarek.
DeCarlos Antwort war ein voller Publikumserfolg. »Na ja, ich liebe sie mehr als meine Alte.«
Es war offensichtlich, worauf Kanarek hinauswollte. Er versuchte nachzuweisen, dass nicht Manson, sondern DeCarlo für all die Waffen auf der Spahn Ranch verantwortlich war.
Kanarek wechselte das Thema. Ob es stimme, fragte er DeCarlo, dass er »während der ganzen Zeit auf der Ranch betrunken« war?
A: »Das können Sie laut sagen.«
F: »Waren Sie so betrunken, dass Sie oft ins Bett getragen werden mussten?«
A: »Ein paarmal habe ich es allein geschafft.«
Kanarek hackte kräftig auf DeCarlos Alkoholkonsum herum und auch auf seiner Unsicherheit in Bezug auf Daten und Zeitangaben. Wie sei es möglich, dass er sich etwa an einen bestimmten Samstag erinnern könne, aber nicht an einen anderen Abend?
»Na ja, an diesem bestimmten Abend«, antwortete DeCarlo, »wurde Gypsy furchtbar wütend, weil ich die Stiefel nicht ausziehen wollte, bevor ich mit ihr schlief.«
F: »Das Einzige, was Ihnen richtig ins Gedächtnis eingebrannt ist, was Sie wohl nie vergessen werden, ist, dass Sie eine Menge Sex hatten, richtig?«
A: »Auch da kann ich mich nicht an alles erinnern.«
Kanarek hatte einige Punkte erzielt. Er hatte deutlich gemacht, dass DeCarlo bei früherer Gelegenheit – im Beausoleil-Prozess – angegeben hatte, dass er auf der Spahn Ranch 99 Prozent der Zeit betrunken gewesen sei. Die Verteidigung konnte nun argumentieren, dass DeCarlo derart alkoholisiert gewesen sei, dass er nicht mehr mitbekommen habe, was um ihn herum vorgegangen sei, geschweige denn sich an spezifische Gespräche erinnern könne. Zum Schaden der Verteidigung untergrub Fitzgerald ganz gegen seine Absicht dieses Argument, indem er DeCarlo bat, den Unterschied zwischen »betrunken« und »besoffen« zu definieren.
A: »Meiner Meinung nach ist ›besoffen‹, wenn ich mich unter den Tisch getrunken habe. ›Betrunken‹ ist, wenn ich getankt habe und noch laufen kann.«
18. September 1970
An diesem Nachmittag bekamen wir vor Gericht überraschenden Besuch – von Charles »Tex« Watson.
Mit neunmonatiger Verspätung, die es erforderlich machte, gegen ihn einen eigenen Prozess zu führen, war Watson, nachdem Hugo Black, Richter am Obersten Gerichtshof, einen weiteren Aufschub der Auslieferung abgewiesen hatte, am 11. September endlich nach Kalifornien überstellt worden. Die Sergeants Sartuchi und Gutierrez, die Watson auf dem Flug begleitet hatten, sagten, er habe wenig gesprochen und die meiste Zeit ins Leere gestarrt. Er hatte seit seiner Inhaftierung nahezu 30 Pfund abgenommen, vor allem in den letzten beiden Monaten, als sich abzeichnete, dass seine Rückkehr nach Los Angeles bevorstand.
Fitzgerald hatte darum ersucht, Watson vor Gericht bringen zu lassen, um zu sehen, ob DeCarlo ihn identifizieren konnte.
Da Kanarek erkannte, dass Fitzgerald dabei war, einen sehr schweren Fehler zu begehen, legte er vehement Einspruch ein, doch Older gab der Anordnung zu seiner Überstellung statt.
Als Watson den Gerichtssaal betrat, waren die Geschworenen noch draußen. Zwar warf er den drei weiblichen Angeklagten, die ihn grinsend und mit Kusshand begrüßten, ein zartes Lächeln zu, doch
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