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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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war, haben Sie nichts gesagt und nichts getan. Wieso nicht?«
    Sie antwortete nicht, sondern starrte mich wie in Trance an. Einen Moment lang dachte ich, sie hätte mich nicht gehört oder sie stünde unter Drogen, doch dann senkte sie ganz langsam und betont die Hand zu ihrem Messer, das sie in einer Scheide um die Taille gebunden hatte, und spielte damit herum. Das war ihre Antwort.
    Angewidert drehte ich mich um und ging fort. Als ich zurückblickte, bemerkte ich, dass Sandy und die beiden jungen Männer mir folgten. Blieb ich stehen, taten sie es auch. Als ich mich wieder in Bewegung setzte, folgten sie mir, wobei Sandy immer noch an ihrem Messer herumfuchtelte.
    Ganz allmählich verringerten sie den Abstand zu mir. Ich beschloss, dass es besser war, den Problemen ins Gesicht zu sehen, als ihnen den Rücken zu kehren, also drehte ich mich um und ging zu ihnen.
    »Hör zu, du verdammtes Miststück, und hör mir gut zu«, rief ich. »Ich kann noch nicht beweisen, dass du aktiv an dem Versuch, Barbara zu ermorden, beteiligt gewesen bist, aber falls ja, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, damit du ins Gefängnis kommst!« Dann wandte ich mich den beiden jungen Männern zu und warnte sie, dass ich sie auf der Stelle zusammenschlagen würde, wenn sie mir weiter folgen sollten.
    Dann drehte ich mich um und ging. Diesmal folgten sie mir nicht.
    Meiner Meinung nach war das unter den gegebenen Umständen eine ausgesprochen milde Reaktion.
    Kanarek sah das allerdings anders. Als das Gericht am Montag, dem 21., wieder zusammentrat, stellte er den Antrag, mich aufgrund von Zeugenbeeinflussung zu belangen. Außerdem forderte er meine Verhaftung wegen des Verstoßes gegen Paragraf 415 Strafgesetzbuch, da ich angeblich in Gegenwart einer Frau obszöne Bemerkungen gemacht hatte.
    21. bis 26. September 1970
    Da Richter Older Sandra Goods Erklärung nichts entnehmen konnte, was den Tatbestand eines obszönen Verhaltens vonseiten Mr. Bugliosis erfüllte, wies er mehrere Anträge Kanareks zurück. Wieder bat mich Manson in der Mittagspause zu einem Gespräch in seine Zelle. Er hoffe, sagte er, ich würde das alles – den Mordversuch, den Vorfall mit dem Messer, den Prozess – nicht persönlich nehmen.
    »Nein, Charlie«, erklärte ich ihm, »ich wurde diesem Fall zugeteilt, ich habe nicht darum gebeten. Das ist mein Beruf.«
    Inzwischen sei doch wohl klar, behauptete Manson, dass die Mädchen aus eigenem Antrieb handelten, dass niemand Macht über sie ausübte. Auf meinen skeptischen Blick reagierend, meinte er: »Hören Sie, Bugliosi, wenn ich, wie Sie behaupten, all diese Macht und Kontrolle hätte, könnte ich doch einfach sagen: ›Brenda, leg Bugliosi um‹, und das wär’s dann.«
    Interessant, dachte ich, dass Manson Brenda McCann alias Nancy Pitman als seine Chefattentäterin erwähnte.
    Ich sollte noch reichlich Grund haben, mich an Mansons Bemerkung zu erinnern.
    Nicht persönlich gemeint! Doch unmittelbar danach ging es mit den nächtlichen wortlosen Anrufen los, die, selbst nachdem wir unsere nicht eingetragene Nummer geändert hatten, nicht aufhörten. Außerdem folgten mir, wenn ich abends aus dem Justizgebäude kam, wiederholt einige Mitglieder der Family, einschließlich Sandy. Nur beim ersten Mal war ich besorgt, da Gail und die Kinder in unserem Wagen um die Ecke bogen und ich Angst hatte, dass die Bande sie erkennen oder sich das Kennzeichen merken könnte. Als ich so tat, als sähe ich sie nicht, erfasste Gail die Situation blitzschnell und fuhr so lange herum, bis ich meine Verfolger abgeschüttelt hatte. Später gab sie allerdings zu, dass sie dabei längst nicht so cool gewesen war, wie sie gewirkt hatte.
    Zwar war ich um die Sicherheit meiner Familie besorgt, nahm das Ganze ansonsten aber nicht allzu ernst, bis Manson, offenbar wegen einer Zeugenaussage über seinen Machteinfluss erbost, eines Nachmittags einem Gerichtsdiener erklärte: »Ich werde Bugliosi und den Richter ermorden lassen.«
    Da er das einem Gerichtsdiener sagte, wusste Manson, dass wir die Botschaft bekommen würden. Older stand bereits unter Personenschutz. Am nächsten Tag wies das Büro der Staatsanwaltschaft auch mir für die gesamte Dauer des Prozesses einen Bodyguard zu. Außerdem wurden weitere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, die hier aber nicht im Einzelnen aufgeführt werden sollen, da sie wahrscheinlich auch dem Schutz anderer dienen. Nur eine sei erwähnt. Um zu vermeiden, dass sich ein Verbrechen wie im Cielo Drive

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