Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
die zusammen mit Davis verhaftet worden war, wurde bezüglich der Fälschungsklage freigesprochen. Wenige Wochen später kam sie jedoch erneut in Haft, da sie versucht hatte, Manson im Besucherraum der Bezirkshaftanstalt eine Tablette LSD zu geben. Nach einer Haftstrafe von 30 Tagen war sie wieder auf freiem Fuß und gesellte sich sofort zu der Gruppe an der Straßenecke. Nicht lange, und sie verstrickte sich in einen weiteren Mord.
21. Dezember 1970 bis 25. Januar 1971
Als das Gericht wieder zusammentrat, störten die vier Angeklagten die Verhandlung: Manson, indem er mit einer Büroklammer nach dem Richter warf, und die Mädchen, indem sie ihn bezichtigten, »Hughes beiseitegeschafft zu haben«. Dies alles waren offenbar geplante Aktionen, um sich die Schlagzeilen des Tages zu sichern.
Older ließ alle vier aus dem Saal entfernen. Als Sadie hinausgeführt wurde, musste sie hinter meinem Rücken vorbeigehen. Auch wenn ich nicht sah, was geschah, bekam ich es doch zu spüren: Sie stieß gegen eine Platte, auf der Beweisstücke lagen, sodass mich diese am Hinterkopf traf. Die Zeugen des Vorfalls gaben an, es habe so ausgesehen, als wolle sie sich auf das Buckmesser stürzen, das auf einem Tisch daneben gelegen hatte. Von da an wurde das Messer stets außer Reichweite der Angeklagten aufbewahrt.
Maxwell Keith offenbarte anschließend dem Gericht, dass er sich zwar nunmehr durch Lektüre der Protokolle und anderer Dokumente mit der Beweislage vertraut gemacht habe, sich jedoch keineswegs sicher sei, ob er seine Mandantin angemessen vertreten könne, da er nicht bei den Zeugenvernehmungen dabei gewesen sei und daher ihr Auftreten und ihre Glaubwürdigkeit nicht beurteilen könne. Auf dieser Grundlage beantrage er, das Verfahren für ungültig zu erklären.
Auch wenn Keith überzeugend argumentierte, wies Richter Older den Antrag ab, indem er darauf verwies, dass tagtäglich Anwälte bei Berufungsgerichten Fälle verhandelten, ohne bei den ursprünglichen Prozessen dabei gewesen zu sein.
Als dieser und mehrere andere Anträge erledigt waren, kam der Moment für das Eröffnungsplädoyer der Anklage. 90 Im Hauptverfahrensabschnitt zur Schuldfrage hält nach der kalifornischen Prozessordnung die Anklage einen Eröffnungsvortrag, gefolgt von der Einrede oder Gegenrede der Verteidigung, wonach die Anklage eine abschließende Darlegung oder Zusammenfassung vornimmt. Somit hat beim Hauptverfahren im Abschnitt zur Schuldfrage die Anklage das letzte Wort.
Im darauffolgenden Verhandlungsabschnitt zum Strafmaß stehen, wenn es dazu kommt, jeder Seite zwei Plädoyers zu, wobei hier die Verteidigung das letzte Wort behält.
Ich hatte mehrere hundert Stunden mit der Vorbereitung meines Eröffnungsplädoyers zugebracht und bereits vor dem Prozess damit begonnen. Das Ergebnis lag auf etwa 400 handgeschriebenen Seiten vor mir. Doch inzwischen war ich mit dem Inhalt so vertraut, dass ich nicht ablesen, sondern nur ab und zu einen Blick darauf werfen musste.
Ich begann mit einer ausführlichen, von Grafiken und anderen Hilfsmitteln gestützten Darstellung der Rechtsfragen, welche die Geschworenen zu erwägen hatten, wie Mord, Verabredung zu einem Verbrechen und so weiter. Die Rechtsbelehrungen, die der Richter den Geschworenen am Ende an die Hand geben würde, sind gedruckte, formale Erklärungen in einer verschwommenen, abstrakten Sprache, die oft genug nicht einmal Anwälte verstehen. Außerdem erklärt der Richter den Geschworenen nicht, wie diese Rechtssätze auf den jeweiligen Tatbestand anzuwenden sind, und so bleiben sie für einen Laienrichter oft nebulös und ohne konkreten Bezug zum verhandelten Fall. Daher mache ich es mir bei jedem Prozess zur Aufgabe, diesen Bezug herzustellen, indem ich auf praktische, einleuchtende Beispiele zurückgreife, das juristische Fachchinesisch in eine Sprache übersetze, die von den Geschworenen verstanden wird, und diese Rechtssätze mit der Beweislage verknüpfe.
Nachdem das geschehen war, wandte ich mich dem Hauptteil meines Eröffnungsplädoyers zu, fasste die Aussagen jedes Zeugen zusammen, zitierte teilweise wörtlich und setzte diese Zeugnisse mit der übrigen Beweislage in Beziehung, um meine Schlüsse daraus abzuleiten. Obwohl ich für den Vortrag drei Tage benötigte, war es ein fest geschnürtes, kompaktes Paket, und als ich zum Ende kam, war ich zuversichtlich, dass ich Mansons Machtposition, seine Motive, seine Beteiligung wie auch die von Watson, Atkins, Krenwinkel und Van
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