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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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kurzen Gespräch schien er weder krank noch in Gefahr zu sein. Die Überprüfung mit dem Lügendetektor bestätigte, dass die Zeugen über keine weiteren Informationen verfügten, daher wurden sie nicht in Gewahrsam genommen. Da Forsher und Elder Hughes einen Tag zuvor gesehen hatten, wurden sie keinem Lügendetektortest unterzogen und ihre Geschichte für bare Münze genommen.
    Wegen des anhaltend schlechten Wetters dauerte es weitere zwei Tage, bis das Sheriffbüro von Ventura einen Helikopter einsetzen konnte, um die Gegend abzusuchen. Inzwischen kursierten alle möglichen Gerüchte. Einem solchen Gerücht zufolge hatte sich Hughes absichtlich aus dem Staub gemacht, um sich entweder vor dem Plädoyer zu drücken oder den Prozess zu sabotieren. So wie ich Ron kannte, bezweifelte ich diese Theorie sehr. Als Reporter Hughes’ Unterkunft aufsuchten, war ich vollkommen davon überzeugt, dass es andere Gründe geben musste.
    Er schlief bei einem Freund in der Garage hinter dem Haus auf einer Matratze. Den Reportern nach war es ein Saustall – einer von ihnen bemerkte, da würde er nicht einmal seinen Hund schlafen lassen. Doch an der Wand der Garage hing, ordentlich gerahmt, die Anwaltsurkunde von Ronald Hughes.
    Obwohl zahlreiche Meldungen eingingen, wonach ein Mann, auf den Hughes’ Beschreibung passte, an einer Reihe von Orten gesehen worden war – in Reno war er angeblich in den Bus gestiegen, auf dem Freeway nach San Bernardino hatte er am Lenkrad gesessen, in einer Bar in Baja hatte er etwas getrunken –, hielt keine einer Überprüfung stand. Am 2. Dezember erklärte Richter Older daher Leslie Van Houten, dass seiner Überzeugung nach ein zusätzlicher Anwalt gefunden werden müsse, der sie in Abwesenheit von Hughes vertreten könne. Leslie erklärte, sie werde keinen anderen Anwalt akzeptieren.
    Am 3. Dezember bestellte Older nach Rücksprache mit Paul Fitzgerald Maxwell Keith zum zweiten Rechtsbeistand für Leslie.
    Der stille, ein wenig schüchterne Mann Mitte 40, dessen korrekte Manieren vor Gericht und konservative Kleidung im scharfen Gegensatz zu Hughes standen, genoss in Juristenkreisen einen ausgezeichneten Ruf. Wer ihn gut kannte, beschrieb ihn als einen gewissenhaften, ganz und gar redlichen und durch und durch professionellen Kollegen. Vom ersten Moment an war klar, dass er seine Klientin und nicht Manson vertreten würde.
    Als Manson dies begriff, beantragte er, sämtliche Rechtsbeistände zu entlassen – »Das sind nicht unsere Anwälte, die hören nicht auf uns« –, damit er und die Mädchen sich selbst verteidigen konnten. Außerdem verlangte er eine Wiederaufnahme des Verfahrens, um eine angemessene Verteidigung zu gewährleisten. Sie hätten, behauptete er, 21 Zeugen, die nur darauf warteten auszusagen. Beide Anträge wurden abgewiesen.
    Keith hatte eine Menge Arbeit vor sich. Bevor er sein Plädoyer vorbereiten konnte, musste er sich mit 152 Bänden Protokoll, über 18.000 Seiten, vertraut machen.
    Auch wenn Older dafür eine Vertagung gewährte, erklärte er allen Anwälten: »Wir werden uns bis auf Weiteres jeden Morgen um neun Uhr zusammenfinden.«
    Offensichtlich lag es Older am Herzen, unsere Anwesenheit zu kontrollieren.
    Einige Tage zuvor hatte Steve Kay mitangehört, wie Manson zu den Mädchen sagte: »Passt auf Paul auf, ich glaube, er führt etwas im Schilde.« Ich sorgte dafür, dass Fitzgerald von dem Wortwechsel erfuhr. Denn ein vermisster Anwalt war schließlich mehr als genug.
    Weder die Suche aus der Luft noch die am Boden erbrachten in der Gegend von Sespe irgendeinen Hinweis auf den Verbleib von Hughes. Als der zurückgelassene Volkswagen entdeckt wurde, fanden sich in seinem Inneren stapelweise Gerichtsprotokolle, wohingegen andere Dokumente, die Hughes bekanntermaßen besaß, darunter ein heimliches psychiatrisches Gutachten von Leslie Van Houten, unauffindbar waren.
    Am 6. Dezember erklärte Paul Fitzgerald Reportern gegenüber: »Ich glaube, Ron ist tot.« Am 7. Dezember wurde Hughes zur Fahndung ausgeschrieben, was das Sheriffbüro mit den Worten kommentierte: »Das macht man, wenn sonst alles ausgeschöpft ist.« Am 8. Dezember begab sich Richter Older ins »Hotel Ambassador«, um die Geschworenen über den Grund der Verzögerung zu informieren. Er teilte ihnen auch mit: »Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie über die Weihnachtstage isoliert sein werden.« Sie nahmen das weit besser auf als erwartet. Am 12. Dezember wurde die Suche nach Ronald Hughes

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