Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
schlimmer.«
Während einer der Mittagspausen bat Manson darum, mich zu sprechen. Mehrere frühere Vorstöße hatte ich mit der Begründung zurückgewiesen, ich würde mit ihm reden, wenn er in den Zeugenstand träte, doch diesmal beschloss ich, mir anzuhören, was er wollte.
Hinterher war ich froh darüber, da sich unser Gespräch als eines der aufschlussreichsten zwischen uns erwies, weil Manson mir erklärte, wie er zu seinen drei weiblichen Mitangeklagten stand.
Manson ging es darum, ein paar falsche Eindrücke zurechtzurücken, darunter auch Fitzgeralds Bezeichnung »rechtsgerichteter Hippie«. Ich persönlich fand den Begriff nicht unpassend, doch Manson sah das anders. Er habe sich nie als Hippie gesehen, meinte er. »Hippies mögen das Establishment nicht, also weichen sie aus und errichten ihr eigenes Establishment. Sie sind nicht besser als der Rest.«
Er wollte offenbar auch nicht, dass ich dachte, Sadie, Katie und Leslie seien das Beste, das er hatte kriegen können. »Ich habe Mädchen gevögelt, neben denen die drei wie Jungen aussehen würden«, sagte er.
Aus irgendeinem Grund schien es Manson wichtig zu sein, dass ich ihm glaubte, daher fügte er noch hinzu: »Ich bin ein sehr egoistischer Typ. Diese Mädchen sind mir scheißegal. Ich interessiere mich nur für mich.«
»Haben Sie ihnen das schon mal gesagt, Charlie?«, fragte ich.
»Klar, Sie können sie ruhig fragen.«
»Wieso sollten sie dann das alles für Sie tun? Wieso sollten sie Ihnen bereitwillig überallhin folgen – selbst in die Gaskammer von San Quentin?«
»Weil ich ihnen die Wahrheit sage«, antwortete Manson. »Andere Kerle verarschen sie und sagen: › Ich liebe dich und nur dich ‹ und all den Schwachsinn. Ich bin ehrlich zu ihnen. Ich gebe zu, dass ich der egoistischste Kerl der Welt bin. Und das ist die Wahrheit.«
Zugleich behauptete er aber ständig, er wäre bereit, für seinen Bruder zu sterben, rief ich ihm ins Gedächtnis. War das kein Widerspruch?
»Nein, weil das auch egoistisch ist«, behauptete er. »Er stirbt nicht für mich, wenn ich es umgekehrt nicht genauso tue.«
Ich hatte den starken Eindruck, dass Manson mir die Wahrheit sagte. Sadie, Katie und Leslie waren bereit, für ihn zu morden, ja sogar für ihn zu sterben. Und Charlie waren sie umgekehrt vollkommen egal.
Obwohl er bei den Zeugenaussagen nicht dabei gewesen war, lieferte Maxwell Keith für Leslie Van Houten das beste Plädoyer der Verteidigung ab. Er wagte außerdem, was kein anderer Verteidiger während des gesamten Verfahrens gewagt hatte. Für das, was geschehen war, wies er Manson die ganze Verantwortung zu.
»Aus den Protokollen ist immer und immer wieder zu ersehen, dass all diese Mädchen auf der Ranch glaubten, Manson sei Gott. Sie glaubten das wirklich.
Aus den Protokollen ist ebenfalls ersichtlich, dass diese Mädchen seinen Anordnungen folgten, ohne im Geringsten darüber nachzudenken.
Wenn Sie die Theorie der Anklage für bare Münze nehmen, wonach diese weiblichen Angeklagten gleichsam Erweiterungen von Mr. Manson waren – so etwas wie seine zusätzlichen Arme und Beine –, wenn Sie diese Mädchen also für willenlose Roboter halten, dann können sie nicht des vorsätzlichen Mordes schuldig sein.« Um vorsätzlichen Mord zu begehen, erklärte Keith, muss der Vorsatz gegeben sein, und man muss darüber nachdenken und die Tat planen. »Und diese Leute hier hatten kein eigenes Denken, keinen eigenen Willen, um eine Entscheidung zu treffen … bei jedem dieser Mädchen und bei Mr. Watson standen Denken und Handeln vollkommen unter der Kontrolle von jemand anderem.«
In Bezug auf Leslie argumentierte Keith, dass sie, selbst wenn sie all das getan hätte, was die Anklage ihr unterstelle, immer noch kein Verbrechen begangen habe.
»Allenfalls können Sie, wenn Sie der Aussage von Dianne Lake glauben wollen, daraus schließen, dass sie da war.
Bestenfalls geht aus der Beweislage hervor, dass sie etwas nicht sehr Schönes getan hat, nachdem die Morde bereits verübt waren.
Und bestenfalls zeigen die Beweise, dass sie, nachdem die Morde schon geschehen waren, irgendwelche Fingerabdrücke weggewischt hat, womit sie sich noch lange nicht der Beihilfe schuldig gemacht hat.
So abstoßend das alles auch in Ihren Augen sein mag, so kann doch kein Mensch des Mordes oder der Verabredung zum Mord für schuldig befunden werden, der auf einen bereits toten Menschen einsticht. Zweifellos ist die Schändung eines Toten in diesem Bundesstaat
Weitere Kostenlose Bücher