Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
eine Straftat, doch es ist nicht die, deren sie angeklagt ist.«
Dieser Fall, schloss Keith, müsse auf der Grundlage der vorhandenen Beweise entschieden werden, und »entsprechend der Beweislage, meine Damen und Herren, fordere ich Sie auf: Sprechen Sie Leslie Van Houten frei.«
Ich hielt mein Schlussplädoyer am 13. Januar.
Meiner Meinung nach ist das Schlussplädoyer sehr oft der wichtigste Teil des Prozesses, da es das letzte Wort an die Geschworenen darstellt. Auch hier waren mehrere hundert Stunden in die Vorbereitung geflossen. Ich begann meine Ausführungen mit einer direkten Erwiderung auf jede Behauptung der Verteidigung. Auf diese Weise hoffte ich, die letzten leisen Zweifel ausräumen zu können und mir so für den Schlussteil meines Vortrags, in dem ich so nachdrücklich wie irgend möglich die entscheidenden Punkte meiner Beweisführung zusammenfassen wollte, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu sichern.
Da ich mir jeden Anwalt der Verteidigung einzeln vornahm, zitierte ich zunächst einmal 24 Falschdarstellungen von Fitzgerald, und zwar sowohl bezogen auf die Gesetzeslage als auch auf die Zeugenaussagen. Seine Behauptung, Manson hätte, falls er die Morde wirklich befohlen hatte, eher Männer statt Frauen losgeschickt, konterte ich mit der Frage: »Will Mr. Fitzgerald etwa behaupten, Katie, Sadie und Leslie hätten bei dem Auftrag keine ganze Arbeit geleistet? Ist Mr. Fitzgerald mit dem Ergebnis nicht zufrieden?« Außerdem hatte Fitzgerald unterstellt, dass Linda die blutigen Kleider möglicherweise erst wenige Tage vor ihrer Entdeckung dort abgelegt hatte. Ich erinnerte die Geschworenen daran, dass Linda am 2. Dezember und außerdem als Häftling nach Kalifornien zurückgekehrt war und dass die Kleider am 15. Dezember gefunden worden waren. »Offenbar möchte Mr. Fitzgerald Ihnen einreden, dass Linda sich irgendwann zwischen diesen beiden Daten nachts aus ihrer Zelle im Sybil-Brand-Gefängnis geschlichen, ein paar Kleider aufgetrieben und sie mit irgendwelchem Blut beschmiert hat, um anschließend damit zur Benedict Canyon Road zu trampen, dort die Kleider die Böschung hinunterzuwerfen, per Anhalter zum Gefängnis zurückzufahren und sich wieder in ihre Zelle zu begeben.«
Fitzgerald hatte die Indizienbeweise in diesem Fall mit einer Kette verglichen und gesagt, wenn ein Glied fehle, würde die ganze Kette auseinanderfallen. Ich verglich sie dagegen mit einem Seil. Jede Tatsache bildet einen Strang, und »mit jedem Strang, den wir hinzufügen, wird das Seil fester, bis es stark genug ist, um diese Angeklagten einzufangen und festzuhalten«.
Shinn hatte nur wenige Punkte angeführt, die eine Widerlegung erforderten. Kanarek dagegen hatte viele Fragen aufgeworfen, und ich knüpfte sie mir eine nach der anderen vor. Zum Beispiel hatte Kanarek gefragt, weshalb die Anklage nicht gefordert hatte, dass die Angeklagten die sieben gefundenen Kleiderstücke anprobierten, um zu sehen, ob sie passten. Ich drehte den Spieß um und fragte die Verteidigung, wieso sie das nicht getan hatte, um den Geschworenen zu beweisen, dass sie nicht passten.
Was das Fehlen von Watsons Fingerabdrücken an Parents’ Auto betraf, so erinnerte ich an Dolans Zeugenaussage, wonach die Kripo in 70 Prozent der Fälle an einen Tatort kommt und keine brauchbaren Fingerabdrücke findet. Ich merkte außerdem an, dass Watson, da er die Hände bewegt hatte, höchstwahrscheinlich nur einen unlesbaren verwischten Abdruck hinterlassen hatte.
Wenn ich keine Antwort auf eine Frage hatte, so gab ich das offen zu, doch in den meisten Fällen bot ich mindestens eine, wenn nicht mehrere mögliche Erklärungen an. Wem gehörte die Brille? Offen gesagt, wussten wir es nicht. Doch Sadies Bemerkung gegenüber Roseanne Walker konnten wir entnehmen, dass sie nicht den Mördern gehörte. Wieso befand sich an dem auf dem Sessel gefundenen Buckmesser kein Blut? Kanarek hatte die Frage gestellt, und sie war gut. Wir hatten keine Antwort. Wir konnten allerdings spekulieren, dass Sadie das Messer verloren hatte, bevor sie auf Voytek und Sharon eingestochen hatte, möglicherweise während sie Voytek fesselte, und dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt ein anderes Messer von Katie oder Tex ausgeliehen hatte. »Viel wichtiger als die Frage, welches Messer sie benutzt hat, ist die Tatsache, dass sie gegenüber Virginia Graham und Ronnie Howard gestanden hat, auf beide Opfer eingestochen zu haben.«
Irving Kanareks ganzes siebentägiges Plädoyer,
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