Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Unzurechnungsfähigkeit im juristischen Sinne.
Leslie Van Houten war eine unreife, ungewöhnlich impulsive Persönlichkeit, die spontan und unüberlegt agierte.
Auch bei ihr handelte es sich nicht um Unzurechnungsfähigkeit im juristischen Sinne.
In seinem Gutachten zu Krenwinkel hatte Dr. Claude Brown, der Psychiater aus Mobile, festgestellt: »Zu dem Zeitpunkt, als ich Miss Krenwinkel sah, zeigte sie ein schizophrenes Verhaltensmuster.« Allerdings fügte er hinzu: »Damit möchte ich aber nicht behaupten, dass diese psychische Erkrankung bereits zur Zeit der mutmaßlichen Morde existiert hat.«
Schizophrenie kann unter die juristische Definition von Unzurechnungsfähigkeit fallen, doch Dr. Browns Diagnose enthielt ausdrücklich Einschränkungen, und als ich Dr. Hochman fragte, ob er auf der Grundlage seiner eigenen Untersuchung von Krenwinkel der Diagnose Schizophrenie zustimmen würde, antwortete Hochman: »Ich würde sagen, nein.«
Diese Erkenntnisse mussten den Geschworenen noch besser verständlich dargelegt werden.
Bei der Wiederaufnahme des Kreuzverhörs bat ich Dr. Hochman, den Begriff »psychotisch« zu definieren. »Wenn jemand den Bezug zur Realität verliert«, antwortete er.
Ich hakte nach: »Haben Sie den Eindruck, Doktor, dass eine der drei weiblichen Angeklagten zum gegenwärtigen Zeitpunkt psychotisch ist?«
A: »Nein.«
F: »Ist eine dieser drei weiblichen Angeklagten Ihrer Meinung nach je psychotisch gewesen?«
A: »Nein.«
Bugliosi: »Darf ich an den Zeugen herantreten, Euer Ehren? Ich möchte dem Zeugen unter vier Augen eine Frage stellen.«
Das hohe Gericht: »Ja.«
Ich hatte Dr. Hochman zwar bereits dazu befragt, wollte mir jedoch bezüglich seiner Antwort absolut sicher sein. Nachdem ich seine Antwort gehört hatte, kehrte ich zum Anwaltstisch zurück und stellte ihm eine Reihe zusammenhangloser Fragen, damit die Geschworenen nicht rückschließen konnten, worüber wir geredet hatten. Dann pirschte ich mich allmählich an die große Frage heran.
F: »Der Begriff › geistesgestört ‹ , Dr. Hochman, Sie sind natürlich mit dem Begriff vertraut?«
A: »Ja.«
F: »Würden Sie sagen, dass das Wort › geistesgestört ‹ von Laien als Synonym für › psychotisch ‹ verwendet wird?«
A: »Ich würde sagen, der Begriff › geistesgestört ‹ wird im Allgemeinen auf einen › psychotischen ‹ Zustand angewandt.«
F: »Dann gehe ich wohl richtig in der Annahme, dass Ihrer Meinung nach keine dieser drei Angeklagten zum gegenwärtigen oder zu einem früheren Zeitpunkt geistesgestört ist oder gewesen ist?«
A: »Das ist richtig.«
Mit dieser Antwort Hochmans war der Fall aus psychiatrischer Gutachtersicht abgehakt.
Die Verteidigung rief im Prozessabschnitt zum Strafmaß nur noch drei weitere Zeugen auf, allesamt aus dem harten Kern der Family. Jeder war nur kurz im Zeugenstand, doch das, was sie – vor allem die erste Zeugin – zu sagen hatten, gehörte vielleicht zum Schockierendsten, was wir im gesamten Prozess zu hören bekommen hatten.
Catherine Gillies, deren Großmutter die Myers Ranch gehörte, plapperte die üblichen Family-Aussagen nach: Charlie sei kein Anführer, es sei nie von einem Rassenkrieg die Rede gewesen, und diese Morde seien begangen worden, um Bobby Beausoleil zu befreien.
Kalt und durch und durch nüchtern, gab das 21-jährige Mädchen an, dass sie in der Nacht der LaBianca-Morde »Katie zum Wagen« gefolgt sei und gefragt habe, »ob ich mitkommen könnte. Linda, Leslie und Sadie waren alle im Wagen. Und sie haben geantwortet, dass sie mehr als genug Leute seien, um das zu tun, was sie tun müssen, und ich daher nicht mitzukommen bräuchte.«
Bei der Direktbefragung durch Kanarek erklärte Cathy: »Ich bin bereit, für einen Bruder zu töten, das sind wir alle.«
F: »Wie meinen Sie das?«
A: »Nun, um einen Bruder aus dem Gefängnis zu bekommen, würde ich töten. Ich hätte auch in der Nacht getötet, ich bin nur eben nicht mitgefahren …«
F: »Was hat Sie denn daran gehindert mitzufahren?«
A: »Nur die Tatsache, dass sie mich nicht brauchten.«
Offenbar hoffte Fitzgerald, die Härte ihrer Antwort ein wenig abzumildern, indem er sie fragte: »Haben Sie schon einmal einen Menschen getötet, um jemanden aus dem Gefängnis zu befreien?«
Mit einem seltsamen Lächeln drehte sich Cathy zu den Geschworenen um und sagte ihnen direkt ins Gesicht: »Bis jetzt noch nicht.«
Cathy hatte in der Direktvernehmung ausgesagt, dass Katie ihr von den
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